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Thema: Goslar während der Nazi-Zeit

  1. #31
    Schießhauer Avatar von Birgit
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    Nicht vergessen sollten wir auch den Luftschutzbunker aus dem II. Weltkrieg im Köppelbleek.


    Liebe Grüße
    Birgit

    Zitat Zitat von Nils Beitrag anzeigen

    Es gab noch einen Schutzstollen im größeren Bereich der Frankenberger Kirche, aber da weiß ich nichts Genaueres.

    @ Nils
    Ich habe mir einmal erlaubt den entsprechenden Link zum Luftschutzbunker am Frankenberg herauszusuchen.

    http://www.technikmuseum-online.de/h...beitrag_27.htm

    Liebe Grüße
    Birgit

  2. Danke von:

    Harzer06 (15.09.2020)

  3. #32
    Gezäheschlepper Avatar von Kerl
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    Standard Luftschutzräume in Goslar Umgebung Kaiserpfalz

    Zitat Zitat von Nils Beitrag anzeigen
    Guten Morgen, Birgit,

    danke, ja das ist ziemlich eindeutig auch ein Relikt da bei Euch im Keller !

    Man muß auch unterscheiden zwischen einem sogenannten "Splitterschutz" ( das sind ganz einfache, überdachte Mauern) , "Luftschutzkellern" (in Privathäusern) "Luftschutzräumen" LSR (öffentlich (städtisch) für jeden zugänglich ) und richtigen "Luftschutzbunkern" (öffentlich, gegen Druckwellen geschützt, gasdicht, Luftfilter etc)

    Ob es so einen richtigen Luftschutzbunker in Goslar gab, weiß ich nicht. Öffentliche Luftschutzräume sind verbürgt.

    Ich muß mal sehen, ob ich die Infos zu dem Stollen wiederfinde, der alsöffentlicher LSR benutzt wurde. Er liegt wie erwähnt irgendwo ganz oben an der Frankenberger Str an einem Parkgelände und wurde vor ein paar Jahren wiederentdeckt und etwas erforscht.

    Gruß, Nils
    Hallo liebe Mitlesende,

    ich kann mich noch gut an die Luftalarme erinnern, wenn die Flieger nach Braunschweig über den Harz kamen. Dann begann die Hektik.
    Wir sind dann immer mit unseren Kinderwagen wo alle Habseligkeiten und Verpflegung eingelagert waren, zur Rammelberger Str. wo heute gegenüber des Hochhauses ein Schutzbunker im Fels war, geflüchtet. Ferner war ein zweiter Bunker am Felsenkeller Gaststätte Nonnenweg der dann zugemauert wurde.
    Der 3 Schutzbunker war auf den Sportplatz vom damaligen MTV, Einstig war ein Betonhäuschen auf dem Platz. Viele Häuser hatten einen Schutzraum der den Namen nicht verdiente, wenn in Goslar Bomben gefallen wären, würde dort trotz Rettungspfeile keiner lebend herausgekommen.
    In Goslar direkt ist eine Bombe als Blindgänger in der Mitte des Bahnhof gefallen, mann kann heute noch den Farbunterschied im Stein erkennen. Auf dem Fliegerhorst sind 1944 mehrere Gebäude zerstört worden, bei der Mineralwasserfabrik Grauhof und bei den Chemischen Werke Borchers in Oker
    waren Bombenabwürfe.

    Mit freundlichen Grüssen

    Joachim
    Geändert von Kerl (13.01.2012 um 17:12 Uhr)

  4. #33
    Schießhauer Avatar von Birgit
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    Hallo Joachim,

    mir läuft immer ein eiskalter Schauer den Rücken runter, wenn ich diese Dinge lese oder erzählt bekomme. Meine Mutter hat auf ihrer Flucht, in Magdeburg, in einem, von einer Bombe getroffenen Haus, nächtigen müssen. In der Mitte des Hauses war ein riesenh Loch und die Bombe, die nicht hochgegangen war, konnte man sehen. Diese Angst beim Fliegeralam, ich mag sie mir gar nicht vorstellen! Mich schüttelt es!

    Du hast Recht Joachim, die "Luftschutzkeller" in unseren Häusern, sind eigentlich völlig normale Kellerräume. Lediglich die Metalltür und die Toilette sind der Unterschied zu den anderen Räumen. Überlebt hätte dort sicher kein Mensch! Aber was sollten die Leute tun, außer zu hoffen, dass das Haus nicht getroffen wird. Und ich glaube, jede noch so kleine Hoffnung auf ein Überleben, wenn auch nur ein solcher lächerlicher Kellerraum, hatte in den schlimmen Momenten, eine hohe Bedeutung.

    Liebe Grüße
    Birgit

  5. #34
    Hauer Avatar von Nils
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    Liebe Birgit, lieber Kerl,

    vielen Dank für den Link und die persönlichen Erinnerungen dazu ! Das ist wirklich spannend wie bewegend!

    Nur eine Kleinigkeit aus dem Link zum Stollen an der Frankenberger Kirche möchte ich richtigstellen.

    Dort wird erwähnt, daß England (die Royal Airforce) erst mit Luftangriffen begonnen hat, nachdem Deutschland im August 1940 mit Luftangriffen auf England begonnen hätte.

    Das mag im Sinne der neuen Geschichtssicht zwar in den Zeitgeist der auf ewig schuldigen Deutschen passen, ist aber faktisch einfach falsch.

    England erklärt am 3. September 1939 dem Deutschen Reich den Krieg. England beginnt bereits zwei Tage nach seiner Kriegserklärung den Bomben-Terror gegen Deutschlands Zivilbevölkerung.
    Am 5.9.1939 fanden erste Luftangriffe auf Wilhelmshaven und Cuxhaven statt.
    Am 12.1.1940 erster englischer Bombenangriff auf Westerland/Sylt.
    Am 20.3.1940 Kiel und Hörnum auf Sylt werden mit 110 Spreng- und Brandbomben angegriffen. Volltreffer auf ein Lazarett.

    Das sind die Fakten, die Geschichtsschreiber der modernen Schuldkultur gern ganz einfach weglassen.

    Mehr wollte ich nicht korrigieren.

    Dank und Gruß,
    Nils

  6. Danke von:

    FaXe (26.07.2018)

  7. #35
    Gesperrt Gesperrt Avatar von Susanne-K.
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    Standard Luftschutzbunker Köppelsbleek + Luftschutzstollen Nonnenweg

    Luftschutzbunker Köppelsbleek
    Im Geocaching habe ich die folgende Notiz gefunden:


    Als Spaziergänger in dem kleinen Wäldchen mit dem Namen „Köppelsbleek“ in Goslar übersieht man leicht, dass hier ein Luftschutzbunker aus dem 2. Weltkrieg steht. Der Grundriss lässt sich als rechteckiger Hügel gut erkennen. Der Schutzraum existiert noch, ist jedoch nicht zugänglich. Der ehemalige Eingang befindet sich unter einer Betonplatte und ist komplett zugeschüttet.
    Bei der Suche wird empfohlen, auf "eine gleichmäßige Geländeerhebung zu achten"
    http://www.geocaching.com/seek/cache...spx?wp=GC193D2

    Luftschutzstollen Nonnenweg (Bereich Frankenberger Kirche)
    Hierzu habe ich auch Bilder gefunden.
    Birgit hat den Link auch schon erwähnt in einem früheren Beitrag:
    http://www.technikmuseum-online.de/h...beitrag_27.htm
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Luftschutzstollen Nonnenweg.jpg   Luftschutzstollen Nonnenweg 2.jpg  
    Geändert von Susanne-K. (13.01.2012 um 19:53 Uhr)

  8. #36
    Hauer Avatar von Nils
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    Danke an Euch beide !

    Anbei noch ein Foto aus Braunschweig, wo ein Geschichtsverein so ziemlich alle der noch vorhandenen Luftschutz-Zeichen an den alten Häusern fotografisch dokumentiert hat.

    So könnt Ihr Euch das besser vorstellen ....
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Bunker in Braunschweig - Luftschutzzeichen_1326477103765.jpg  

  9. #37
    Schießhauer Avatar von Birgit
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    Übrigens weiß ich noch, als wir füher im Köppels gespielt haben und auf dem Bunker herumgehuckt sind, mussten wir immer tierisch aufpassen, denn an einer Stelle war ein Art aus Ziegel gemauerter Kamin in die Erde eingelassen, der ein hübsches kleines Loch bildete. Wenn man das Ding übersah, konnte man sich leicht den Knöchel verknacksen. Heute ist der Bunker der Art mit kleinen Bäumchen und Gestrüpp bewachsen, dass man
    diesen, ich vermute mal "Luftschacht", vermutlich nicht einmal mehr findet. Im Augenblick ist es im Köppelsbleek tierisch matschig, sonst wäre ich mal hingesprungen, um danach zu schauen und ein Bild zu machen. Ich habe gehofft, dass der Bunker vll. auf meinen alten Kinderbildern noch gut zu erkennen ist. Leider vergebens! Aber bei Mama liegen auch noch Bilder - man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben. Schon lang wollte ich dort auch nach anderen Bildern Ausschau halten, aber meist stehen andere Dinge auf dem Plan.

    Liebe Grüße
    Birgit
    Geändert von Birgit (13.01.2012 um 19:50 Uhr)

  10. #38
    Gesperrt Gesperrt Avatar von Susanne-K.
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    Standard Luftschutzkeller

    Zitat Zitat von Nils Beitrag anzeigen
    Es wäre in diesem Zusammenhang vielleicht auch mal interessant, die zivilen Schutzmöglichkeiten für die Bevölkerung zusammenzustellen, bevor diese Relikte ganz in Vergessenheit geraten.

    Wenn genug Angaben zu den Schutzmöglichkeiten zusammenkommen, lohnt sich vielleicht sogar ein eigenes Thema.

    Auch sieht man manchmal an alten, unrenovierten Häusern seltsame weiße Pfeile, die auf bestimmte Kellerfenster zeigen. In diesen Kellern befand sich der Luftschutzkeller des Hauses und bei nötiger Rettung konnte so schnell von außen lokalisiert werden, wo sich die Bewohner aufhalten.

    Gruß an Alle, Nils
    Hallo Nils,
    ich habe ein paar Fotos von Luftschutzkellern gefunden (nein - leider nicht aus Goslar), die das Grauen gut dokumentieren, das die Menschen gefühlt haben müssen. Hier geht es wirklich um die emotionale Seite. Wie müssen sich die Menschen gefühlt haben, in solch engen Räumen dicht an dicht eingepfercht gewesen zu sein - über Stunden - und nicht zu wissen, wie es ausgeht.

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    Hier einmal ein Bild mit dem außen angebrachten weißen Pfeil
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    [webfind]http://www.airpower.at/news03/0813_luftkrieg_ostmark/luftschutzkeller.jpg[webfind]
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    Geändert von Susanne-K. (14.01.2012 um 09:29 Uhr)

  11. #39
    Hauer Avatar von Nils
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    Danke, Susanne!

    Ich kann nur eine etwas humorige Wandzeichnung aus einem Luftschutzbunker beitragen.

    Der Schlager "Heimat, deine Sterne" war in den letzten zwei Kriegsjahren sehr populär.

    So hat ein Witzbold an einer Bunkerwand diese Zeichnung hinterlassen... ein Landser läuft betrunken gegen eine Laterne und sieht daraufhin seine ganz eigenen "Sterne der Heimat" !

    Ohne einen gewissen Witz war es in diesen Jahren sicher kaum zu ertragen. Vor diesem Hintergrund sollte man auch diese Zeichnung sehen.

    Gruß, Nils
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Heimat__deine_Sterne.jpg  

  12. #40
    Schießhauer Avatar von Verwaltung
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    Quelle:
    http://www.zeitzeugenforum.de/Krieg%...siteevelyn.htm

    Kindheit unter Soldaten - Uniformen kommen und gehen -

    Es war Ende März 1945, ich war gerade 9 Jahre alt geworden, als es hieß :
    Frauen und Kinder müssen den Fliegerhorst Goslar verlassen. Er müsste entweder verteidigt oder gesprengt werden. Überall lag Munition umher, im Luftschutzkeller waren Leichensärge bereitgestellt. Meine Mutter war völlig verzweifelt, hatte sie doch kurz vorher die Vermisstenmeldung meines Vaters bekommen – er war Offizier bei der Luftwaffe und kam verwundet bei Königsberg in russische Kriegsgefangenschaft. Und nun sollten wir unser Zuhause , den Fliegerhorst verlassen? Ich lebte seit meinem 1.Lebensjahr hier, kannte nur Kasernen , Soldaten, die exerzierten und marschierten, die mir früher das Fahrradfahren beibrachten und Märchen vorlasen.Im Winter zogen sie mich auf dem Schlitten von einer Kaserne zur anderen. Es gab kaum Kinder zum Spielen. Ich kannte keine Kinderlieder, aber alle Soldatenlieder.
    Meinen Vater kannte ich nur in Uniform, zunächst als Unteroffizier – später wurde er immer wieder befördert. Als er an die Front kam, wartete ich mit meiner Mutter auf Feldpostbriefe. – Aus dieser Zeit sind mir manche Namen wie Warschau, Smolensk, Kiew und Paris in Erinnerung. Auf Sizilien hatte er ein italienisches Bataillon zu befehligen und meckerte, dass die Italiener so nachlässig waren. Wenn mein Vater Urlaub hatte, war das für mich besonders aufregend : Anfangs kam er mit der YU-52. Ich kannte schon das Motorengeräusch und wenn die Maschine mit dem Flügel über unserem Haus wackelte, wusste ich: er ist es und lief flink zum Rollfeld. Dort kam er mir dann schon entgegen. Manchmal durfte ich mit ihm auch andere Maschinen besichtigen und einsteigen – leider nie mitfliegen. Einmal kam mein Vater nicht in gewohntem Fliegergrau, sondern er hatte eine hellbeigefarbige Uniform mit kurzen Hosen an – ich weiß noch, dass ich das sehr komisch fand. Irgendwie hörte ich auch den Namen „ Rommel." Erst sehr viel später erfuhr ich , was der zu bedeuten hatte.
    Das letzte Mal, als mein Vater Urlaub hatte, kam er aus Russland. Er hatte einen dicken mit Pelz gefütterten Ledermantel an und ich erinnere mich, dass er sehr niedergeschlagen und sehr ernst war, aber er beteuerte „ ich komme immer wieder".
    Es gab nur wenige Kinder auf dem Fliegerhorst, wir waren 5 Mädchen, die zusammen eingeschult wurden und mit der Kutsche zur Schule in die Stadt gebracht und wieder abgeholt wurden. Die verwundeten Pferde von der Front wurden auf dem Fliegerhorst wieder geheilt und so standen sie zur Verfügung. Ich wuchs also sehr beschützt auf bis später die Luftangriffe begannen. Einmal wurden etliche Flugzeughallen und umliegende Gebäude getroffen. Ich sah bei hellem Sonnenschein vom Rammelsberg aus (wir wurden von der Schule aus in den Stollen dort bei Fliegeralarm gebracht) die Geschwader anfliegen und konnte die Piloten in den Kanzeln erkennen. Plötzlich war alles in Rauch gehüllt, es krachte fürchterlich und ich hatte schreckliche Angst, dass meine Mutter und meine vier Jahre jüngere Schwester nicht rechtzeitig den Fliegerhorst verlassen konnten. Als ich heimgebracht wurde, sah ich, dass unser Haus heil geblieben war. Lange musste ich auf meine Mutter warten – sie war mit anderen Familien mit Militärfahrzeugen in einen Stollen außerhalb des Fliegerhorstes in Sicherheit gebracht worden..
    Einmal wurden eine Schulkameradin und ich von Tieffliegern nahe am Rollfeld beschossen. Wir waren trotz Fliegeralarm zu Fuß von der Schule abgehauen und nicht ,wie angeordnet, in den nächsten Luftschutzkeller gegangen. Als wir an der Wache vom Fliegerhorst ankamen, wurden wir zunächst von den Wachhabenden tüchtig ausgeschimpft und danach von unseren herbei gerufenen Müttern verhauen. Meine Mutter war sehr streng – aber ich glaube, dass sie nur immer schreckliche Angst hatte. Jede Nacht stiegen unsere Aufklärungsmaschinen auf und Abwehrartillerie ballerte. Zum Schluß hatten wir keine Nacht mehr Ruhe.
    Die Bombenangriffe kamen immer näher. So war es auch ganz verständlich, dass meine Mutter die Räumung des Fliegerhorstes erleichtert empfunden hat und nur weg wollte mit meiner kleinen Schwester und mir , dazu einer Flüchtlingsfrau aus Danzig mit ihrem kleinem Jungen, die bei uns noch zuletzt einquartiert wurden. Meine Mutter wollte mit uns zu ihrem Vater nach Rübeland, einem kleinen Ort im Harz, von hohen Felsen umgeben, ein kleiner Fluß, eine Eisenbahn, eine Straße, eine Häuserzeile und 2 Tropfsteinhöhlen. Hier, meinte sie, seien wir sicher. Ich kannte meinen Großvater von vielen Besuchen, leider war meine Großmutter schon einige Jahre tot.
    Aber wir brauchten ein Fahrzeug und so gingen meine Mutter und ich abends im Dunkeln zur Kommandantur .Der Himmel leuchtete hinter den Bäumen rot und meine Mutter sagte: „Das sind Luftangriffe auf Hildesheim und Halberstadt". In der Kommandantur hingen einige Offiziere herum und nahmen uns kaum zur Kenntnis. „Die sind ja betrunken – was ist nur aus unserer Wehrmacht geworden!" Ich war furchtbar erschrocken und maßlos enttäuscht. Etwas später hat meine Mutter es doch noch geschafft, einen kleinen Militärlastwagen mit Fahrer zu bekommen . Einige Kisten und Koffer passten neben uns drei Kindern und zwei Müttern darauf, mehr ging nicht. Und so verließen wir den Fliegerhorst - wie sich später herausstellte, für immer. Damit war meine Kindheit beendet .
    Auf der Fahrt wurden wir bei Vienenburg im Wald von Tieffliegern angegriffen und mussten hinter dem Auto und noch nicht belaubten Sträuchern Schutz suchen. Zum Glück ist uns nichts geschehen und nach nicht so langer Fahrt kamen wir in Rübeland an. Ich sehe noch die erstaunten Augen meines Großvaters vor mir – er war im ersten Augenblick nicht sehr erfreut über diese Einquartierung ,die sein ruhiges Leben total umkrempelte. Da mein Großvater im ersten Weltkrieg verwundet wurde und die rechte Hand steif war, brauchte er nicht Soldat werden.
    Aber schon bald ging es auch in dem bis dahin so ruhigen Harzdörfchen los mit Flugzeuglärm von Tieffliegern und Abwehrgeschützen. Die Bevölkerung musste in den beiden Tropfsteinhöhlen Schutz suchen. Tief im Berg zwischen Stalagmiten und Stalagtiten gab es in der Baumannshöhle einen großen Saal, einen See und eine Naturbühne, die früher zu Theateraufführungen genutzt wurde. Hier saßen wir auf Decken und Kissen, mit Sack und Pack etliche Tage und Nächte; das heißt, wir wussten gar nicht, ob es Tag oder Nacht war. Es war immer dunkel und nass, denn es tropfte laufend von der Decke, die Kerzen verlöschten ,denn bald schon war der Strom ausgefallen. Ab und an kamen Nachrichten von draußen – es wurde gekämpft. Irgendwann aber hieß es : die Amerikaner sind da – ihr dürft raus. Es war der 20.April, ein herrlich warmer Tag, die Sonne blendete uns und es roch nach Frühling. Ich werde diesen Frühlingstag nie vergessen. Aber direkt neben dem Haus, in dem wir wohnten, stand ein großer Panzer und davor ein Schwarzer in einer bräunlichen Uniform mit einem für mich komischen Stahlhelm. Ich war fasziniert, hatte aber auch Angst. Aber uns geschah nichts – lediglich meine Mutter wurde abkommandiert zum Uniformen bügeln – Nachbarn hatten sie als Offiziersfrau verraten. Das hatte zur Folge, dass wir Essen und Schokolade bekamen......

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