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Thema: "Goslarer Fensterstreit"

  1. #11
    Schießhauer Avatar von märklinist
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    Zitat Zitat von Professorexabyte Beitrag anzeigen
    Auch wenn ich für den Beitrag von einigen Alteingesessenen ordentlich was auf den Deckel bekommen werde, gehe ich die "Gefahr" mal ein, und schreibe auch mal mienen Quark dazu.
    Die Goslarer Innenstadt wurde seit den 70er 80er Jahren dermaßen verunstaltet, dass diese Erbsenzählerei auf Kosten der Privatbesitzer, die es nur ein wenig wärmer haben wollen im Winter, einfach nur ungerechtfertigt und unverschämt ist. Der Denkmalschutz sollte sich mal fragen, wo er denn gewesen ist, als damals die ganzen Fußgängerzonen wie die Fischemäkerstraße mit hässlichen Glasfassaden verunstaltet hat. Wie ich ja schon früher mal sagte. Man muss nach oben schauen, um überhaupt noch festzustellen, dass man in einer Altstadt ist. Ausserdem: Nach aussen zu öffnende Fenster mit zwei Flügeln... Hören die sich eigendlich selber zu? Die EnEV schreibt gewisse u-Werte vor, die man als Vermieter oder neuer Eigentümer zu erreichen hat. Das ist mit Dämmung aufgrund des Denkmalschutzes schonmal nicht möglich. Aber die Fenster sind so eine Sache. Altes einfach-Glas hat einen U-Wert von ca 5,0. Neuestes 3-Fachglas 0,5-0,3. Also bei Weitem unter dem Wert einer Wand von einem Niedrigenergiehaus der 90er Jahre. Da lag üblicherweise die Wandisolierung bei ca. 0,7, und die Fensterisolation bei 1,1.

    Solche neuen Fenster sind bei den doch bescheidenen Größen aus Kunststoff, welcher nicht nach 5 Jahren kaputtblättert und abplatzt, mit Sproßen schon für 250-450€ zu haben. Wenn es jetzt heißt: "Du sollst ein Fenster aus einheimischem Nadelholz bla bla bla. benutzen" (klingt ja schon fast wie ein Gebot), dann bleibt einem nichts anderes übrig als einen Fensterbauer oder Tischler etc etc. zu konsultieren. Ein solches Fenster kann gleich mal Tausende kosten. Besonders, da es sich bei "nach aussen zu öffnenden" ja um Spezialanfertigungen handelt, da sowas einfach nicht mehr hergestellt wird.

    Und dadurch dass ein lokaler Fensterbauer oder ein Tischler nicht die Möglichkeiten hat, wie eine professionelle Großfirma die mit diversen Dipl. Dr. Dr. Oberwichtig an neuen Lösungen zur besseren Wärmedämmung zu forschen, sondern dieser nur ein paar Scheiben mit Fensterkit in einen Massiven Holzrahmen bauen kann, sind wir wieder bei u-Werten von über 1,5. So wird auch bei dem höheren Preis, eine geringere Lebensdauer (denn Holz geht schneller kaputt als Kunststoff), und dem schlechten Wärmedämmgrad eine Amotisierung wohl in 5000 Jahren nicht eintreten. Denn so viel muss man erstmal heizen in EINEM Raum, dass man sagen wir bei 2 Fenstern 3000€ innerhalb einer absehbaren Zeit an Heizenergie einspart... nur durch die 2 Fenster. Die Wände sind davon ja immer noch nicht gemacht.

    Also wenn der Denkmalschutz wirklich so kleinlich ist, dann gehört eigendlich bis auf den südlichen Teil, also alles was südlicher als die Kaiserpfalz liegt, komplett Abgerissen. Der nördliche Teil ist es nicht würdig als Altstadt deklariert zu werden. Es ist meiner persönlichen Auffassung nach einfach nur verunstaltet, vergewaltigt, und verschandelt worden. Eine Abrissbirne, oder einer KOMPLETTEN Abmahnung durch den Denkmalschutz für alle Sünden in der Altstadt einschließlich der Geschäfte, mit ihern hässlichen Ladenzeilen wird man eigendlich nicht aus dem Weg kommen, um das wieder gut zu machen, was früher alles so verbrochen worden ist...
    Bestes neuzeitliches Beispiel: Rewe in der Breiten Straße... Die ganzen Ornamente abgerissen, und hässliche Plattenwerkstoffe aufgesetzt. Oder das Sparkassengebäude beim Jakobikirchhof. Die Sparkasse wollte eigendlich in Fachwerk bauen. Aber die Stadt hatte abgelehnt, weil es ja nicht "in das Moderne Stadtbild" passen würde.
    Hallo,
    sehr gut, endlich spricht mal einer Tacheles gegen diese Eigenart, mit der in Goslar der Denkmalschutz aufrecht erhalten wird. Nicht zu vergessen, das die "Herren des Denkmalschutzes" mit vielerlei Maß messen. Was dem einen recht ist, sollte dem anderen billig sein. Fenster aus einheimischen Holz, da bin ich jetzt doch sprachlos. Nach meiner Auffasung reicht es doch aus, die Maße einzuhalten und das Erscheinungsbild sowie die Farbe der Fenster.
    Mit was wurden denn die Herren des Denkmalschutzes bedacht, als es um den Karstadtneubau in der Innenstadt ging? Der Bau ist eines der größten Bausünden in der Innenstadt und sieht aus wie ein Hochbunker mit Flakturm.
    Und in manchen Straßen wo der Tourist nicht gleich als erstes hineingeht oder geführt wird, sieht es an manchen Gebäuden fast so aus, als hätte man die Gebäude so wie sie waren vor 1989 aus der DDR importiert.

    Erhaltung ist schon wichtig, aber dies muss auch zeitgemäß geschehen. die Uhren dürfen dabei nicht zurückgedreht werden. Man muss bedenken das ein altes Fachwerkhaus, als es mal errichtet wurde über keinerlei elektrischer Leitungen verfügte und schon gar nicht über eine Zentralheizung.

    Sollte man diese Missstände nicht bei Seite räumen, sollte es mich nicht wundern, wenn es bald zu großen Leerständen von Wohnhäusern in der Innenstadt kommt, weil die Eigentümer es sich nicht leisten können diese kostspieligen Auflagen des Denkmalschutzes zu erfüllen. Dann baue ich doch in Ohlhof oder gar in einer anderen Gegend gleich was neues, wo man keinem Denkmalschutz unterliegt.

    In diesem Sinn
    der märklinist

  2. Danke von:

    redbullsuechtig (09.02.2015)

  3. #12
    Schießhauer Avatar von Systemcoach
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    Tja, wenn man nicht in Goslar und schon gar nicht in der Altstadt als Hausbesitzer auf die 'Gnade' der hochwohllöblichen Magistrat-Damen und -Herren angewiesen ist, kann man schon so schreiben. Fest steht, das es Ungereimtheiten bis hin zur blanken Schikane gibt. Erinnert Euch an das 'Gelbe Haus'. Das Thema ist zu komplex, um es mit einem Standpunkt abarbeiten zu können.
    Glück Auf!
    Ekkehard

    Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg. (Henry Ford 1863 - 1947)

  4. #13
    Schießhauer Avatar von Goslärsche
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    Denkmalschutz wäre für den Altstadtkern dringend erforderlich, um dem einstigen Charme Goslars, der sich durch das einstige Sein der Stadt entwickelt hat, zu erhalten. Aber: inzwischen ist es 10 nach 12. In den 70er und 80er Jahren haben die "neumodernen" Architekturen das Altstadtbild völlig verschlimmbessert. Damals war es "modern" - heute sieht man, wie grauenvoll die Stadt verhunzt ist - ohne auf alle verfrevelten Häuser hinzuweisen... Jede Epoche hat seine "Besserwisser".
    Aber auf den Punkt zu kommen. Man ist heute in der Lage, optisch und bautechnisch vieles auf den Stand zu bringen, wie es einst war. Wäre da nur nicht die mit verschiedenem Maß gemessene Latte... wie können in den Vorbeiträfen darüber lesen, ohne dass ich zu zitieren beginne. Wir können es in der Stadt sehen, wenn wir mit offenen Augen durch dieselbe gehen...
    Es ist ein Zwiespalt, eine Stadt "alt und original" zu belassen und auf der anderen Seite dem Zeitgeist gerecht zu werden mit allem, was sich verändert hat seit den letzten 500 Jahren. Seien es die Pferdefuhrwerke mit max. 2 PS zu den heutigen breiten, langen Droschken mit 300 PS... so und so weiter. Es ist vieles verhunzt worden in GS. Was einem bei der ganzen Denkmalschützerei vorrangig Bauchschmerzen und Wut macht, ist die zwei Messlatten-Bewertung, die auch vielschichtige Hintergründe hat.
    Wer ein altes Haus in der Innenstadt besitzt bzw. erwirbt, kann es im Grunde nur so erhalten, wie die Vorschriften es aktuell verlangen, wer die dicke Marie hat und/oder selbst Handwerker ist und keine weiteren Hobbys als das schätzenswerte Haus hat.
    Wie gut, dass ich nicht der Denkmalschützer in Goslar bin... ich hätte da noch andere Ideen... zumindest optisch!
    Heimische Materialien: würde ja auch bedeuten, dass die Schieferabbaue wieder eröffnen und die Sandsteinbrüche weiter abbauen müssten... Fenster aus Fichtenholz haben eine kurze Halbwertzeit und Buchen... werden im Harz in ca. 450 Jahren wieder erntereif nachgewachsen sein
    In unserer Generation wird noch einiges an Ironie dieses Thema weiter begleiten. Die fatalen Sünden des 20. Jahrhunderts werden wir kaum wieder revidieren können - außer: man macht das Alte aus Neuem wieder alt!

    In diesem Sinne... Goslärsche

  5. Danke von:

    Luzi (03.02.2015),Maria (04.02.2015),Nils (04.02.2015),redbullsuechtig (09.02.2015),Susanne-K. (03.02.2015),Systemcoach (03.02.2015)

  6. #14
    Gedingeschlepper Avatar von joe70
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    Zitat Zitat von Goslärsche Beitrag anzeigen
    ( Fenster aus Fichtenholz haben eine kurze Halbwertzeit und Buchen... werden im Harz in ca. 450 Jahren wieder erntereif nachgewachsen sein.
    Weiße Holzfenster werden überwiegend aus Kiefernholz gefertigt (Altstadt sowieso) und leider ist die Buche ungeeignet für Fenster.

    Grüße
    joe
    Geändert von joe70 (03.02.2015 um 19:25 Uhr)

  7. Danke von:

    Goslärsche (03.02.2015),Hanno (05.02.2015),Maria (04.02.2015)

  8. #15
    Schießhauer Avatar von Systemcoach
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    Zitat Zitat von Goslärsche Beitrag anzeigen
    Wer ein altes Haus in der Innenstadt besitzt bzw. erwirbt, kann es im Grunde nur so erhalten, wie die Vorschriften es aktuell verlangen, wer die dicke Marie hat und/oder selbst Handwerker ist und keine weiteren Hobbys als das schätzenswerte Haus hat.
    Die "dicke Marie" kann auch sehr seltsam "bewilligtes" Geld aus EU, Bund, Land und Stadt sein, was auf Nachfrage nicht öffentlich gemacht wird (!).

    Das Verfahren, ein in den 1960er Jahren genehmigtes, am Fachwerk vorgehängtes Blumenfenster auf zwei Fenster ins alten Fachwerk zurück zu bauen, gäbe bereits in Druckform ein Werk von 50 Seiten beidseitig bedruckt in A 5 her. Der damit verbundene Zeitaufwand ist dem Schreiben eines Buches gleich.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies "Junge Leute", die in Lohn und Brot stehen, neu nach Goslar ziehen und diesen Aufwand betreiben würden.
    Glück Auf!
    Ekkehard

    Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg. (Henry Ford 1863 - 1947)

  9. #16
    Hauer Avatar von Dörs
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    Alles wesentliche zum Thema findet man im Gestaltungshandbuch- Richtlinien für die Erhaltung und Gestaltung des Unesco-Weltkulturerbes "Altstadt Goslar". Auf Seite 35 die Richtlinien und Erläuterungen von Fenster und Türen.

    http://www.goslar.de/images/buerger/...gshandbuch.pdf

  10. Danke von:

    Maria (22.02.2016),Peter2809 (02.06.2020),thronerbe (22.02.2016)

  11. #17
    Schießhauer Avatar von Professorexabyte
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    Es ist erstaunlich, dass sich in diesem Wisch über banalitäten aufgeregt wird, die doch in der Altstadt verboten sind, aber Acrylglas-Werbetafeln etc. als zulässig ansehen.

    Bloß keine Kunststoffenster, aber ganze historische Ladenzeilen abreissen, und hässliche sterile Betonelemente anbringen, damit der Investor zufrieden ist, sofern kommerzieller Natur. Private müssen sich aber an das Heft halten...

    Aber das habe ich ja oben schon alles beschrieben.

  12. Danke von:

    thronerbe (23.02.2016)

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