Ergebnis 1 bis 6 von 6

Thema: Hahnenklee im Dritten Reich – Erinnerungen an die Kindheit

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Wasserknecht Avatar von curiosus2
    Registriert seit
    09.12.2012
    Ort
    Wuppertal
    Beiträge
    7
    Danke
    1
    29 Danke für 6 Beiträge erhalten

    Daumen runter Hahnenklee im Dritten Reich – Erinnerungen an die Kindheit

    Eisvergnügen

    Über Nacht hatte der Frost den „Kuttelbacher See“ in eine glitzernde Eisfläche verwandelt. An den folgenden Tagen pickten Arbeiter an unterschiedlichen Stellen Löcher in die Eisdecke, um deren Festigkeit zu prüfen. War das Eis dick genug, befuhr ein Kradfahrer vom Heer mit seiner schweren Beiwagenmaschine den zugefrorenen See, um gleichsam im finalen Test die Tragfähigkeit des Eises zu bestätigen. Nach der Kapitulation übernahm diese Aufgabe ein Soldat der britischen Armee, der mit einem Jeep - so wie im Winter davor der Deutsche mit seinem Krad - mehrere Runden auf der Eisfläche drehte. Hinterher gab der Dorfpolizist höchst selbst diese zum Schlittschuhlaufen frei. Gewechselt hatte nur dessen Uniform – das Eisaufhacken, der finale Test und am Ende die Freigabe durch den Ordnungshüter liefen in ihrer Kontinuität so ab, als habe es nie und nimmer einen Regimewechsel gegeben. Unsere Eltern sahen der Saison auf dem Eis stets sorgenvoll entgegen. Ihre Besorgnis galt dabei weniger den Blutergüssen und Verstauchungen, die wir uns beim Toben auf dem Eis einhandelten, als vielmehr dem Schuhwerk, das dem ruinösen Einwirken der Befestigungskrallen auf Absätze und Sohlen häufig nicht widerstehen wollte. Abgerissene Absätze und Sohlen waren oft der Auslöser für großen Ärger daheim. Schuld daran waren in allen Fällen die scharfkantigen Krallen aus Eisen, mit denen die Eisgleiter am Absatz und an der Schuhsohle anmontiert wurden. Doch den Ärger daheim nahm ich so hin. Weder ich noch die anderen aus unserer Clique dachten auch nur eine Sekunde daran, dem Vergnügen auf dem Eis freiwillig zu entsagen. Im Winter 45/46 fanden wir auf dem Eis einen neuen Freund. Der war freundlich, ruhig und ausgeglichen, was den zu schätzenden Charakter anbelangte, aber geradezu massig mit hoher Schulter und dichtem Fell, was die Figur betraf – ein „Neufundländer“ eben. Das „Kalb“, wie wir den Hund respektlos nannten, gehörte einem Offizier der britischen Armee, der viel Zeit darauf verwandte, hinter seinem Hund herzurennen, um den Ausreißer wieder an die Leine zu nehmen. Der riss sich ständig los, weil er es liebte, auf dem zugefrorenen See herum zu toben. Laut bellend und munter mit dem Schwanz wedelnd rannte er übers Eis und zog dabei gleich zwei von uns hinter sich her. Dem „Kalb“ war es einerlei, ob wir uns an seiner Rute oder am zotteligen Fell seiner Flanken festkrallten.

  2. Danke von:

    Hanno (07.01.2013),Monika Adler (06.01.2013),Strippenzieher (07.01.2013)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  


Dieses Forum ist komplett werbefrei und wird ausschließlich privat finanziert.

Um auch in Zukunft ohne Werbebanner und nervige Pop-Ups auszukommen,

würden wir uns über eine kleine Spende sehr freuen.