Einen hab' ich noch ......
AUSKUNFT
Einer der ersten, die in Goslar Altertümer sammelten und
mit ihnen sogar ein eigenes Museum begründeten, war Emil
Fenkner.
Schon als Fünfzehnjähriger fing er an, Altertümer aufzu-
kaufen und beschädigte zu restaurieren, obgleich seine
Familie, die in dem noch heute sehenswerten Hause Breite
Straße 51 eine Brennerei betrieb, diese Leidenschaft weder
teilte noch begriff.
Als der junge Fenkner einmal damit beschäftigt war, eine
alte, wurmstichige Heiligenfigur zu restaurieren, um sie vor
dem Verfall zu bewahren, kam ein Besucher und fragte nach
ihm.
Ein Familienmitglied gab ihm folgende Auskunft: "Wo Emil
steckt? Och, der verrückte Bengel ist auf'n Hofe. Er liegt
auf'er Madonna und spritzt ihr Petroleum in'ne Löcher,
damit se die Würmer los wird!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Geändert von Hanno (11.02.2012 um 17:39 Uhr)
c
Hannöversche Grüße
Klaus
Und noch einen ......? ( Ihr lasst es mich wissen, wenn's zuviel wird ?! )
ANDERS GEHT'S NICHT
Ein sehr korpulenter Herr suchte einst Dr. Nieper auf.
Das Essen und Trinken schmecken ihm, sagte er, aber er
habe immer das Gefühl des Aufgeblähtseins und einen Druck
auf dem Herzen.
"Was essen Sie denn so den Tag über?", fragte Dr. Nieper.
"Ach Gott, nicht viel. Morgens so meine sechs, sieben
Brötchen mit Wurst und Schinken, zum Frühstück ein halbes
Dutzend Spiegeleier mit Speck und etwas Käse, aber mittags
esse ich richtig. Am Nachmittag vielleicht vier, fünf Stücke
Kuchen und einige Tassen Kaffee, aber abends esse ich dann
ordentlich, und wenn ich ausgehe, lasse ich mir im Lokal
noch ein ordentliches Essen geben."
Dr. Nieper blätterte in seinem Kalender und sagte: "Am
besten kommen Sie Dienstag ins Krankenhaus und richten
sich auf acht bis zehn Tage ein, Verehrtester."
"Was soll ich denn im Krankenhaus, Herr Geheimrat?"
"Ich muss Sie operieren."
"Operieren?", fragte der Patient erblassend, "aber Sie
haben mich ja nicht einmal untersucht!"
"Das tut nichts mein Lieber, ich muss Ihrem Darm einen
zweiten Ausgang machen, der eine schafft's nicht mehr."
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Geändert von Hanno (11.02.2012 um 17:40 Uhr)
c
Hannöversche Grüße
Klaus
Herrlich!
Kennst Du auch "Da lacht die Butterhanne"? Gleicher Autor, wunderbare Stories ...
Glück Auf!
Andreas
Hallo Andreas,
jaaaa, so ganz dunkel in der Hinterstube mein ich das mal gehört
zu haben. Aber gelesen noch nicht.
c
Hannöversche Grüße
Klaus
Da habe ich noch einen zum Thema Bäckerhandwerk :
DER PAPAGEI
Vor vielen Jahren lebte in Goslar ein Bäckermeister, der
einen sehr klugen Papagei besaß. Eines Tages konrollierte
die Polizei das Gewicht seiner Brote, fand aber keinen
Grund für Beanstandungen. Schon wollten die Beamten den
Laden verlassen, als plötzlich der Papagei rief:
"Dei lütjen Brote liggen im Schapp!"
Die Beamten öffneten einen Schrank und fanden darin eine
Anzahl Brote, deren Gewicht sehr zu wünschen übrig ließ.
Sie wurden beschlagnahmt und der Meister bestraft. Er
ärgerte sich so über den verräterischen Vogel, dass er ihn
ergriff und in die Gosse warf. Dort sielte sich gerade die
Sau des Bäckermeisters. Der Papagei erhob sich verschmutzt
aus der Gosse und sagte zu dem Schwein: "Dau häst woll ok
wat von tau lüttje Brote e'seggt, wat?"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
Geändert von Hanno (11.02.2012 um 17:40 Uhr)
c
Hannöversche Grüße
Klaus
Ich habe da mal für Nachschub gesorgt :
DER HERR AMTSRICHTER
Goslarer Originale erwähnen und den Amtsrichter a. D.
Ferdinand Hirsch vergessen, hieße unvollständig berichten.
Seine Lebensgewohnheiten erinnern an die schrulligen
Romanfiguren, wie sie Wilhelm Raabe und Gottfried Keller
schilderten.
Der Tagesablauf des Herrn Amtsrichters war bis ins kleinste
geregelt, wiewohl er Ruheständler war und als Junggeselle
über seine Zeit frei verfügen konnte. Er lebte in einem
geordneten Rechtsstaat, also hatte auch sein Privatleben
nach einem feststehendem Dienstplan abzulaufen. Unordnug
herrschte nur bei Menschen, die zucht- und planlos lebten.
Basta!
Wenn früh morgens die Bäckerjungen ihre Brötchen aus-
trugen und die Barbiere geschäftig zur Morgenrasur in die
Bürgerhäuser eilten, wenn die Kirchenuhren die sechste
Stunde -- schön nacheinander, damit man jede hören konnte
-- schlugen, erhob sich der Herr Amtsrichter, um sich vom
Friseurmeister Hinz balbieren zu lassen. Dann zog er das
für diesen Tag bestimmte Oberhemd und den nur für diesen Tag
vorgesehenen Anzug an und fuhr in den nur für diesen Tag be-
stimmten Stiefel, denn er besaß dreißig Anzüge, Oberhemden,
Nachthemden, Stiefelpaare usw., die jeweils nur an einem
Tage im Monat getragen wurden.
Auf Akkuratesse und Sauberkeit bedacht, mußten seine
Beinkleider täglich gewandt, gelüftet und geklopft werden.
Bis neuen Uhr frühstückte er mit Behagen, wobei er hollän-
dischen Tee bevorzugte. Dabei las er die Hildesheimer
Zeitung, die am Abend zuvor von der Post geholt werden
mußte. Mit dem Glockenschlage neun schritt der alte Herr
zum Kabinettchen, das um diese Zeit unbedingt frei zu sein
hatte. Ein Spaziergang bei jedem Wetter folgte, um den
Appetit anzuregen. Schlag ein Uhr stand das Mittagsmahl
auf dem Tisch. Je nach dem täglichen Magenfahrplan gab
eine aus einem Kilo Bein- oder aus einem halben Kilo
Rindfleisch gewonnene Suppe, ein großes Stück gut geklopf-
ten, nicht gespickten Hammelbraten oder ein Sechspfundstück
Rinderschmorbraten mit Gemüse und guter, ostfriesischer
Butter. Danach Kompott. Dieses Mittagessen teilte seine
Hausdame mit ihm, während er morgens und abends allein
speiste. Jedoch mußte auch bei diesen Mahlzeiten für zwei
gedeckt werden.
Bis drei Uhr ruhte Herr Amtsrichter, dann ging es zum
Kaffeetrinken nach der Bleiche. Punkt sechs Uhr begann das
Spiel im Klubgarten, und schlag acht setzte er sich daheim
zum Abendessen nieder. Es gab zwei Schnitten Brot und drei
Brötchen, von letzteren blieben stets zwei übrig. Die Auf-
schnittscheiben waren genau abgezählt. Nach dem Abendessen
rauchte er eine seiner 30 Tabakpfeifen, die fertig gestopft
zu sein hatte. Bis elf Uhr pflegt er zu lesen, zwischendurch
aß er zehn Katharinenpflaumen oder zwei Mirabellen, zwölf
Kirschen, vier Teelöffel Apfelmus von Gravensteinern, je
nach der Jahreszeit.
Nach einem Sitzbad von fünf Minuten stieg er unter Ver-
wendung eines frischen Nachthemdes ins Bett. Da er als
einstiger Richter mit Spitzbuben zu tun gehabt hatte,
sicherte eine geladene Pistole seinen Schlummer.
Die Schrulligkeit des alten Herren ging soweit, daß er
Ein- und Zweipfennigstücke unter die Tischbeine legte, um
die Ehrlicheit der Hausangestellten zu prüfen. Natürlich
wußten das alle Beteiligten und gaben die Pfennige zurück.
Abends durfte das Personal nicht fortgehen, denn er glaubte,
es schädige das Ansehen des Hauses. Tagsüber hatten die
Angestellten jedoch viel freie Zeit, und die Köchin
erhielt 24 Taler Gehalt. Die Bildung seiner Leute suchte er
durch wöchentliche Entrichtung einer "Theatermark" zu heben,
und auf Spaziergängen führte er stets eine Tüte mit Bonbons
oder Gebäck mit, um sie an Kinder zu verteilen.
Das Einerlei der Woche wurde am Sonnabend durch Frau
Ibentals Fußpflege unterbrochen, die ihn, Punkt sieben Uhr,
von den Hühneraugen befreien mußte.
An Sonntagen wenn das Personal Ausgang hatte, veran-
staltete er "Stuben- und Spindrevision". Beschädigtes Ge-
schirr stellte er auf ein Tablett und legte ein goldenes
Zwanzigmarkstück dazu, von dem neues Geschir gekauft wurde.
Seine Einstellung zum Personal war von der damaligen Zeit
diktiert.
Als seine Aufwartung, Frau Diener, sich sonntags weigerte,
mit der Kiepe zum Einkaufen zu gehen, sagte er: "Ihr seid
Leute der dienenden Klasse, Ihr müßt das tun!"
Trotz seiner Schrullenhaftgkeit war er gerecht und gut-
mütig. Unbemittelten Menschen stand er jederzeit unentgelt-
lich mit Rat und Tat zur Seite und stiftete viel Gutes. Trotz
seines streng geregelten Lebens als Junggeselle soll er, wenn
man seinen Zeitzeugen glauben darf, noch Zeit gefunden haben,
sechs blühenden Kindern das Leben zu schenken.
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
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Da ergibt sich doch gleich wieder eine Frage: Wo oder was war der
"Klubgarten", der offensichtlich der gleichnamigen Straße ihren Namen gab ?
Geändert von Hanno (11.04.2012 um 09:30 Uhr) Grund: Meine ganz persönliche Rechtschreibreform
c
Hannöversche Grüße
Klaus
WARUM DENN NICHT ?
Vor dem Amtsgericht Goslar wird eine Alimentationssache
verhandelt. Ein junger Mann aus Hahndorf soll in zwei
Fällen seine Vaterschaft bekennen. Der eine Fall hat sich
in Goslar abgespielt, der andere ist in Hildesheim geschehen.
Nach einem Blick in die Akten sagt der Richter: " Die
Klägerin in Goslar gibt an, sie sei am 14. Juli vorigen Jahres
mit dem Beklagten zusammen gewesen. Es soll abends um 21 Uhr
gewesen sein. Geben sie das zu, Beklagter?"
"Jawoll, Herr Amtsgerichtrat, et stimmet."
"Gut! Nun gibt aber die Klägerin in Hildesheim das gleiche
Datum an, genauer gesagt, die gleiche Nacht vom 14. auf 15.
Juli. Bei der Entfernung zwischen beiden Orten ist das nicht
gut möglich.
"Warumme denn nich, Herr Amtsgerichtrat", sagte der Beklagte,
"Ek häbbe doch'n Motorrad!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
c
Hannöversche Grüße
Klaus
Herrlich Eure Geschichten
... und ich hab tatsächlich Goslärsches Plattdeutsch noch mal wieder lesen können. Meine seinerzeit über 90 Jahre alte Nachbarin hat das auch noch gesprochen.
Leider hatte ich nie die Zeit (Hütte musste bezahlt werden, Arbeit überall, nur nicht in Goslar) die Dame mal auf Band aufzunehmen.
Kennt ihr noch Jemanden, der das Platt spricht?
Glück Auf!
Ekkehard
Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg. (Henry Ford 1863 - 1947)