Eine Anekdote aus Goslar
Die Kuren des seinerzeit berühmten Kräuterdoktors Lampe
beruhten auf einer strengen Diät und auf dem Einnehmen
von Kräutersäften mit laxierender Wirkung. Darum hatte
der Kräuterdirektor auf dem Hof seines Grundstückes in der
Bäringerstraße zehn Toiletten bauen lassen. Sie lagen
in einer Reihe nebeneinander.
Eines Tages sieht er einen seiner Kurgäste mit eiligen
Trippelschritten an der Front dieser Zellen entlang laufen.
Auf seine Frage sagt der Kurgast:
"Ach, Herr Kurdirektor, welche Fatalität! Alle Häuschen
sind besetzt. Was soll ich nur tun?"
"Nun, nun, haben Sie ein wenig Geduld, gleich wird eins
frei werden. Hier, nehmen Sie zunächst mal eine Prise."
Und er reicht ihm seine Tabatiere.
"Vielen Dank, Herr Kurdirektor, aber ich schnupfe nicht!"
"Nehmen SIe trotzdem eine", rät Lampe, "das beruhigt die
Nerven und Sie werden sich freier fühlen."
Der Kurgast, des kitzelnden Schnupftabaks ungewohnt nimmt
eine Prise und niest fürchterlich.
"Sehen Sie", sagt Lampe, "das tut gut, und eben wird auch
eine Zelle frei."
"Vielen Dank", erwidert der Kurgast betrübt, "aber jetzt
ist es nicht mehr nötig."
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Ulrich W. Bode. Goslar 1965.