Vor 100 Jahren oder so ......
TROST
Anhang 1521
Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
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Vor 100 Jahren oder so ......
TROST
Anhang 1521
Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Einen hab' ich noch ......
AUSKUNFT
Einer der ersten, die in Goslar Altertümer sammelten und
mit ihnen sogar ein eigenes Museum begründeten, war Emil
Fenkner.
Schon als Fünfzehnjähriger fing er an, Altertümer aufzu-
kaufen und beschädigte zu restaurieren, obgleich seine
Familie, die in dem noch heute sehenswerten Hause Breite
Straße 51 eine Brennerei betrieb, diese Leidenschaft weder
teilte noch begriff.
Als der junge Fenkner einmal damit beschäftigt war, eine
alte, wurmstichige Heiligenfigur zu restaurieren, um sie vor
dem Verfall zu bewahren, kam ein Besucher und fragte nach
ihm.
Ein Familienmitglied gab ihm folgende Auskunft: "Wo Emil
steckt? Och, der verrückte Bengel ist auf'n Hofe. Er liegt
auf'er Madonna und spritzt ihr Petroleum in'ne Löcher,
damit se die Würmer los wird!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Und noch einen ......? ( Ihr lasst es mich wissen, wenn's zuviel wird ?! )
ANDERS GEHT'S NICHT
Ein sehr korpulenter Herr suchte einst Dr. Nieper auf.
Das Essen und Trinken schmecken ihm, sagte er, aber er
habe immer das Gefühl des Aufgeblähtseins und einen Druck
auf dem Herzen.
"Was essen Sie denn so den Tag über?", fragte Dr. Nieper.
"Ach Gott, nicht viel. Morgens so meine sechs, sieben
Brötchen mit Wurst und Schinken, zum Frühstück ein halbes
Dutzend Spiegeleier mit Speck und etwas Käse, aber mittags
esse ich richtig. Am Nachmittag vielleicht vier, fünf Stücke
Kuchen und einige Tassen Kaffee, aber abends esse ich dann
ordentlich, und wenn ich ausgehe, lasse ich mir im Lokal
noch ein ordentliches Essen geben."
Dr. Nieper blätterte in seinem Kalender und sagte: "Am
besten kommen Sie Dienstag ins Krankenhaus und richten
sich auf acht bis zehn Tage ein, Verehrtester."
"Was soll ich denn im Krankenhaus, Herr Geheimrat?"
"Ich muss Sie operieren."
"Operieren?", fragte der Patient erblassend, "aber Sie
haben mich ja nicht einmal untersucht!"
"Das tut nichts mein Lieber, ich muss Ihrem Darm einen
zweiten Ausgang machen, der eine schafft's nicht mehr."
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Herrlich!
Kennst Du auch "Da lacht die Butterhanne"? Gleicher Autor, wunderbare Stories ...
Hallo Andreas,
jaaaa, so ganz dunkel in der Hinterstube mein ich das mal gehört
zu haben. Aber gelesen noch nicht.
Da habe ich noch einen zum Thema Bäckerhandwerk :
DER PAPAGEI
Vor vielen Jahren lebte in Goslar ein Bäckermeister, der
einen sehr klugen Papagei besaß. Eines Tages konrollierte
die Polizei das Gewicht seiner Brote, fand aber keinen
Grund für Beanstandungen. Schon wollten die Beamten den
Laden verlassen, als plötzlich der Papagei rief:
"Dei lütjen Brote liggen im Schapp!"
Die Beamten öffneten einen Schrank und fanden darin eine
Anzahl Brote, deren Gewicht sehr zu wünschen übrig ließ.
Sie wurden beschlagnahmt und der Meister bestraft. Er
ärgerte sich so über den verräterischen Vogel, dass er ihn
ergriff und in die Gosse warf. Dort sielte sich gerade die
Sau des Bäckermeisters. Der Papagei erhob sich verschmutzt
aus der Gosse und sagte zu dem Schwein: "Dau häst woll ok
wat von tau lüttje Brote e'seggt, wat?"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Aus "Da lacht die Butterhanne". Übrigens hatte ich mich geirrt, der Autor ist hier Hans W. Ulrich. :O
Der Torweg
An Doktor Niepers Haus, das dort stand, wo sich jetzt die Einhorn-Apotheke befindet war ein Torweg. Da dieser eine dunkle Ecke bildete, wurde er nachts oft verunreinigt. - Natürlich ärgerte das den Geheimrat und er befahl seinem Kutscher aufzupassen.
In einer der folgenden Nächte erwischte Hagedorn einen Mann bei diesem heimlichen Geschäft. Er warf den Torweg zu, und der Geheimrat erschien auf der Bildfläche. „Hagedorn, die Stallschaufel!“ rief er, packte den Übeltäter beim Hosenbund und während Hagedorn das mühsam Hervorgebrachte dem Manne hinten in die Hose schaufelte, sagte Dr. Nieper: „Nehmen sie es bitte wieder mit, Liebster. Wir lassen uns nichts schenken!"
Quelle:
Hans W. Ulrich
Da lacht die Butterhanne
1962, Goslar
Hallo Andreas,
streue Asche auf mein Haupt !!:O
Ich habe mich geirrt - natürlich ist es auch bei mir der "Hans W. Ulrich" !
Da habe ich wohl die Wechstaben verbuchselt. :D
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Da kann ich ja gleich noch einen nachlegen .....
DAS GUTE REZEPT
Zu Dr. Nieper kam eine Dame, die über Fuß- und Bein-
schmerzen klagte. Der Arzt untersuchte sie und sah auch
ihre hohen Stöckelabsätze.
"Das werden wir schnell behoben haben, Verehrteste", sagte
er, "ich schreibe Ihnen ein Rezept."
Die Dame ging mit dem Rezept zur Apotheke, und der
Apotheker studierte lange daran herum. Schließlich sagte er :
"Das können wir leider nicht ausführen, gnädige Frau. Dafür
ist die Apotheke nicht zuständig."
"Aber warum denn nicht? Herr Geheimrat Nieper hat mir das
Rezept ausgeschrieben."
"Ja, das sehe ich", sagte der Apotheker, "aber damit müssen
Sie zum Schuster gehen. Hier steht: Die hohen Absätze
herunterreißen und flache drunter machen."
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als es an der Feldstraße noch den Bahnübergang gab und unten im großen Kreuzungsbereich noch der alte Straßenverlauf (man konnte also die Feldstraße hochfahren) existierte.
So sah es damals in dem Kreuzungsbereich aus:Zitat:
Was für ein wundervoller Tag! Endlich bin ich volljährig. Ich kann fortan nicht nur tun und lassen was ich will, ohne dass die Eltern mich herumkommandieren können, ich darf jetzt sogar Auto fahren!
Gott sei Dank habe ich einen sehr großzügigen Vater. Er hat tiefstes Vertrauen in meine Fahrkenntnisse und leiht mir sein Auto, wann immer es machbar ist.
Woher er dieses Vertrauen nimmt, ist mir bis heute ein Rätsel geblieben.
Damals ist mir nicht nur das Fahren an sich trotz Führerscheins für lange Zeit ein unergründliches Geheimnis geblieben.
Nein! Ganz besonders die technische Seite des Autos war (und ist) ein Fall mit drei Fragezeichen.
Fahren gelernt habe ich mit einem ganz simplen Personenkraftwagen. Einem Diesel mit Gangschaltung.
Jetzt sollte ich Führerscheinneuling plötzlich, anstatt mit einem Auto, mit einem "technischen Monster" zurechtkommen!
Stellvertretend für alle Frauen stelle ich die berechtigte Frage: "Wieso, bitte schön, muss ein Benziner anders funktionieren als ein Diesel? Wofür benötigt man diesen vermaledeiten Choke?"
Zieht man ihn nicht, springt der Wagen nicht nur nicht an, sondern gibt beleidigt für eine ganze Weile keinen Mucks mehr von sich.
Zieht man ihn, hustet das Auto drei Mal und ist danach ebenfalls für eine Ewigkeit unbrauchbar.
Nun ja. Es half nichts. Ein neues Auto wollte sich Papa-K. partout nicht kaufen. Wollte ich also fahren, musste ich schauen, wie ich zurechtkam. Mama-K. sah dies ganz pragmatisch. Ihre Sichtweise: Susanne hat einen Führerschein. Also kann sie mich in die Stadt fahren.
Sie stieg voller Vertrauen (woher auch sie dies nahm kann ich ebenso wenig nachvollziehen) zu mir in den Wagen und wir machten uns auf den Weg. An der größten Kreuzung der Stadt Goslar stand ich als Erste an der Ampel. Damals machte mich dies immer noch sehr nervös.
Die Ampel schaltete auf grün. Ich legte den Gang ein, gab Gas und dann....
Mein Auto hoppelte und blieb exakt nach drei Sprüngen in der Mitte der Kreuzung stehen.
So perfekt, dass von allen Straßen die Zufahrt auf die Kreuzung blockiert blieb.
Die Autos hupten. Mama-K. schrie "tue doch etwas".
Susanne war die Ruhe selbst. Sie wusste: Das war wieder der Choke!
Jetzt heißt es 10-15 Minuten warten. Dann fährt das Auto wieder.
Mama-K. war war allmählich einem Herzinfarkt nahe. Das Hupkonzert wurde immer lauter und ärgerlicher. Mit der Zeit ging mir dieser Lärm natürlich auch an die Nieren. Wussten die denn alle nicht, dass man bei einem Choke, den man nicht gezogen hatte, für eine ganze Weile nicht mehr weiterfahren konnte?
Da klopfte es an das Seitenfenster. Ein bemüht freundlicher Herr fragte, warum ich auf der Kreuzung parken würde. Ich erklärte es ihm. Er sah mich mitleidig an:
"Fräulein, vielleicht versuchen Sie einfach im ersten anstatt im dritten Gang anzufahren..."
Anhang 7982
Einer geht noch ......
GANZ EINFACH
Es war während der Besatzungszeit. Zwei junge Goslarerinnen
treffen sich.
"Nun, sag mal Elfriede, Du gehst jetzt mit 'nem Thommy?"
"Na klar!"
"Mädchen, kannst Du denn Englisch?"
"Ach was, kein Sterbenswort."
"Aber dann könnt Ihr Euch ja nicht mal miteinander unter-
halten, Elfriede."
"Prima sogar. Schau mal, was er von mir will, das weiß ich --,
und was ich von ihm will, das zeige ich ihm im Schaufenster!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
(Papa-K. möge mir verzeihen ;) )
Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als es an der Steilen Trift noch eine recht großzügig angelegte Kleingartenanlage gab.
Mein Opa hatte dort eine "Box" gepachtet, einen recht großen - sehr idyllischen - Garten.
Zur Orientierung: "Opa´s Box" lag in etwa auf der Grenze zwischen der Steilen Trift und der Hochgrevenstraße.
Früher (bis ca. Mitte der 1970er Jahre) war die Gegend dort noch nicht bebaut.
Zitat:
Oma und Opa waren stolze Pächter einer "Box", einem riesigen Garten in einer Art „Klein“gartenanlage am Steinberg. Dieser Garten, wunderschön idyllisch oberhalb der Altstadt gelegen, bestach durch seine steile Hanglage.
Im oberen Teil gab es einen alten Kirschbaumbestand, der für uns Kinder zur Erntezeit ein einziges Paradies darstellte und regelmäßig für Bauchschmerzen sorgte. Neben den alten Kirschbäumen gab es üppige Himbeer- , Brombeer- und Stachelbeerhecken.
Im mittleren Gartenteil hatte Opa neben einem Kaninchenstall auch einen Hühnerstall und einen Geräteschuppen gebaut. Hühner liefen frei im Garten herum und wir durften die Eier einsammeln. Die Kaninchen wurden von uns gefüttert und mit wachsender Begeisterung gestreichelt. Dieser Teil wurde dominiert von einer großen Wiese.
Der untere Teil des Gartens gehörte der Oma. Hier hatte sie Blumenbeete angelegt. Ihr ganzer Stolz war ein prächtig blühendes Rosenbeet.
An einem wundervollen, warmen Sommertag Ende der sechziger Jahre verabredeten wir uns mit den Großeltern in dieser "Box". Von unserer damaligen Wohnung aus konnten wir diese bequem zu Fuß erreichen.
Oma und Mama-K. begaben sich in den Blumengarten um die blühende Pracht zu bewundern. Opa werkelte bei den Hühner herum. Wir Kinder spielten. Der Garten bot unendliche Möglichkeiten, Abenteuer zu erleben.
Papa-K. entschied sich für ein Nickerchen auf der Sonnenliege, die er auf dem Rasen platzierte.
Bedingt durch den steilen Hang musste er sich, um die Sonne optimal zu nutzen, mit dem Kopf hangabwärts auf seine Liege legen. Papa-K. nickte, eingelullt von den wärmenden Sonnenstrahlen, ein.
Mama-K. und Oma hatten derweil ihren Bewunderungsrundgang abgeschlossen und wollten Kaffee trinken. Mit etwas lauterer Stimme, damit Papa-K. es auch ja hörte, sprach Mama-K. ihn an.
Papa-K. schreckte aus seinem Schlummer hoch, vergaß, dass er hangabwärts auf der Liege lag, holte Schwung und sprang hoch. Zumindest versuchte er es. Die Liege bekam durch seine temperamentvolle Bewegung ein Übergewicht und kippte kopfüber zusammen mit Papa-K. nach hinten.
Da lag Papa-K. nun mit den Beinen über den Kopf geschlagen unter der umgekippten Lage. Eine äußerst missliche Lage.
Noch misslicher war aber der Umstand, dass er in Omas ganzen Stolz, das Rosenbeet, gefallen war.
Oma stand schimpfend und zeternd da und hielt Papa-K. einen Vortrag darüber, was er ihren Rosen antat.
Mama-K. und Susanne bekamen einen ihrer unkontrollierbaren Lachanfälle.
Also blieb Papa-K. nichts anderes übrig, als sich allein aus seiner ungünstigen Lage zu befreien. Dazu musste er sich, ob der auf ihm liegenden Liege, seitwärts drehen. Die Folge: es wurden noch mehr Rosen zerstört.
Oma drehte ihre Schimpfkanonaden auf Papa-K. weiter auf. Sie glichen zwischenzeitlich einem Maschinengewehrangriff. Mama-K. und Susanne kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus und hielten sich ihre schmerzenden Bäuche.
Auf die Idee, dem Papa-K. ein wenig zu helfen, kam bis zum Schluss keiner! Das hat er uns bis heute nicht verziehen.
Oma hat Papa-K. Zeit ihres Lebens nie vergeben, dass er ihre Rosen ruinierte. Papa-K. durfte sich auch in den Folgejahren nie wieder in die Nähe des Rosenbeetes legen!
SCHNELLE NACHRICHTENÜBERMITTLUNG
Einst hatte sich ein Gerichtsrefrendar mit einer jungen
Goslarerin verlobt. Die Eltern der Braut wünschten aber,
die Verlobung solle geheim bleiben, bis der Bräutigam seine
Assessorprüfung abgelegt habe.
Eines Tages, als der Assessor im Hause seiner künftigen
Schwiegereltern weilte, benutzte er einen Augenblick des
Alleinseins mit seiner Braut, diese recht herzhaft abzuküssen.
Leichtsinnigerweise geschah das in der Nähe des Fensters.
Im gegenüberliegenden Hause wohnten nun zwei alte
Damen, Schwestern, die aus Hannover stammten und das
Tun und Treiben ihrer Nachbarn mit Argusaugen beobachteten,
um jeden Klatsch sofort weiterzugeben. So waren
ihnen auch die Zärtlichkeiten des jungen Paares nicht ent-
gangen, aber auch die Braut hatte die beiden Klatschtanten
entdeckt.
"Morgen weiß es die ganze Stadt", sagte sie, "und meine
Eltern werden ungehalten sein. Gehe sofort hinüber und
bitte sie um strengste Diskretion."
Der Referendar überquerte die schmale Gasse und klingelte
an der Tür der alten Jungfern. "Ich darf Sie geziemend
bitten, gnädiges Fräulein", sagte er, "diese Neuigkeit
nicht zu verbreiten." Und er erklärte die näheren Umstände."
"Och wie schäöde, Herr Referendäör", erwiderte die alte
Dame, "äöber maane Schwester Amäölie es'er geräöde mit los!"
Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Einer noch ......?
DAS JAGDFRÜHSTÜCK
Treibjagd im Landkreis Goslar. Der Forstmeister a.D., ein
Jäger von altem Schrot und Korn, war auch eingeladen worden.
Spaßvögel stibitzten ihm zwischen zwei Treiben sein Frühstück
aus der Jagdtasche. Es bestand u.a. aus einem Paar harter Würst-
chen. Jäger sind oft zu derben Späßen aufgelegt, und so ver-
tauschten sie die Würstchen mit solchen, die größere Jagd-
hunde gelegentlich von sich geben. Sorgfältig wurden sie in
das gleiche Pergamentpapier eingewickelt und dem alten Nimrod
heimlich in die Tasche geschoben.
Das Jagdfrühstück fand "aus der Jagdtasche" statt, aber da es
ein kalter Wintertag war, hatte der Jagdherr einen Kessel mit
Erbsensuppe auf offenem Feuer wärmen lassen, aus dem jeder
Jagdgast nehmen konnte.
Die beiden Spaßvögel hatten schon mehrere Teller davon ver-
drückt und warteten voll Schadenfreude auf das Gesicht das der
Forstmeister machen würde, wenn er sein Frühstück auswickelte.
Zu ihrer Enttäuschung tat er es nicht; vielmehr rührte er ständig
in dem Kessel mit der Erbsensuppe.
"Wollen Sie gar nicht frühstücken, Herr Forstmeister?", fragte
einer der Übeltäter.
"Natürlich", rief der alte Herr verdrießlich, "ich habe vorhin
ein Paar Würstchen in den Kessel geworfen, kann sie aber nicht
wiederfinden!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Herrlich Eure Geschichten (inlove)
... und ich hab tatsächlich Goslärsches Plattdeutsch noch mal wieder lesen können. Meine seinerzeit über 90 Jahre alte Nachbarin hat das auch noch gesprochen.
Leider hatte ich nie die Zeit (Hütte musste bezahlt werden, Arbeit überall, nur nicht in Goslar) die Dame mal auf Band aufzunehmen. :((
Kennt ihr noch Jemanden, der das Platt spricht?
Hallo Ekkehard,
ja, in den 70ern da kannte ich schon noch den einen oder anderen der
Goslarer Originale, die noch Platt sprachen. Aber ich denke dass die mittler-
weile ausgestorben sind. Mir ist jedenfalls keiner mehr bekannt. ?(
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Einen hab ich noch auf Lager :
SEIN ERSTER GEDANKE
Ein Straßenbauingenieur hatte die undankbare Aufgabe,
einem Gutsbesitzer, der nicht nur ein guter Landwirt,
sondern auch ein gewaltiger Nimrod war, zu eröffnen, die
neue Straße werde seine Ländereien durchqueren. Er breitete
die Karte aus, zeigte die projektierte Linienführung und
nannte zögernd die Größe der Fläche, die der Landwirt
einbüßen würde.
Er war auf scharfen Protest und auf die Forderung einer
hohen Entschädigung gefasst, aber der Landwirt starrte auf
die rote Linie, die sein Land teilte, hieb dann mit der Faust
auf den Tisch und sagte:
"Verdammt nochmal! Schon wieder ein Hasenkessel zum Deibel!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Ja Monika,
das finde ich auch. Ich habe die Geschichten allerdings - bis auf die vom
Schuster - alle abgetippt. Ich möchte das Buch nicht zu sehr auf den Scanner
drücken müssen. Das dauert. Aber da sind auch noch diverse Geschichten
auf Platt. Die will ich so nach und nach angehen.
Aber einen habe ich noch in Reserve :
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PLASTISCHES SEHEN
Die Obersekunda hatte den neunten Gesang der Odyssee
übersetzt, in dem der listenreiche Odysseus den Zyklopen
Polyphemos blendet und aus dessen Gefangenschaft entflieht.
Wie erinnerlich, schleudert der zornige Zyklop den griechi-
schen Schiffen gewaltige Felsbrocken nach, ohne sie zu
treffen.
Professor H., Uvo genannt, war immer bestrebt seinen
Schülern auch andere Wissensgebiete zu erschließen und be-
nutzte Homers Dichtung zu einer optischen Belehrung.
"Es war kein Wunder", sagte er, "dass Polyphemos die
Griechenschiffe nicht traf. Er war einäugig. Nur der Besitz
zweier Augen ermöglicht plastisches Sehen."
Ein Obersekundaner meldet sich.
"Och Sü, Berlepsch, was wollen Sü?"
"Odysseus hatte doch aber dem Zyklopen das einzige Auge
geraubt."
"Ja," sagte Uvo, "das kam dann allerdings auch noch dazu!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Einen habe ich da noch ausgegraben -- witzigerweise mit aktuellem Bezug :
KULTUR
Die Ansichten über kulturelle Notwendigkeiten sind ver-
schieden.
In einer sagenhaft gewordenen Sitzung des Rates der Stadt
Goslar nach der Jahrhundertwende, versuchte der Bürger-
meister, seine Ratsherren und Senatoren für den Bau eines
eigenen Stadttheaters zu erwärmen. Er schilderte die Seg-
nungen der Kultur und nannte Städte von gleicher Ein-
wohnerzahl, die längst über einen eigenen Musentempel
verfügten. Gewiß, so sagte er, gäbe es noch andere Erfor-
nisse. So müsse über kurz oder lang an die Schaffung einer
Kanalsisation gedacht werden, die Straßenbeleuchtung sei
recht mangelhaft und von der Pflasterung mancher Straßen
wolle er gar nicht reden; aber ein Stadttheater sei eine
kulturelle Tat, ja man könne ohne Übertreibung sagen,
ein eigenes Stadttheater sei für die ganze Stadt ein gei-
stiges Bedürfnis.
Als er die Ratsmänner dann bat, zu seinem Vorschlag Stel-
lung zu nehmen, erhob sich ein würdiger Bürgervorsteher
und sprach die klassischen Worte :
"Herr Bürgermaaster, wir brauchen kaan Stadttheater ---
wir brauchen aan Pisse-aar!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
susanne, hier etwas aehnliches! Ich komme mit meiner 15 jaerigen Tochter bei einem Deutschlandbesuch in Frankfurt Flughafen an: ein Auto ist vorbestellt.,und soll gegenueber abgeholt werden. alles klappt, bis ich mit dem Ganz Neuen[wie hiess er?] auf dem Leihwagengelaende in einer Sackgasse landete. Wo ist der Reuckwaertsgang? Laut Beschreibung sollte er einfach zu finden sein, aber nichts bewegte sich. So, ich laufe zurueck zum Verleih, ein Mann sagt, "ach ja, der Wagen ist neu und bei diesem Model ein wenig steif. Nun ist noch zu sagen, dass ich von zu Hause nur an automatisches Getriebe gewohnt war. Jedenfalls tuckelten wir los, um unsere koffer einzuladen. dann will ich weiter und der Wagen saeuft ab ,oder macht Huepfer. Da reisst ein Mann von der Passagierseite aus die Tuer auf greift an die Schaltung und sagt leicht gereizt auf englisch" Hier ist der 1ste Gang"! ----- Der schien Erfahrung gehabt zu haben mit den bloeden Reisenden vom Ausland!!!!! Nachher hatte meine Tochter noch den Auftrag, an die Handbremse zu erinnern, denn sie fing schon mal an zu riechen! Monika
Oh weh Monika,
das Leben kann schon ganz schön hart sein! Ich eben sehr über Deinen Bericht gelacht und kann eigentlich gar nicht aufhören weiter zu lächeln. Danke :D:D:D:D
birgit, das Dukatenmaennchen sagt wie ueblich gar nichts. Es zeigt bloss allen sein Hinterteil und das bedeutet ja auch was:evil: Uebrigens haben Spassvoegel in den 50igern besagtem Maennchen mal eine Hose Angezogen, ich glaube, das war in einer Sylvesternacht Gruesse, Monika. Ps diese Geschichtchen sind herrlich!
Ein wenig Nachschub ...
GOSLARER SPLITTER
Im Jahre 1934 erklärte das damalige Deutsche Reich den
Versailler Vertrag für null und nichtig. Gedenkstunde in
der Goetheschule. Thema: Versailles ist tot!
Aufsatz am nächsten Tag. Ein Kind schrieb: Gestern war in
der Stadt geflaggt. An den Fahnen hingen Trauerflore, weil
Versailles gestorben ist. Er war erst 15 Jahre alt.
---
Naturkunde in der gleichen Zeit. Die Lehrerin erklärt, wie
sich von Hunden verfolgte Hasen durch plötzliche Haken-
fluchten zu retten suchen. Aufsatzthema: Wie schützt sich
der Hase vor seinen Feinden?
Ein Kind schrieb: Er duckt sich und macht Hakenkreuze....
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Ich habe da mal für Nachschub gesorgt :
DER HERR AMTSRICHTER
Goslarer Originale erwähnen und den Amtsrichter a. D.
Ferdinand Hirsch vergessen, hieße unvollständig berichten.
Seine Lebensgewohnheiten erinnern an die schrulligen
Romanfiguren, wie sie Wilhelm Raabe und Gottfried Keller
schilderten.
Der Tagesablauf des Herrn Amtsrichters war bis ins kleinste
geregelt, wiewohl er Ruheständler war und als Junggeselle
über seine Zeit frei verfügen konnte. Er lebte in einem
geordneten Rechtsstaat, also hatte auch sein Privatleben
nach einem feststehendem Dienstplan abzulaufen. Unordnug
herrschte nur bei Menschen, die zucht- und planlos lebten.
Basta!
Wenn früh morgens die Bäckerjungen ihre Brötchen aus-
trugen und die Barbiere geschäftig zur Morgenrasur in die
Bürgerhäuser eilten, wenn die Kirchenuhren die sechste
Stunde -- schön nacheinander, damit man jede hören konnte
-- schlugen, erhob sich der Herr Amtsrichter, um sich vom
Friseurmeister Hinz balbieren zu lassen. Dann zog er das
für diesen Tag bestimmte Oberhemd und den nur für diesen Tag
vorgesehenen Anzug an und fuhr in den nur für diesen Tag be-
stimmten Stiefel, denn er besaß dreißig Anzüge, Oberhemden,
Nachthemden, Stiefelpaare usw., die jeweils nur an einem
Tage im Monat getragen wurden.
Auf Akkuratesse und Sauberkeit bedacht, mußten seine
Beinkleider täglich gewandt, gelüftet und geklopft werden.
Bis neuen Uhr frühstückte er mit Behagen, wobei er hollän-
dischen Tee bevorzugte. Dabei las er die Hildesheimer
Zeitung, die am Abend zuvor von der Post geholt werden
mußte. Mit dem Glockenschlage neun schritt der alte Herr
zum Kabinettchen, das um diese Zeit unbedingt frei zu sein
hatte. Ein Spaziergang bei jedem Wetter folgte, um den
Appetit anzuregen. Schlag ein Uhr stand das Mittagsmahl
auf dem Tisch. Je nach dem täglichen Magenfahrplan gab
eine aus einem Kilo Bein- oder aus einem halben Kilo
Rindfleisch gewonnene Suppe, ein großes Stück gut geklopf-
ten, nicht gespickten Hammelbraten oder ein Sechspfundstück
Rinderschmorbraten mit Gemüse und guter, ostfriesischer
Butter. Danach Kompott. Dieses Mittagessen teilte seine
Hausdame mit ihm, während er morgens und abends allein
speiste. Jedoch mußte auch bei diesen Mahlzeiten für zwei
gedeckt werden.
Bis drei Uhr ruhte Herr Amtsrichter, dann ging es zum
Kaffeetrinken nach der Bleiche. Punkt sechs Uhr begann das
Spiel im Klubgarten, und schlag acht setzte er sich daheim
zum Abendessen nieder. Es gab zwei Schnitten Brot und drei
Brötchen, von letzteren blieben stets zwei übrig. Die Auf-
schnittscheiben waren genau abgezählt. Nach dem Abendessen
rauchte er eine seiner 30 Tabakpfeifen, die fertig gestopft
zu sein hatte. Bis elf Uhr pflegt er zu lesen, zwischendurch
aß er zehn Katharinenpflaumen oder zwei Mirabellen, zwölf
Kirschen, vier Teelöffel Apfelmus von Gravensteinern, je
nach der Jahreszeit.
Nach einem Sitzbad von fünf Minuten stieg er unter Ver-
wendung eines frischen Nachthemdes ins Bett. Da er als
einstiger Richter mit Spitzbuben zu tun gehabt hatte,
sicherte eine geladene Pistole seinen Schlummer.
Die Schrulligkeit des alten Herren ging soweit, daß er
Ein- und Zweipfennigstücke unter die Tischbeine legte, um
die Ehrlicheit der Hausangestellten zu prüfen. Natürlich
wußten das alle Beteiligten und gaben die Pfennige zurück.
Abends durfte das Personal nicht fortgehen, denn er glaubte,
es schädige das Ansehen des Hauses. Tagsüber hatten die
Angestellten jedoch viel freie Zeit, und die Köchin
erhielt 24 Taler Gehalt. Die Bildung seiner Leute suchte er
durch wöchentliche Entrichtung einer "Theatermark" zu heben,
und auf Spaziergängen führte er stets eine Tüte mit Bonbons
oder Gebäck mit, um sie an Kinder zu verteilen.
Das Einerlei der Woche wurde am Sonnabend durch Frau
Ibentals Fußpflege unterbrochen, die ihn, Punkt sieben Uhr,
von den Hühneraugen befreien mußte.
An Sonntagen wenn das Personal Ausgang hatte, veran-
staltete er "Stuben- und Spindrevision". Beschädigtes Ge-
schirr stellte er auf ein Tablett und legte ein goldenes
Zwanzigmarkstück dazu, von dem neues Geschir gekauft wurde.
Seine Einstellung zum Personal war von der damaligen Zeit
diktiert.
Als seine Aufwartung, Frau Diener, sich sonntags weigerte,
mit der Kiepe zum Einkaufen zu gehen, sagte er: "Ihr seid
Leute der dienenden Klasse, Ihr müßt das tun!"
Trotz seiner Schrullenhaftgkeit war er gerecht und gut-
mütig. Unbemittelten Menschen stand er jederzeit unentgelt-
lich mit Rat und Tat zur Seite und stiftete viel Gutes. Trotz
seines streng geregelten Lebens als Junggeselle soll er, wenn
man seinen Zeitzeugen glauben darf, noch Zeit gefunden haben,
sechs blühenden Kindern das Leben zu schenken.
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
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Da ergibt sich doch gleich wieder eine Frage: Wo oder was war der
"Klubgarten", der offensichtlich der gleichnamigen Straße ihren Namen gab ?
WARUM DENN NICHT ?
Vor dem Amtsgericht Goslar wird eine Alimentationssache
verhandelt. Ein junger Mann aus Hahndorf soll in zwei
Fällen seine Vaterschaft bekennen. Der eine Fall hat sich
in Goslar abgespielt, der andere ist in Hildesheim geschehen.
Nach einem Blick in die Akten sagt der Richter: " Die
Klägerin in Goslar gibt an, sie sei am 14. Juli vorigen Jahres
mit dem Beklagten zusammen gewesen. Es soll abends um 21 Uhr
gewesen sein. Geben sie das zu, Beklagter?"
"Jawoll, Herr Amtsgerichtrat, et stimmet."
"Gut! Nun gibt aber die Klägerin in Hildesheim das gleiche
Datum an, genauer gesagt, die gleiche Nacht vom 14. auf 15.
Juli. Bei der Entfernung zwischen beiden Orten ist das nicht
gut möglich.
"Warumme denn nich, Herr Amtsgerichtrat", sagte der Beklagte,
"Ek häbbe doch'n Motorrad!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Hier haette ich eine Anecdote, die meine Mutter miterlebt hat . Goslar, Amtsgericht,meine Mutter muss bei einer Gerichtsverhandlung das Geschehen auf der Schreibmaschine festhalten: eine Frau klagt fuer ausstehende Alimente fuer 6 Kinder, alle vom selben Mann. Da fragt sie der Richter "Gute Frau, warum heiraten sie den Mann denn nicht?" Antwort: "nae, so sympatisch is er mir nicht!" Mir von meiner Mutter Berichtet,, Monika
Hallo Monika,
vielleicht dachte sich die Frau, dass sie bei den Kindern noch eine Chance hat,
diese zu erziehen. Bei dem Mann wohl eher nicht mehr. ;)
Well, Hanno, das ist auch eine Erklaerung !?( Monika
Bei dieser Geschichte Monika,
kann man sich nur noch an den Kopf fassen und hoffen, dass der Schmerz vergeht!
DAS FEUCHT FRÖHLICHE KLEEBLATT
Alte Goslarer erinnern sich noch der drei Kumpane, die
Bedeutendes im Vertilgen gebrannten Wassers, aber sonst
nicht viel Nützliches leisteten. Das Kleeblatt bestand aus
dem Berger, Mädelbaum und August, das jede Gelegenheit
wahrnahm, der Arbeit aus dem Wege zu gehen, denn sie
waren Gelegenheitsarbeiter. Sie arbeiteten bald hier, bald
gar nicht. Ein festes Arbeitsverhältnis mieden sie. Es behin-
derte ihre persönliche Freiheit. Diese Freiheit wurde indessen
öfter beschnitten, wenn die Eckensteher ihren Unmut über
die ungerechte Verteilung der irdischen Güter oder die
mangelhafte soziale Gesetzgebung zu lärmend äußerten. Die
drei Schluckbrüder waren im Aussehen und Temperament sehr
verschieden, aber sie hatten eines gemeinsam: Anstren-
gender Arbeit gingen sie aus dem Wege und nahmen
vorwiegend flüssige Nahrung zu sich. Eine Flasche "Eppi"
vermochte ihre Herzen zu erwärmen, ihre rauhen Kehlen
zu schmieren und ihnen Mut einzuflößen, Standespersonen
und Gesetze zu beschimpfen.
An ihren Treffpunkten besprachen sie lokale Dinge. Lokale
interessierten sie besonders. Oder sie debattierten über
die (Gast-)Wirtschaftslage.
Einer dieser Treffpunkte war der Schapergarten, der Schäfer-
garten, am Rosenberg, der dem angesehenen Landwirt Karl
Tappe, kurz Onkel Karl genannt, gehörte. Im ersten Stickel-
beerenbusch stand die Rodehacke, mit der sich, wer wollte,
Marreik (Meerrettich) holen konnte.
Ein altes, etwas morsches Gartenhäuschen gewährte bei
Regenwetter Schutz, zumal sich in dem dort lagernden
Grummet der schwerste Rausch ausschlafen ließ.
Nachdem das Kleeblatt eines Tages eine Flasche "Eppi tau
Bodde e'maket harre", beschloß es, "Räuber und Gendarm"
zu spielen und Mädelbaum sollte den Gendarmen machen,
während Berger und August sich als Räuber versteckten.
Mädelbaum, der keine Lust hatte, viel herumzusuchen und
gewöhnt war, die Dinge von höherer Warte zu betrachten,
erstieg das Dach des Gartenhäuschens. Leider war es der
Belastung durch eine solche Schnapskanone nicht gewachsen
und brach ein, so daß Mädelbaums Kopf und Arme oben
heraussahen, während sein übriger Körper frei in der Luft
schwebte. "Hilpe! Hilpe!", schrie er, "ek hänge twischen
Himmel un Ire!"
Seine Kumpane erretteten ihn aus der Bedrängnis, aber sie
ärgerten sich, daß die alte Bude ihnen das Spiel verdorben
hatte. Zu ihrem Schnapsrausch gesellte sich ein Rausch der
Zerstörungswut, und sie trampten und posten gegen die
Wände, daß das Lehmfachwerk herausfiel. Nun sollten auch
die Balken umgelegt werden, denn wenn sich die drei einmal
zur Arbeit entschlossen hatten, gab es keinen Feierabend.
Aber wie in der biblischen Geschichte der Herr in einer
Wolke erschien, so trat jetzt aus Lehm- und Staubwolken
Herr Tappe hervor. Hatte er sonst dem Treiben der drei
Schnapsbrüder nachsichtig zugesehen und wohl auch einen
mitgetrunken (wenn noch aaner in'ner Pulle war), so ließ
er jetzt jeden Humor vermissen und zeigte die Täter wegen
grober Sachbeschädigung an. Selbst bei Sensationsprozessen
hatten sich die Zuhörer nicht so im Gerichtssaale gedrängt,
wie bei dieser Verhandlung. Der Amtsgerichtsrat leitete sie
mit Verständnis und Sinn für Humor. Zunächst protestierte
Mädelbaum gegen die Bezeichnung Gelegenheitsarbeiter.
"Ek daue jede Arbaat, hoger Jerichtshof", sagte er,
"aber ek finne man nich so ofte dei Gelägenhaat!"
Als die Anklage verlesen wurde und Onkel Karl als einziger
Zeuge auftrat, lehnten ihn die drei Kumpane als befangen
ab. Zur Begründung sagte der Berger: "Herr Amtsgerichts-
hof, sulange hei sülbens middesopen hät, sulange hät hei
nist e'seggt, aber getzte, uppemah, sind wei besopen e'west
un häbben dei uhle Budike af'eretten!"
Sie wurden zu einigen Tagen verknackt und mußten unter
Aufsicht vom "uhlen Brannes", dem Gefängniswärter, Holz
hacken. Sie taten es, bis auf den Berger, der es verstand,
sich sogar hier zu drücken. "Nä, nä", sagte er, "ek keike
so veel karriert un hacke mek noch'n Dumen af, un denn
mot der Amtsrichter Schmerzensgeld betahlen uder hei mot
mek als Invaliden erhuhlen. Nä, nä, ek will et Jerichte
nich schädigen!"
Um dem vorzubeugen, mußte er den Holzwagen durch die
Stadt ziehen.
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
DER LETZTE GRUSS
Die Frau eines wohlhabenden und angesehenen Goslarer Bürgers
war gestorben. Damals gingen die Bestattungen noch von der
Wohnung des Verstorbenen aus.
In diesem Falle war es ein Begräbnis erster Klasse mit einem
hohen, verglasten Leichenwagen, dessen Pferde Trauer-
schabracken und schwarze Federbüsche trugen und von schwarz
gekleideten Männern geführt wurden.
Da am nächsten Tage ein großes Feuerwehrfest stattfand,
waren die Häuser beflaggt, und Girlanden zogen sich über
die Straßen. Als sich der Trauerzug mit großem Gefolge die
Hildesheimer Straße hinabbewegte, blieb eine Girlande an
dem mit schwarzen Straußenfedern geschmückten Prunk-
säulen des Leichenwagens hängen und riß ab.
Der Kutscher hatte sich vor dem Hindernis gebückt, merkte
aber nicht, was hinter ihm geschah. So fuhr der Wagen dem
Friedhof entgegen, während auf seinem Dach ein Schild
prangte, auf dem stand : Herzlich Willkommen!
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Hei, jei jei, wat makaber Klaus ......! :O
Die Lieblingsanekdote meines Vaters ging übrigens folgendermaßen:
Der Nachbarjunge klopft an der Tür. Als die Dame des Hauses öffnet entwickelt sich folgender Dialog:
"Maane Mutter lässt fragen, ob wir unsere Prilleken in Ihrem Fette backen können."
"Wat? In maanem Fette??"
"Ja, dafür, sagt maane Mutter, dürften se auch Ihr Flaasch in unsere Suppe kochen."
Beste Grüße
Bergmönch