Heut mal, saisonbedingt, ein Vierzeiler von Heinz Erhardt:
Wenngleich die Nas', ob spitz, ob platt
zwei Flügel - Nasenflügel - hat,
so hält sie doch nicht viel vom Fliegen.
Das Laufen scheint ihr mehr zu liegen.
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Heut mal, saisonbedingt, ein Vierzeiler von Heinz Erhardt:
Wenngleich die Nas', ob spitz, ob platt
zwei Flügel - Nasenflügel - hat,
so hält sie doch nicht viel vom Fliegen.
Das Laufen scheint ihr mehr zu liegen.
Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.
Sie ist Witwe, denn der Gatte,
den sie hatte,
fiel vom Blatte
und diente so, auf diese Weise
einer Ameise
zur Speise.
Eines Tages sprach die Made:
"Liebes Kind, ich sehe gerade,
drüben gibt es frischen Kohl,
den ich hol'.
So leb' denn Wohl.
Halt, noch eins, denk was geschah.
Geh nicht aus, denk an Papa!"
Also sprach sie und entwich.
Made Junior aber schlich
hinterdrein und das war schlecht,
denn schon kam ein bunter Specht.
Und der fraß die kleine Made
ohne Gnade,
schade.
Hinter eines Baumes Rinde
ruft die Made nach dem Kinde.
....
Heinz Erhardt
Neben den vielen traurig ernsten Gedichten hat Erich Kästner auch ein paar humorvolle Reime zu Papier gebracht. So auch über einen der größten Irrtümer des späten Mittelalters:
Irrtümer haben ihren Wert,
jedoch nur hie und da.
Nicht jeder, der nach Indien fährt,
entdeckt Amerika
Manches wird erst deutlich, wenn man es in der Rückschau betrachtet. Dinge, die man zuerst garnicht bemerkt hat, sind plötzlich ganz klar - wie hier bei Paul Maar (bekannt durch "Das Sams").
Ein großes grünes Lidokork, das schwamm einmal im Nil;
dann stieg es rückwärts aus dem Fluss und war ein Krokodil.
Schnell lief zum kleinen Udakak das grüne Ungetüm.
"Flieg rückwärts aus dem Wald heraus!" befahl es ungestüm.
Der Kleine schüttelte den Kopf. Er hatte keine Lust dazu.
Drum wurde aus dem Udakak niemals ein Kakadu.
Passt auf, dass er euch nicht erwischt und zieht euch immer schön die Jacke an, auch wenn ihr nur mal gerade auf die Terasse geht...
Ein Schnupfen hockt auf der Terasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse -
und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.
Paul Schrimm erwidert prompt: "Pitschü!"
und hat ihn drauf - bis Montag früh.
Christian Morgenstern
Schön, das Du jeden Tag hier so nen nettes Gedicht hochlädst :) Da
kann der Tag doch schön anfangen :)
:danke:
:danke:
Wir hatten so ein bisschen die Hoffnung dass sich Andere da anschließen, so wie du mit Gerhard Becker oder mit selbstgelernten Gedichten. Uns / mir gehen irgendwann die Verse aus - bisher kommt noch alles aus dem Hirn und nicht als copy & paste. Ich will ja schließlich keine Urheberrechte verletzen.
Manchmal ist man mit sich selbst doch sehr nachsichtig:
Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet,
bemerkte, dass ihm dies missriet.
Jedoch, weil er es selbst gebraten,
tut er, als wär es ihm geraten.
Und, um sich nicht zu strafen Lügen,
isst er's mit herzlichem Vergnügen.
Eugen Roth
Lange hast du schon gesägt,
an deinem Aste, der dich trägt.
Du hast vom Sägen keinen Schimmer,
denn dieser Ast trägt dich noch immer
Ernst Kahlau
Heut mal wieder ein etwas lägerer Eugen Roth. Wer denkt, das hätte was mit der Besprechung zu tun, die ich soeben hatte, liegt selbstverständlich falsch.
Schütteln
Auf Flaschen steht bei flüssigen Mitteln,
Man müsse vor Gebrauch sie schütteln.
Und dies begreifen wir denn auch -
Denn zwecklos ist es nach Gebrauch.
Auch Menschen gibt es, ganz verstockte,
Wo es uns immer wieder lockte,
Sie herzhaft hin- und herzuschwenken,
In Fluß zu bringen so ihr Denken,
Ja, sie zu schütteln voller Wut -
Doch lohnt sich nicht, daß man das tut.
Man laß sie stehn an ihrem Platz
Samt ihrem trüben Bodensatz.