Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 7)
Ein frohes neues Jahr...:)
Hobbyarchäologische Ergebnisse sowohl theoretischer als auch praktischer Art zu den historischen Hintergründen des „Dicken Zwinger“ am Thomaswall…eine geschichtliche Reise in die Vergangenheit mit dem Schwerpunkt, nach der Suche des damaligen unterirdischen Zugangs, zur Bemannung des Zwingers.
Wie schon im Vorfeld beschrieben hatten wir über nun drei Monate die Option, den Zwinger am Thomaswall neben theoretischen Nachforschungen im Stadtarchiv Goslar auch praktisch Vorort nach zu gehen. Vielen Dank dem heutigen Besitzer Herrn Mevers, welcher uns die Schlüsselgewalt über den unteren Bereich des Zwingers ermöglichte.
Zu diesem Thema habe ich bereits überlieferte Aussagen aus dem Archiv (bezüglich des Zugangs) und Bilder des aktuellen Zustands des damalig, einzigen Zugangsbereich auf dieser Seite veröffentlicht. Nun an dieser Stelle die Ergebnisse acht monatiger Suche. Dies mit dem Schwerpunkt auf den unterirdischen Gang in Richtung Stadt, welcher möglicherweise in Teilsegmenten noch heute besteht…und dessen Zugang/Verlauf uns interessierte!
Bild Nr.1... im Anhang
Im Kontext dazu nochmal die überlieferte Aussage (Stadtarchiv) ergänzt mit einer weiteren zum damaligen Zugang des Zwingers.
Zitat:
1. „Dessen einziger Eingang ein tiefer, langer und düsterer Gang war, der aus der Stadt unter der Erde und der Stadtmauer weg in dessen Innere führte.“
Quelle: Bruchstücke betreffend die Reichstadt Goslar und die gegenwärtigen Verbesserungen ihres Stadtwesens… von Siemens. Johann Georg, 1793.
2. „Den Zugang zum Zwinger bildeten früher geräumige, unter der Mauer und den Wall hindurch sich erstreckende Gewölbe.“
Quelle: Archiv für niedersächsische Kunstgeschichte, eine Darstellung mittelalterlicher Kunstwerke…von H. Wilhelm Mithoff, 1849.
Den am Thomaswall stehenden Zwinger haben wir mit unseren einfachen Mitteln, nun mehr soweit wie möglich untersucht (Grabungen, sowohl Innen als auch Außen und Vermessungen), um nach Hinweisen des mittelalterlichen Zugangs zu suchen und diesen rekonstruieren zu können. Dies gelang uns nur bedingt!
Jetzt nochmal zu ein paar historischen Fakten des Zwingers aus der Archivarbeit:
-Chroniken von 1546 überliefern den Bau des „Dicken Zwingers“ im Jahre 1517.
-24,4 Meter Durchmesser im Sockelbereich und sechs Meter Umfassungswände auf dieser Ebene.
-bis zu 1000 Mann Besatzung
-Unter dem Fundament ein gewaltiger Mühlenstein, um eine Untergrabung zu verhindern.
-Zu den Geschützen…Zitat aus dem Archiv:
"Berühmt war er schon im Mittelalter nicht nur wegen seiner Größe wegen, sondern auch durch die umfangreichen und weitreichenden Geschütze, die drohend in den Nischen seiner Mauern standen. Mit nach Osten gerichtetem Rohr stand hier die gefürchtete "Rumetasch", was so viel wie "Großmaul" bedeutet. Sie soll aus 243 Zentnern Kupfer hergestellt worden sein. 1541 fanden die Kaiserlichen, die "Rumetasch" sei eine allzu beschwerlich zu handhabene Angelegenheit und sie schmolzen eine ganze Reihe kleinerer Geschütze aus ihr. Einem der Geschütze gaben sie den Namen "Die zwölf Apostel"."
-Umbau 1791 in eine Lokalität der Bürgerwall-Anlage…die Alternative wäre der Abriss gewesen
-1857…der Zwinger verliert durch ein Unwetter sein kegelförmiges Schieferdach und seine Haube, welche verkauft wird und nun bis dato einen Turm der Marienburg bei Hildesheim krönt.
-1869 wäre der Turm fast durch seinen damaligen Besitzer auf Abbruch verkauft wurden.
Die weitere Geschichte bis dato ignoriere ich an dieser Stelle, da diese soweit bekannt sein wird und an dieser Stelle den Rahmen bricht!
Zudem was wir im legalen Bereich (nur nochmal als Hinweis!) praktizierten:
Erster Schritt...
-Wir entfernten mit dem heutigen Besitzer des Zwingers den Außenbereich des damaligen Eingangs von Sträuchern und ähnlichem und fanden unter etwa zehn Zentimeter Erde einen „alten“ Kanaldeckel. Darunter, zirka in ein Meter Tiefe (in einem senkrechten Schacht) befindet sich ein „altes“ massives, metallisches Abwasserrohr, welches bis dato der Abwasserleitung des Zwingers dient…dazu später mehr! Der Hintergrund der Suche an dieser Stelle diente der damaligen Annahme, hier Treppenstufen in die Tiefe zu finden um einen unterirdischen Gang in Richtung Stadt an dieser Stelle nach zu weisen. Dies erübrigte sich mit dem Auffinden des oben genannten Schachtes.
Bild Nr. 2
Bild Nr.3
Unter viel Erde findet sich vor dem Zwinger ein Kanaldeckel und ein Schacht.
Bild Nr. 4
Aufnahme von Innen, Richtung Ausgang…hier führt heute eine Treppe hinab…auf der Mitte dieser befindet sich ein Podest aus Holz…hier zu sehen als „Abstellbereich“. Im Hintergrund haben wir bereits eine Bohle entfernt.
Bild Nr. 5
Unter dem oben erwähnten Podest, welches man oben in der Aufnahme sieht.
Bild Nr. 6
Sicht von dem Podest, nach unten, nachdem wir einige Bohlen entfernten.
Zweiter Schritt:
-Im zweiten Schritt widmeten wir uns der Suche hinter der vermauerten „Tür“ im Innenbereich des Zwingers, mit dem gleichen Ziel, Fragmente von Stufen zu finden, welche in die Tiefe gehen…. Auch diese Suche erwies sich diesbezüglich als negativ. Zwar führt heute eine steinerne Treppe bis etwa einen Meter vor die Vermauerung nach außen, aber es gibt (heute!) keine weiteren Stufen mehr unter die Erde.
In zirka ein Meter Tiefe, in sehr weicher Erde (leichte aufgeschüttete Erde…keiner, über welche Jahrhunderte Bemannungen des Zwinger gelaufen sein können, fanden wir nur wieder das oben genannte Abwasserrohr. Interessanterweise fanden wir keinen Sockel (siehe oben, den benannten „Mühlenstein“).
Die Seitenwände des Ganges gehen aber weiter in die Tiefe. Auch an dieser Stelle deutlich bauliche Veränderungen!
Der innere Bereich des Zwingers nach einer Zeichnung Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Archiv im nächsten Bild zeigt ein waagerechten Ausgang Richtung Stadt mit anschließend nach unten geneigter Übermauerung…
Bild Nr. 7
Die Zeichnung (Bild Nr. 7) entspricht im Kontext interessanterweise nicht der Architektur des Zwingers im Keller-/Zugangsbereich…wenn man diese Zeichnung ernst nehmen sollte, fehlt an dieser Stelle die Treppe nach unten.
Die interessanten Fragen an dieser Stelle…
- in wie weit ist diese Zeichnung historisch ernst zu nehmen? Sie zeigt den Zustand etwa Mitte des 19. Jahrhunderts. Wenn, wie auf der Zeichnung im Untergeschoss zu sehen, links der heutige Ausgang nach dem Umbau zu sehen ist, dann liegt der Ausgang zu Stadt etwa ein Stockwerk tiefer.
-wieso gibt es defakto eine Treppe nach unten, welche diese Zeichnung revidiert?
-lag der damalige Ausgang höher und die Treppe wurde später nach unten gebaut oder
-gibt es möglicherweise ein „Geschoss“ unter dem jetzigen Keller, welches dato aufgeschüttet ist?
Zumindest eines steht fest, zu unseren Fragen, fanden wir bis auf die genannten Hinweise keine Antworten im Archiv…
Zu unseren subjektiven Ergebnissen...Der Zwinger wurde baulich deutlich verändert! Der unterirdische Zugang ist an dieser Stelle mit unseren technischen Optionen nicht wirklich weiter zu ermitteln...Trotzdem zeigt speziell die Ambivalenz der heutigen baulichen Struktur im Kellerbereich zu der Zeichnung (Nr.7) interessante Fragestellungen auf! Gibt es einen Keller unter dem Keller...!?!:)