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Hottenrott Einzelhandel
http://www.goslarer-geschichten.de/i...hottenrott.jpg
Ergänzend zum Thema "Hottenrott Stahlhandel" möchte ich diesen Beitrag dem Einzelhandelsgeschäft widmen.
Obwohl uns allen Hottenrott noch ganz präsent und gut in Erinnerung - ist im Internt kaum etwas über die Firma "Heinrich Hottenrott" (Einzelhandel) zu finden.
Heinrich Hottenrott
Glas- und Porzellanwaren
Hauptgeschäft: Bäckerstraße 104
Filiale: Hildesheimer Str. 9
3380 Goslar
gegründet: 1859
Firmenstandort: Haus Alberti (Ecke Petersilien- / Bahnhofstraße)
1864 Umzug in die Bäckerstraße 104, wo das Geschäft bis zu seiner Insolvenz blieb.
Im Buch "Emilie - ein leiser Abschied" wird erwähnt, dass Hottenrott im Mai 1887 als erstes Unternehmen in Goslar einen Telefonanschluß erhielt.
(Der Reklameanzeige können wir entnehmen, dass die Fernsprechnummer 11 lautete)
Insolvenz:
Die Konkursverfahren gegen die verschiedenen Hottenrott-Unternehmungen (Einzel-, Groß- und Stahlhandel sowie die Holding) wurden am 01.01.1999 eröffnet.
Hottenrott war in Zahlungsschwierigkeiten geraten, nachdem die Banken nach wirtschaftlichen Turbulenzen innerhalb der Holding den Pool-Vertrag gekündigt hatten.
Die Einzelhandelsimmobilie wurde Herrn Tessner zum Kauf angeboten.
Quelle: http://www.goslarsche.de/Home/harz/a...rid,14384.html
Hottenrott wurde danach als "Neue Hottenrott GmbH" unter neuer Flagge weitergeführt, bis dann im Jahr 2009 eine erneute Insolvenz folgte und das Geschäft dann endgültig und für immer am 30.06.2009 nach 150 Jahren seine Pforten schloß.
Wobei für mich ganz persönlich die Ära "Hottenrott" mit der Insolvenz im Jahr 1999 endete. Danach - das war nicht mehr der Hottenrott den ich kannte und in Kindheitserinnerungs-Ehren halte.
Quellen und Erinnerungen:
http://www.goslarsche.de/Home/harz/a...rid,72329.html
http://www.goslarsche.de/Home/harz/a...rid,72345.html
http://www.goslarsche.de/Home/harz/a...rid,11793.html
Zum Schluß noch ein paar außergewöhnliche Webfinds.
Anhang 13599Anhang 13598
Auf dem Foto von 1929, das Speedy uns zur Verfügung gestellt hat, kann man ganz rechts im Bild auch die Fa. Hottenrott gut erkennen
http://www.goslarer-geschichten.de/a...8&d=1320492039
Aus Hottenrott ist seit 2009 Vockeroth (Kette von Modehäusern, die Markenmode vertreiben) geworden.
Zumindest ist das wunderbare Haus sehr gut restauriert und weiterhin ein Schmuckstück in unserer Stadt.
http://www.goslarsche.de/Home/harz/g...rid,89375.html
Das Bild mit dem Telefonbuchauszug haben wir uwe unten zu verdanken.
Er stammt aus einem Telefonbuch des Jahres 1955
Anhang 13600
Erinnerungen an Hottenrott - das Original
Nachdem ich im Internet trotz intensiver Suche nach wie vor so gut wie nichts über Hottenrott - "das Original" - finde, muß ich meine eigenen Erinnerungen bemühen, um soviel wie möglich von diesem Traditionsgeschäft in unser aller Gedächtnis zu verankern.
Damit keine Mißverständnisse aufkommen: es sind nur persönliche Erinnerungen - nichts davon ist in Stein gemeißelt - aber vieles sehr emotional geprägt.
Hottenrott - damit verbinde ich ein hochpreisiges Sortiment - ein wenig elitär, aber gut sortiert und vielfältig.
Im Erdgeschoß war repräsentativ die Porzellan- und Glasabteilung untergebracht. Alles stand - wunderbar poliert - in Glas(?)-Regalen.
Kein Staubkorn störte die perfekte Ansicht.
Ich hatte immer die Sorge, dort vielleicht einmal mit der Handtasche etwas herunterzureißen, weil es auch ein wenig eng war, vor allem, wenn viele Interessenten dort herumschauten. Und früher war Hottenrott noch gut besucht. Selbst mein in Berlin wohnender Patenonkel ist gern nach Goslar gekommen um dann ausgiebig bei Hottenrott einzukaufen.
O-Ton: "So etwas Tolles gäbe es in Berlin nicht" (das war alles noch vor der Wende).
Das Porzellan war vom Feinsten. Im Prinzip wurden bei Hottenrott nur namhafte Firmen wie z.B. Villeroy & Boch, Arzberg Porzellan, Seltmann Weiden, Hutschenreuther, etc. verkauft.
Die Schaufenster waren immer fein und edel dekoriert.
Im ersten Stock empfand ich die Verkäufsräume, wohl weil sie verschachtelt waren, etwas wirr.
Ganz zuerst, wenn man die Treppe heraufkam - rechts - befand sich die ausgesprochen gut sortierte Spielwarenabteilung.
Ein Eldorado, auch mit vielen namhaften Herstellern (viel Steiff Tiere). Aber auch ziemlich teuer.
Ich glaube, ganz hinten (nachdem man nochmals rechts abgebogen war) war dann die umfangreiche Modelleisenbahnecke.
Dies ist auch der einzige Punkt, wo ich Hottenrott im Internet immer noch erwähnt finde: als Fachverkaufsstelle für Modelleisenbahnen und -Zubehör. Es scheint, als hätte Hottenrott sich hier gut positioniert und sich einen weit über Goslar hinausgehenden Ruf "erarbeitet".
Doch nun zurück zum Treppenhaus.
Ich meine, dass man auch bei "Hottenrott - dem Original" bereits oben links abbiegen konnte.
Kann es sein, dass dort Haushaltswaren verkauft wurden? Da kann ich mich gar nicht mehr so dran erinnern.
Wenn jemand von Euch noch Bilder findet aus der aktuelleren Zeit (so 1960 - 1999), dann wäre das super.
Leider habe ich Hottenrott nie fotografiert.
N.B. mit "Hottenrott - das Original" meine ich noch die Heinrich Hottenrott GmbH und nicht den Nachfolger "Das Neue Hottenrott"
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14 Einbauküchen vorführbereit - damals muss das wohl sensationell gewesen sein ... :D
Hottenrott das Fachgeschäft im Herzen Goslars
So hieß es mal in einer Werbung(siehe Titel) der Firma Hottenrott Einzelhandel Bäckerstraße.
Mir blutet heute noch das Herz, wenn ich gelegentlich mal an dem Gebäude vorbei komme, wasmeist der Fall ist, wenn in Goslar Weihnachtsmarkt ist.
1976 machte ich in der Modellbauabteilung (Modelleisenbahn) ein Schulpraktikum. Ein Jahr später machte ich mein Hobby zum Beruf, ich erlernte den Beruf des Spielwarenfachverkäufers (Schwerpunkt Modelleisenbahnen).
Vom neunten Lebensjahr bis zum heutigen Tage bin ich dem "Virus" verfallen, obwohl ich schon lange Jahre nicht mehr in der Branche und auch nicht mehr in diesem Beruf tätig bin.
Das waren noch Zeiten, vorallem an die Vorweihnachtszeit in den Jahren 1977 bis 1979 kann ich mich noch gut erinnern. Der Laden war vorallem an den langen Adventssamstagen von oben bis unten rappelvoll und die Kasse klingelte natürlich. Nicht so wie heute, wo unter Umständen die Läden auch voll sind und die Leute lieber ihr Geld behalten.
Die Regale waren in dieser Zeit prall gefüllt mit Produkten die für die Modelleisenbahn gebraucht werden, aber auch bei den anderen Spielwaren. Aber ganz leise deutete sich damals schon eine Wende an, die ersten Videospiele kamen auf den Markt, zwar noch einfach gestrickt, wie Pingbong oder Tennis. Zwei weiße Punkte und zwei weiße Balken waren über ein Joystick aus zu steuern und zB.über einen kleinen Schwarzweißfernseher anzuschauen.
Das Computerzeitalter speziell für Spieleconsolen begann seinen Siegeszug in den Kinderzimmern und verdrängte leider nach und nach die Modelleisenbahnen, was einige Hersteller schon bitter erfahren mussten.
Damals hieß es noch, bei Hottenrott sind Lehrjahre keine Herrenjahre und da war was dran. Die Ausbildung war mehr als gut, man hat viel gelernt. Nachlässigkeiten was einige junge Leute heute so an den Tag legen die in einer Ausbildung sind, gab es einfach nicht oder man wurde "zurechgestutzt".
Auch schon Jahre zuvor, habe ich dieses Geschäft geradezu bewundert, vorallem die großen Modelleisenbahnschauanlagen die da über viele Meter hinweg in der Vorweihnachtszeit im Schaufenster standen. Man konnte sich garnicht sattsehen. Und natürlich wollte man es zu Haus genauso oder ähnlich nachbauen. Sicherlich war das nicht so umzusetzten wie heute, denn es ist alles eine Frage des Geldes bzw Taschengeld, was man damals zur Verfügung hatte.
Da wurde jede Mark in die Modelleisenbahn investiert und natürlich kaufte man ausnahmslos bei Hottenrott und zuvor noch bei Gerecke in der Fischemäkerstraße.
Anfang der siebziger Jahre war es ja fast wie ein Wettbewerb- wer hat die größte und schönste Anlage im Fenster. Karstadt, Gerecke und Hottenrott lockte die Kinder, aber auch die Erwachsenen vor die Fenster, die aus dem staunen garnicht mehr raus kamen.
Natürlich hatte Hottenrott auch mehr zu bieten als nur Spiel- und Modellwaren. Da gab es noch Bastelartikel, Haushaltswaren, Pozellan, Glas und Eisenwaren. Eine riesige Werkzeug, Autozubehör, Farben und Kleineisenwaren, gab es damals noch im alten Harzkauf im Untergeschoss. Und die Haushaltswarenabteilung wurde ausgegliedert in die Rosentorstraße und der Laden hieß fortan Pott und Pann. Das Einzelhandelsgeschäft in der Bäckerstraße war sehr verwinkelt vom Keller, bis ins Dachgeschoss. Überall wurde der Stauraum genutzt.
Sicherlich hat man wohl unsere langsam alternde Gesellschaft übersehen. Denn Treppensteigen fällt vielen älteren Leuten schwer, speziell noch, wenn sie die eine oder andere "Einkaufstüte" noch bei sich hatten. Und wie schon angesprochen, der beginnende technische Wandel (Computerzeitalter). Weiter kamen hinzu, dass man weniger Geld für Tischkultur und dergleichen ausgab. Das waren die Anfänge, das man sich Beratung im Fachgeschäft holte, aber den gleichen oder ähnlichen Artikel in einem Kaufhaus kaufte. Denn mittlerweile siedelte sich ja ein noch heute existierendes Unternehmen in der Gutenbergstraße an.
Eigentlich sind wir die Verbraucher mit schuld an der Misere wo wir uns heute drin befinden, den Euro mal außen vor.
Unser Kaufverhalten hat sich dramatisch verändert, alles soll möglichst günstig sein, soll robust und wiederstandsfähig sein. Das ist natürlich so nicht machbar, gut und billig, das passt einfach nicht.
Da müssen wir wieder von weg, egal in welcher Branche des Einzelhandels. Lieber einmal kaufen, dafür aber einen höheren, aber fairen Preis zahlen. Dann haben alle was davon, der Verbraucher erfreut über höhere Langlebigkeit des Produktes und dem Handel geht es besser, er kann sogar seine Beschäftigten angemessen entlohnen und Firmenpleiten wie hier Hottenrott, dürften dann eher die Ausnahme bleiben und nicht das Tagesgeschäft.
Gruß
märklinist