Eine Fahrt mit der Goslarer Bi(u)mmelbahn
Vorwort
Das Ding genießt ja schon lange einen schlechten Ruf - Unwissen, Halbwahrheiten, fachliche Inkompetenz und vieles mehr …
… Hörensagen und eben das, was man von der Stimme „vom Band“ im Vorbeigehen aufschnappt.
Ich persönlich kenne niemanden, der nach der Fahrt mit Kellings Rumpelbude gesagt hat „Das war toll“. Stets fiel das Fazit äußerst negativ aus.
Am letzten Wochenende hatten wir Besuch aus Hamburg, dieser ließ sich nicht davon abbringen sich eine Fahrt mit der Bimmelbahn anzutun, noch schlimmer, ich habe mich breitschlagen lassen auch in die in Wernigeröder Stadfarben gehaltene Feile einzusteigen.
Es geht los
Im Gegensatz zu dem, was man sonst so im Vorbeigehen erlebt, war der Fahrer am Samstag ein recht netter und offener Kerl. Leider gibt es während der anschließenden Fahrt keinen weiteren Kontakt zum Fahrer.
Pünktlich wird die Ansage vom Band gestartet. Ganz kurz wird erwähnt, ab wann es mit Goslars Bergbau steil bergauf ging. Nämlich mit Erfindung der Heinzelkunst. Richtig müsste es heißen Heinzenkunst, vielleicht habe ich mich aber auch nur verhört. Kein Wort vom Julius Fortunatus-Stollen oder ähnlichem. Ritter Ramm? Fehlanzeige! Vielleicht ist der Ritter bei der Rackelei den
Fleischscharren hinunter auch akustisch untergegangen – weder meine Gäste noch ich haben davon etwas gehört.
Rechts ab, auf die Charley-Jacob-Straße. Das Band sagt: „Benannt nach dem letzten Goslarer Juden“ – OK?
Links rum, Kornstraße. In Höhe der Bolzenstraße wird kurz der Brand in der Unterstadt erwähnt. Das Haus der Freimaurerloge zieht kommentarlos rechts an uns vorbei.
Weiter unten am Abzweig Glockengießerstraße ein kurzer Hinweis auf die Reste der Stadtmauer.
Warten an der roten Ampel am Breiten Tor. Hier werden der Werderhof und der Riesling-Turm, angesprochen letzter hat laut Bandansage 6 Meter dicke Mauern. Das hat man wohl mit dem Zwinger am Thomaswall verwechselt.
Links ab, die Mauerstraße hoch. Rechts zieht die ehemalige Hosenträgerfabrik vorbei. Gut, die muss man auch nicht erwähnen.
Weiter oben zieht wortlos der Teufelsturm an uns vorbei. Die Sage von Teufelsturm und Weberturm? Fehlanzeige! Spätestens hier wird ein Goslarer langsam sauer.
Links der alte Postturm mit dem Blechgestell. Touristen in unserem „Wagon“ wundern sich und fragen in die Runde. Nun, gerne habe ich diese Frage für den gesamten Wagon beantwortet. Die Stimme vom Band schweigt natürlich.
Schäferturm (Achtermann), Rosentor, Neuwerk. Geht in Ordnung.
Rechts war mal ein großer Bahnübergang – muss man nicht erwähnen, sollte man aber.
Ampel Klubgartenstraße, hier wird von reichen Berlinern erzählt, die die vor uns liegenden Häuser am Heiligen Grabe einst errichtet haben. Die Kirche Zum Heiligen Grabe? Natürlich wieder Fehlanzeige.
Vittitor, Schieferdächer auch nicht OK, für Touristen aber nicht so relevant.
Rechts auf die Frankenberger, für Rückenkranke wird es jetzt zum ersten Mal richtig hart. Frankenberg geht soweit in Ordnung. Wieso hat der Kirchturm diesen Zwiebelturm? Den Fahrer kann man ja nicht fragen!
Papenturm, Schmiedeturm könnte man mit einer Note 4 durchgehen lassen.
Rechts auf den Claustorwall, nichts besonderes. Unten wieder auf die Bäringer, diesmal am Sperlingsplatz aber links rum. Links zieht Kommentarlos der Rest der ehemaligen St.-Aegidien-Kapelle vorbei!
Bäckergildehaus. Kein Wort!
Das frisch restaurierte Brusttuch. Kein Wort! Die Butterhanne, die zahlreichen amüsanten Schnitzereien. Nichts!
Realschule Hoher Weg. Nichts
Königsbrücke. Nichts
Das Große Heilige Kreuz kurz erklärt, reicht auch aus.
Domvorhalle zu dünn.
Wer kann sollte spätestens jetzt aussteigen, nach dem Liebfrauenberg ist es für sämtliche Knochen zu spät.
Kaiserpfalz, das wichtigste in Goslar - ungenügend. 6!
Das ehemalige Hotel zur Börse und das Siemenshaus. Ganz gut, hier möchte ich mal positiv erwähnen, dass man den Erbauer der Börse, Magnus Karsten erwähnt.
Bergstraße.
Alter Peter. Nichts.
Links zieht kommentarlos das ehemalige Hotel Ritter Ramm vorbei. Spätestens hier hätte man doch den Bezug Goslar, Ritter und Berg herstellen können.
Marktkirche. Note 4
Schuhhof. Kein Wort!
Fleischscharren, die Tortur hat ein Ende.
Jeder Tourist, der mal eine richtige Stadtführung in Goslar mitgemacht hat, weiß mehr als die Stimme vom Band. Die Bandansage ist teilweise mit störenden Hintergrundgeräuschen übersäht als hätte man die Aufzeichnung nebenbei in der Küche gemacht während Mutti den Braten in der Röhre hat.
Interessierte Touristen haben Fragen nur wen sollen die Fragen?
Das Fahrzeug ist für Goslars historische Straßen völlig ungeeignet!
Goslar hat in den letzten 30 Jahren Tausende Arbeitsplätze verloren, es bleibt nur noch der Tourismus. Wir sollten unsere Touristen hofieren und nicht verprellen, verarschen und für dumm verkaufen!
Herr Junk, bitte bestellen Sie Herrn Kelling zum Rapport.