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Thema: Nun also doch, Karstadt schließt

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Schießhauer Avatar von nobby
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    ZURZEIT glaubt jeder, er könne Karstadt gute Ratschläge geben, wie man es hätte besser machen können, das gesamte Management besteht nur aus Idioten.
    Ganz ehrlich, manchmal finde ich das sehr überheblich. Wer glaubt, einem Konzern mit seinen Ratschlägen hilfreich zur Seite stehen zu können, sollte seinen eigenen kleinen Laden aufmachen und beweisen wie man es macht.
    Ich habe nicht auf blauen Dunst nach euren Erinnerungen und alten Fotos von Karstadt vor einiger Zeit gefragt. Die Filialen die schießen werden standen bereits Ende Februar fest wurden aber verständlicherweise nicht öffentlich kommuniziert. „Wir werden die Beteiligten wie Gewerkschaften, Mitarbeitervertretung und Kommunen zum gegebenen Zeitpunkt informieren. Eine Sprachregelung liegt vor.“

    VG

    nobby

  2. #2
    Schießhauer Avatar von Trichtex
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    Moin!

    Zitat Zitat von nobby Beitrag anzeigen
    ZURZEIT glaubt jeder, er könne Karstadt gute Ratschläge geben, wie man es hätte besser machen können, das gesamte Management besteht nur aus Idioten.
    Das Management ist in erster Linie zahlengesteuert. Es geht immer um Gewinnmaximierung und Kostenminimierung. Manche der vor diesem Hintergrund getroffenen Entscheidungen erwiesen sich mittelfristig als wenig wirksam. Kurzfristig sehen die Zahlen nach solchen Maßnahmen immer toll aus, weil Einsparungen sofort wirksam werden. Mittel- und langfristig haben einige dieser Entscheidungen maßgeblich zu Umsatzeinbußen geführt. Und was macht man dann? Richtig. Man wechselt das Management aus. Da geht es fast nie um Nachhaltigkeit. Und ja, ich halte das für idiotisch.

    Ich habe mal angefangen, mich durch die 300 Seiten von "Arcandors Absturz" zu arbeiten. Sehr aufschlussreich. Was wir heute erleben, sind immer noch die Folgen des Zeitraums vom Deuss-Management bis zur Arcandor-Insolvenz.

    Natürlich kann niemand sagen, wie Karstadt heute ohne zumindest das schlechteste Dutzend der Managemententscheidungen dastehen würde. Ich kann allerdings meine Sicht als Kunde schildern. Und für mich hat Karstadt mit dem Wegfall von Alleinstellungsmerkmalen nach und nach an Attraktivität verloren.

    Viele Grüße,

    Gunther
    Geändert von Trichtex (21.06.2020 um 22:35 Uhr)

  3. Danke von:

    nobby (22.06.2020)

  4. #3
    Schießhauer Avatar von nobby
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    Dass das Management „in erster Linie“ zahlengesteuert ist, halte ich persönlich für untertrieben. Wovon aber sollte es sich sonst steuern lassen?
    Vom Bewusstsein der Verantwortung für ihre Mitarbeiter? Kann man machen, allerdings ist dem Kunden diese Art der Verantwortung, die sich dann in Preisen spiegelt schwer zu vermitteln und den Aktionären noch weniger. Da auch Rentenversicherungen ihre flüssigen Mittel in Aktienfonds investieren, möchte ich den Rentner sehen der für ein Rentenminus Verständnis hätte.
    Unser Wirtschaftssystem ist kapitalistisch, also auf steigende Gewinne ausgelegt. Ob das gut ist, ist eine andere Frage.
    Karstadt macht zu, schade. Mehr aber auch nicht. Der Leerstand mitten in der Innenstadt ist natürlich problematisch. Das Haus ist ohne Umbau kaum zu nutzen. Ein anderes Kaufhaus wird dort nicht investieren, weil das System „Kaufhaus In der City“ einfach tot/unrentabel ist.
    Ich bin selbst mit Karstadt groß geworden und finde die Entwicklung bedauerlich.
    Verabschieden wir uns von dem Gedanken, dass die Wirtschaft für den Menschen da ist. In der Realität ist es umgekehrt.

    VG

    nobby

  5. Danke von:

    Trichtex (22.06.2020)

  6. #4
    Schießhauer Avatar von Trichtex
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    Moin!

    Zitat Zitat von nobby Beitrag anzeigen
    Dass das Management „in erster Linie“ zahlengesteuert ist, halte ich persönlich für untertrieben. Wovon aber sollte es sich sonst steuern lassen?
    Machtgeilheit, Machtausbau und Machtfestigung spielten gerade im Karstadt-Management lange Jahre eine wesentliche Rolle.

    Geltungsdrang verbunden mit dem Ziel, selbst gut auszusehen führten zu Entscheidungen, die unmöglich auf einen langfristigen Erfolg ausgerichtet sind. Es ist zwangsläufig langfristig erheblich teurer, Immobilien zu verkaufen und sie umgehend zurückzumieten, als sie zu behalten. Kurzfristig sieht die Unternehmensbilanz, durch die Verkaufserlöse aufgehübscht, allerdings klasse aus.

    Nachhaltigkeit wäre ein weiteres Ziel, das anzustreben wäre. Viele erfolgreiche Kleinunternehmer und Mittelständler etwa halten einen stabilen Umsatz/Gewinn für wichtiger, als Wachstum, das immer noch gern von Unternehmensberatern als unabdingbare Existenzgrundlage gepredigt wird. Und nicht zuletzt deshalb gibt es die erfolgreichen kleinen und mittelständischen Unternehmen mitunter schon viele Jahrzehnte.

    Das Karstadt-Management hat über lange Phasen weder Weitsicht noch eine profunde Marktkenntnis als Basis seiner Entscheidungen bewiesen. Auch das aber sollten Aspekte sein, die Managemententscheidungen maßgeblich beeinflussen.

    Doch, es gibt schon einiges mehr, als ZDF (Zahlen, Daten, Fakten), was gute von schlechten Entscheidungen unterscheidet.

    Viele Grüße,

    Gunther
    Geändert von Trichtex (22.06.2020 um 12:31 Uhr)

  7. #5
    Schießhauer Avatar von nobby
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    „Machtgeilheit, Machtausbau und Machtfestigung spielten gerade im Karstadt-Management lange Jahre eine wesentliche Rolle.Geltungsdrang verbunden mit dem Ziel, selbst gut auszusehen führten zu Entscheidungen, die unmöglich auf einen langfristigen Erfolg ausgerichtet sind. Es ist zwangsläufig langfristig erheblich teurer, Immobilien zu verkaufen und sie umgehend zurückzumieten, als sie zu behalten. Kurzfristig sieht die Unternehmensbilanz, durch die Verkaufserlöse aufgehübscht, allerdings klasse aus.„

    *Leider funktioniert die Kommentierfunktion unter IPadOS grottig.*

    Das Management sind Mitarbeiter des Unternehmens, nicht die Eigentümer. Die Eigentümer geben dem Management vor, wo sie ihre Ziele sehen und das Management setzt das um was der Erreichung der Ziele dient.
    Niemand hübscht seine Bilanz durch die Veräußerung von Immobilien auf. Die Bilanz ist evt. noch für die Banken wichtig und die können Bilanzen interpretieren.
    Immobilien werden verkauft, weil Liquidität benötigt wird oder das Gebäudemanagement, das nicht zum Kerngeschäft gehört, wertvolle Ressourcen frisst. Es ist auch langfristig nicht In jedem Fall teurer Immobilien abzustoßen. Wenn ein Unternehmen viel Geld benötigt und der Kapitalmarkt ungünstig steht kann es betriebswirtschaftlich sehr sinnvoll sein sich auf diesem Weg Mittel zu besorgen.


    VG

    nobby
    Geändert von nobby (22.06.2020 um 13:49 Uhr)

  8. #6
    Schießhauer Avatar von Trichtex
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    Moin!

    Zitat Zitat von nobby Beitrag anzeigen
    Niemand hübscht seine Bilanz durch die Veräußerung von Immobilien auf. Die Bilanz ist evt. noch für die Banken wichtig und die können Bilanzen interpretieren.
    Gebäude zu verkaufen und zurückzumieten hatte bei Karstadt einen wunderbaren Effekt auf die Bilanz, denn die Erlöse aus den Immobilienverkäufen konnten dem operativen Ergebnis zugeschlagen werden. Und damit war es selbst dann völlig legal möglich, ein positives Ergebnis auszuweisen, wenn bereits Geld verbrannt wurde.

    Die Bilanz war auch den Aktionären wichtig, als Karstadt-Quelle noch börsennotiert war. Die Immobilienverkäufe hatten allerdings nicht ausschließlich den Zweck, die Bilanz zu schönen.

    Zitat Zitat von nobby Beitrag anzeigen
    Es ist auch langfristig nicht In jedem Fall teurer Immobilien abzustoßen.
    Das Abstoßen nicht, wohl aber das Abstoßen und Zurückmieten derselben Immobilien. Die Käufer werden neben den unveränderten Betriebskosten eben auch Mieten vom Mieter verlangen. Im ersten Jahr können die Verkaufserlöse als Gewinne ausgewiesen werden. Im zweiten Jahr sind die Ausgaben mindestens mal um die Mieten höher, als vor dem Verkauf.

    Wenn wir mal annehmen, die anderen Zahlen einer Filiale wären von einem Jahr vor bis einem Jahr nach dem Verkauf und dem Zurückmieten identisch, dann sehen die Bilanzen stark vereinfacht folgendermaßen aus:

    Jahr 1: Einnahmen - Ausgaben - Betriebskosten
    Jahr 2: Einnahmen - Ausgaben - Betriebskosten + Erlös Immobilienverkauf
    Jahr 3: Einnahmen - Ausgaben - Betriebskosten - Miete

    In Jahr drei und folgenden wird die Bilanz erheblich schlechter sein, als in den Jahren davor. Wie gesagt, das ist extrem vereinfacht dargestellt.

    Gleichzeitig verringert sich der Unternehmenswert um die Immobilienwerte. Die Kronjuwelen verkauft man in aller Regel erst, wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, aber die gewünschten Effekte daraus sind nur kurzfristiger Natur.

    Viele Grüße,

    Gunther

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