Moin!
Wenn eine Partei nach Wahlen nicht allein regieren kann, würde die größte Übereinstimmung mit dem Wählerwillen darin liegen, dass die beiden stärksten Fraktionen miteinander koalieren, ganz egal, wie weit ihre Überzeugungen auseinanderliegen. Vielleicht ist eine andere Sichtweise hilfreich, nämlich, dass Deine 6%-Partei der Partei, auf die die meisten Wählerstimmen entfielen, zur Regierung verhilft. Und das wäre dann doch eher im Sinne des Wählers, als wenn sich viele schwächere Fraktionen gegen die stärkste stellen.
Es ist ja auch in den meisten Fällen nicht so, dass ein mündiger Wähler einer Partei alle Programmpunkte dieser Partei gutheißt und sämtliche Programmpunkte aller anderen Parteien ablehnt. Er wählt sie, weil ihr Programm mit seinen Wünschen die meisten Gemeinsamkeiten unter allen Parteiprogrammen aufweist.
Es gibt natürlich auch z. B. die Stammwähler und die Protestwähler. Die wählen Parteien und keine Inhalte. Bezogen auf solche Wählergruppen trifft Deine folgende Aussage zu:
Ein Wahlberechtigter, der nicht wählt, verzichtet auf sein Wahlrecht - und damit im Grunde auch auf sein Recht, mit dem Wahlergebnis und dessen Folgen nicht einverstanden zu sein. Bleiben wir also bei den 94%, aber eben nicht aller Wähler, sondern nur derer, die Parteien wählen. Bei denen, die Inhalte wählen, ist die Welt nicht Schwarz-Weiss.94 Prozent der Wähler, und noch mehr der Wahlberechtigten, haben das nicht gewünscht.
Viele Grüße,
Gunther