Im Jahr 1895 war auf dem heutigen Kaiserringhaus noch groß geschrieben:
"Königliches Amtsgericht"
Links daneben (also unmittelbar an den Gang in den Hof angrenzend) war zu dieser Zeit das "Polizei-Amt" untergebracht.

Auf das "Polizei-Amt" folgten später:
Ratswaage (was ist das?)
Büro- und Verkaufsräume der Nordharzer Kraftwerke
Tourist-Information

1852 bekam Goslar aufgrund der am 01. Oktober in Kraft tretenden Gerichtsorganisation ein Amtsgericht.
Zeitgleich wurde auch ein kleines Obergericht in Goslar gebildet, welches allerdings bereits 1859 schon wieder geschlossen wurde.
Vor 1852 hatte die städtische Verwaltung die Gerichtsbarkeit inne.

U.a. gab es ein Berggericht, geistliche Gerichte, Lehns- und Dienstgerichte und das wichtigste Vogteigericht.
Letzteres entstand in der Zeit Heinrichs IV im Jahre 1073.
Ebenfalls mit der im Oktober 1852 in Kraft tretenden Gerichtsorganisation wurde das Schöffenamt gebildet.
In Strafsachen sollte die Aburteilung durch den Amtsrichter und zwei gewählten Schöffen erfolgen.

Dem Amtsgerichtsbezirk Goslar wurden 1852 die Gemeinden Jerstedt und Hahndorf und die Klostergüter Riechenberg und Grauhof zugeteilt.
Neben dem Amtsgericht Goslar gab es Gerichte dieser Art noch in Wöltingerode (es wurde 1879 aufgelöst) und in Liebenburg.
Am 30. Juli 1895 wurde die Gemeinde Dörnten vom Amtsgerichtsbezirk Liebenburg abgetrennt und dem Amtsgerichts Goslar unterstellt.

Seit dem 01. August 1942 untersteht das Amtsgericht Goslar dem Oberlandes- und Landgericht Braunschweig; vorher war es im Oberlandesgerichtsbezirk Celle und Landgerichtsbezirk Hildesheim.
Bei Gründung des Goslarer Amtsgerichts wurde diesem 2 Amtsrichter und 2 Aktuare zugewiesen.
Schon einem Bericht aus dem Jahr 1872 ist zu entnehmen, dass bei einer Zahl von 11.291 Gerichtseingesessenen der Richter über eine unzumutbare Arbeitslast klagt.
Er beteuert, täglich regelmäßig 8 bis 10, sehr oft aber 12 bis 14 Stunden arbeiten zu müssen.
Heute hat das Amtsgericht eine Belegschaft von 77 Personen, darunter befinden sich 10 Richter/innen.

Während des 2. Weltkrieges (1939 – 1945) wurde mit erheblich vermindertem Personal die Rechtspflege aufrecht erhalten.
Als am 11. April 1945 die Amerikaner in Goslar einzogen, besetzten diese auch das Gerichtsgebäude. Es wurde gesperrt.

Als nach geraumer Zeit das Gerichtsgebäude wieder betreten werden konnte, wurde der untere Flur tatsächlich bis zur Decke vollgestopft mit Akten, Ordnern und Registraturschränken und Schreibtischen vorgefunden. Es dauerte lange Zeit, bis diese Unordnung behoben wurde und man sich wieder ungehindert im Gerichtsgebäude bewegen konnte.
Nach dem Abzug der Amerikaner installierte sich in einem Raum das britische Militärgericht, und es wurden unter dem Union Jack Urteile über Deutsche und Nichtdeutsche gefällt.

Sonstiges:
Das Stadgericht hatte von 1803 bis 1852 seinen Sitz im Rathaus von Goslar. Mit Bildung des Amts- und Obergerichts (01.10.1852) mussten neue Räumlichkeiten gefunden werden.

Man fand ein geeignetes Objekt in der Gestalt des Gravenhorstschen Gasthauses in der Worthstraße. Es ist der Gebäudekomplex, der früher die ehemalige Offiziersspeiseanstalt und jetzt die Worthschule beinhaltet, das Haus, in dem Goethe auf seinen Harzreisen gewohnt haben soll. Wie es sich gehörte, kam das Obergericht in die zu Straße gelegenen Räume und das Amtsgericht in die umzubauenden Scheunen und Stallgebäude.

1875 zog das Amtsgericht in die Räumlichkeiten der ehemliegen Kämmerei am Marktplatz
(Am Marktplatz 6; dem heutigen Restaurant "Henrys".) Bildanhang von Andreas weiter unten.

Am 28. Februar 1907 wurde zwischen dem Justizfiskus und er Stadt Goslar ein Tauschvertrag über die Grundstücke Am Markt 6 und Hoher Weg 8 nebst dem daneben liegenden Areal des damaligen Städt. Bauhof abgeschlossen. Nach diesem Vertrag musste die Justizverwaltung das Gebäude Am Markt 6 bis spätestens 01. Oktober 1913 räumen.

Aufgrund der Eingliederung des Bad Harzburger Amtsgerichts (1977) wurde ein weiteres zusätzliches Nebengebäude bezogen. Dieses befand sich bis 1996 im Lindenplan.

In den 80er Jahren wurde es räumlich gesehen wieder einmal eng. Ein gewünschter Neubau blieb Vision. Stattdessen wurde das Gebäude des ehemaligen Finanzamtes und der einstigen Jägerkaserne am Kaiserbleek für 10 Mio. DM umgebaut. Nach über 8jähriger Umbauphase erfolgte Mitte 1996 ein Teilumzug des Amtsgerichts in das heutige Haus II.
Mit diesem Umzug fielen die Nebengebäude Hoher Weg 8 und Lindenplan 18 weg.

Fakten und Zahlen aus 2007
Richterinnen und Richter: 10
Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger 14
Gerichtsvollzieher 5
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den
Serviceeinheiten insgesamt 43 davon 17 Beamtinnen und Beamte
des mittleren Justizdienstes und 26 Angestelle
Wachtmeister 5
Quellennachweis:
http://www.amtsgericht-goslar.nieder...46&_psmand=115
[I]Vortrag, gehalten am 04.10.1952 von Oberamtsrichter Walter Klusemann, Goslar, bearbeitet und ergänzt von
Rechtsanwalt Dr. Ahner, Goslar (32. Anwaltstag 1963 Goslar, S. 37 - 52)
Berichte der Goslarschen Zeitung (Stadtarchiv Goslar)


Das Amtsgericht heute
Das Amtsgericht Goslar hat seinen Sitz nun im Hohen Weg 9 (Haus I) und Kaiserbleek 8 (Haus II) und ist örtlich zuständig für die Städte Goslar, Bad Harzburg und Vienenburg sowie die Gemeinde Liebenburg.
Die Einwohnerzahl im Gerichtsbezirk liegt bei 89.100.
Sachlich zuständig ist das Gericht für die dem Amtsgericht durch das Gerichtsverfassungsgesetz zugewiesenen Verfahren, insbesondere für Zivil-, Familien- und Strafsachen sowie Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit mit Ausnahme der Handelsregistersachen.
Das Gericht ist zuständig als Insolvenzgericht für die Amtsgerichtsbezirke Bad Gandersheim, Clausthal-Zellerfeld, Goslar und Seesen.
Für Mahnsachen ist in Niedersachsen ein Zentrales Mahngericht eingerichtet. Es handelt sich um das Amtsgericht Uelzen.