Hallo Andreas,
lange habe ich mit mir gerungen, ob ich hierzu Stellung beziehen soll oder nicht. Auch wenn ich wieder dafür zerrissen werde, möchte ich jetzt doch noch meine persönliche Meinung beitragen. Vorausschicken möchte ich noch, dass ich auch nicht unbedingt ein Fan der Bimmelbahn bin. Dennoch; persönlich finde ich deinen Artikel in weiten Teilen unsachlich und unfair.
Anfangen möchte ich mit dem beliebten Cabriobus, der nicht, wie mancherorts behauptet, verschrottet wurde oder irreparabel kaputt war. Er hat schlicht nicht mehr das Geld eingefahren, dass für die Bezahlung des Busfahrers und des Stadtführers nötig war. Bei steigenden Unterhaltskosten, zu denen zweifellos auch die Reparaturkosten zählen, konnte die wirtschaftliche Entscheidung nur lauten, den Bus zu verkaufen. Kein Geschäftsmann dieser Welt betreibt ein Geschäft dass ständig bezuschusst werden muss und jeder hier im Forum (und außerhalb davon) hätte die gleiche Entscheidung getroffen bzw. spätestens treffen müssen, wenn restlos alles Geld aufgefressen wäre. Der Bus war und ist daher keine Alternative.
Das ist so nicht ganz richtig, die Ansage, auch wenn sie vom Band kommt, entspricht zu 99% den Tatsachen, ist richtig (sofern es Daten und Fakten betrifft) und mit der Stadtführergilde abgestimmt. Und, auch wenn du es nicht glaubst, es gibt durchaus mehr positive als negative Meinungen unter den Touristen, die an der Tour teilgenommen haben.
Nett sind die Meisten von "denen". Das man keinen Kontakt zum Fahrer hat, ist systembedingt und dient nebenbei auch der Verkehrssicherheit. Auch im bereits erwähnten Cabriobus wäre nach heutigen Verkehrsregeln das Gespräch mit dem Fahrer verboten.
Ja, du hast dich verhört, es sind auch in der Bandansage keine Heinzelmännchen, die die Grube entwässern, sondern solide deutsche Maschinentechnik. Die Legende vom Ritter Ramm und seiner Gemahlin gehört meines Erachtens nicht in diese Art der Stadtrundfahrt, denn im Gegensatz zu einer Führung per Pedes, bei der man so lange reden kann, wie man will, hat die Bahn einen vergleichsweise kurzen Aufenthalt und muss den Text wohl dosieren, zumal die meisten Fahrgäste kein Vorwissen haben und die Aufnahmekapazität des Gehirns mit zu vielen Geschichten zu schnell an ihre Grenzen gelangt und das Gefühl erzeugt wird, dass man totgelabert werden soll.
Die ehemalige Hosenträgerfabrik ist wirklich nichts, was einen Touristen auch nur irgendwie am Rande interessieren könnte. Btw.: Allen sieben Zwingertürmen wird diese Dicke nachgesagt, nicht nur dem auf dem Thomaswall. So weit ich weiß hat sie keiner der Sieben je erreicht (zumindest nicht in radialer Richtung).
An den Türmen fährt die Bahn so dicht vorbei, dass sie nur von einem (kleinen) Teil der Fahrgäste gesehen werden können. Das erste was ein Stadtführer lernt, ist, nur von Dingen zu reden, die jeder sehen kann oder die für das Verstehen des Folgenden unbedingt nötig sind. (Weswegen ich bei meinen Stadtführungen oft einen Ordner mit Bildern dabei habe; z.B. Rekonstruktionen von Torburgen, zerstörten Kirchen oder einfach nur Münzen) Anders herum wäre es an dieser Stelle einfach ungünstig über Türme zu reden, die man gar nicht sieht.
Ganz einfach "nein", sollte man nicht, das interessiert wirklich niemand, der den nicht persönlich benutzt hat - nicht einmal "Else Kling", die sonst alles wissen will. Das Ding ist erfreulicher Weise schon lange weg und keiner will es wieder haben. Es gibt auch Geschichte, die man getrost totschweigen darf.
Die Häuser sieht man, die Kirche nicht. Btw. wäre die Geschichte zur Kommende nicht in den wenigen Sekunden erzählbar, die der Bahn zur Verfügung stehen, denn man braucht schon ein klein wenig Hintergrund zu Heinrich dem Jüngeren und seinem Ansinnen, um zu verstehen, was die Goslarer geritten hat, als sie die Kirche niederbrannten. Bezüglich der Schieferdächer kann man geteilter Meinung sein. ich persönlich finde es schon erwähnenswert, denn die Schieferkunst in Goslar ist einmalig und mit der Stadtgeschichte verbunden. Aber ich gebe dir Recht, es gibt bestimmt Menschen im Zug, die das nicht interessiert.
Ja, die Stoßdämpfer der Bahn lassen deutlich zu wünschen übrig. Will man die Geschichte von der Frankenberger Kirche erzählen, reicht die Zeit nicht für die Türme rechts und links der kürzesten Seite der alten Stadtmauer. Für irgendetwas muss man sich entscheiden, denn wenn man versucht alles zu erzählen, dauert die gesamte Fahrt mehr als 24h und selbst die Stimme vom Band würde heiser.
Bäckergildehaus, Brusttuch und Brücke sieht man nicht richtig. Die Schule interessiert keinen toten Hund
Bei der Kaiserpfalz kann man davon ausgehen, dass die meisten Touristen da noch mal gesondert hingehen und viel mehr Dinge erfahren, als sie in der Kürze der Bahnfahrt erzählt werden können. Die kurze Information ist an dieser Stelle ausreichend. Will man den Zusammenhang mit dem letzten Kaiser (der mit der Pickelhaube) erklären, ist man mindestens mit 5 Minuten Dauerreden dabei. Das geht in der Bahn nicht.
Nein, das ist nicht Thema
Jeder Tourist, der mal eine Stadtführung in Goslar gemacht hat, war länger unterwegs, hat zu einigen Dingen mehr, zu andern überhaupt nichts gehört, je nach dem, mit wem er unterwegs war. Zu vielen Dingen hat er Anekdoten gehört, deren Wahrheitsgehalt fraglich ist und er hat trotzdem nur einen kleinen Ausschnitt kennen gelernt. Pro Zeiteinheit die gleiche Menge Wissen, nur auf einen kleineren Stadtbereich begrenzt.
Ich denke nicht, dass die Bimmelbahn Touristen verprellt, dass geschieht eher durch solche, nicht ganz sachlichen und möglicherweise voreingenommenen Artikeln, wie dem hier zitierten, die öffentlich gemacht werden und etwas Gutes, vielleicht nicht Optimales, aber Gutes schlecht machen. Die Mitfahrer der Bimmelbahn werden weder verarscht noch für dumm verkauft, sie bekommen eine ganze Menge Wissen und Hinweise auf Sehenswürdigkeiten, die sie dann noch mal einzeln und detailliert ansehen können, vielleicht ja mit einem der Stadtführer.
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