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Thema: Goslarer Gewächs aus der Sudmerbergsiedlung

Baum-Darstellung

  1. #1
    Wasserknecht Avatar von Oddo
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    Standard Goslarer Gewächs aus der Sudmerbergsiedlung

    Hallo, liebes Forum,

    ich möchte mich kurz (oder auch weniger kurz) vorstellen. Mein Name ist Otto Mielke und ich bin in der Sudmerbergstrasse 24 aufgewachsen. Ich habe dort mit meinen Eltern seit meiner Geburt 1956 bis 1964 gelebt und so den ersten Teil meiner Kindheit in der Sudmerbergsiedlung verbracht. Meine Eltern hatten von 1960 bis 1964 ein kleines Schreibwarengeschäft mit Getränke- und Zigarettenverkauf (es gab dort auch Matchbox-Autos und die ersten Transistor-Taschenradios, mit denen man in unvergleichlicher Qualität einige wenige, und zwar sehr wenige, Mittelwelle-Sender empfangen konnte) in der Petersilienstrasse 28.

    Die Schwester meines Vaters, Luise Michels, war die Chefin von Möbel Michels in der Abzuchtstraße 7. Bei Sonntagsbesuchen im Hause Michels haben wir Kinder uns immer in den Laden abgeseilt und dort auf den Teppichstapeln herrlich getobt. Ob Onkel und Tante das so gern gesehen haben, weiß ich nicht mehr bzw. habe es wohl ziemlich schnell verdrängt...

    In der Sudmerbergstraße haben wir zusammen mit meinem Großvater in 2,5 Zimmern gelebt, der Opa hat in der Küche auf einer Ausziehcouch geschlafen. Das Ehepaar im Obergeschoss hatte einen Fernseher, und ich dürfte dort seit 1959 fast jeden Abend das Sandmännchen gucken, das anfangs noch aus der DDR kam. Das West-Sandmännchen kam erst kurz danach, und es hat mir nicht so gut gefallen, wie das Ost-Pendant.

    Die Häuser in der Siedlung hatten alle ziemlich große Gärten, und ich habe von meinem Großvater schon als kleines Kind gelernt, wie gut frisch gepflückte Erdbeeren, Zwetschgen, Mirabellen und vor allem selbst abgezupfte Erbsen schmecken können, wie man Kartoffeln ausbuddelt und sogar, wie man Karnickel schlachtet. Als Kind hatte ich doch ein ziemlich entspanntes Verhältnis zum Schlachten, und ganz nebenbei hat mich mein Opa - ziemlich trocken, fast schon wissenschaftlich - über viele Details eines Organismus' ("Das hier ist die Luftröhre, die geht zu den Lungen"...) aufgeklärt. Und - auch wenn ich das heute selbst kaum noch nachvollziehen kann und wenn es ziemlich roh klingt - ich hatte mit fünf, sechs Jahren eigentlich überhaupt kein Problem damit, das Karnickel, das ich noch gestern gestreichelt und in den Arm genommen hatte, am nächsten Tag zusammen mit meinem Opa zu schlachten. Ich schätze aber mal, das war damals der Allteg in der Sudmerbergsiedlung, denn jeder hatte einen großen Garten und ein bisschen Viehzeug, in der Regel eben Kaninchen und Hühner.

    Im Eschenweg - damals noch Birkenweg - ging ich mit meiner Mutter einkaufen, es gab dort noch ein Milchgeschäft, in dem aus einer "Zapfsäule" Milch in die mitgebrachte Milchkanne abgefüllt wurde. So mit sechs, sieben Jahren wurde ich allein dort hin geschickt und habe Milch gehölt - manchmal kam nicht die volle Menge zuhause an, man konnte die Milchkanne ja so herrlich durch die Gegend schlenkern...

    Mir fiele bestimmt noch Vieles ein, aber für's Erste reicht das mal. Gestolpert bin ich über diese Seite - wie soll's anders sein - durch Google, weil ich einfach mal nach "Michels" gesucht habe. Ich bin zur Zeit dabei, mein Elternhaus (schon lange nicht mehr in Goslar, sondern seit 1964 im äußersten Südwesten der Republik in Rheinfelden, wo meine Eltern bis 1970 auch wieder ein Schreibwarengeschäft hatten) leerzuräumen, wobei mir ein paar Tagebücher meines Vaters und viele Briefe (für die Jüngeren unter uns: Das gab's mal, bevor man Emails geschrieben hat, bevor es Whats-App und facebook gab, und zu einer Zeit, in der die wenigsten Haushalte ein eigenes Telefon hatten) in die Hände gefallen sind. Also - zugegebenermaßen - ein großes Stück Nostalgie, aber auch ein neues, manchmal überraschendes Kennenlernen oder Wiedererleben der eigenen Vergangenheit.

    So, jetzt hoffe ich, dass dieses Forum trotz der widrigen Umstände, d.h. der Einschnitte, die es vor einigen Monaten hier offensichtlich gegeben hat, und dem damit verbundenen Verlust vieler interessanter Informationen noch lange am Leben erhalten wird, und dass es die erlittenen Defizite wieder peu à peu aufholen kann!

    Viele Grüße nach Goslar
    Otto

  2. Danke von:

    Andre Immenroth (14.06.2015),Bergmönch (14.06.2015),Hanno (15.06.2015),heinrichbarbarossa (14.06.2015),Maria (14.06.2015),panjo (02.04.2018),Strippenzieher (14.06.2015),thronerbe (14.06.2015),zeitzeuge (14.06.2015)

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