Geändert von Hanno (22.04.2012 um 21:06 Uhr) Grund: Meine ganz persönliche Rechtschreibreform
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Hannöversche Grüße
Klaus
wenn du meinst, Barbara, also zuerst faellt einem auf, dass man mit , Menschen zusammen kommt, die einem eventuell gar nicht liegen wuerden, nur die gemeinsame Sprache oder ,und Erinnerungen verbinden.
Ein Beispiel, wie es mal in einer ev. lutherischen Gemeinde in Kelowna zuging! Ich lebte in Calgary und mein Pastor[ nicht deutsch] sollte durch die Synode als Vermittler auftreten, weil da grosse Missverstaentnisse aufgetreten waren. Die Gemeinde hatte einen deutschen Teil und einen englischen, wobei die Deutschen die Gruender waren. Es waren Auswanderer, die schon in Deutschland Fluechtlinge waren und sich dort niederliessen. Jetzt waren schon alle hoch in den 70igern. Da machte mein Pastor eine Liste, mit Fragen,die alle darum gingen ,ob der dortige Pastor seine Pflicht taete, wie es heutzutage verstanden wurde. Als der Fragebogen zurueckkam, holte mich mein Pastor zur Hilfe, weil die alten Deutschen sich nicht um die Fragen gekuemmert hatten, sondern hinten auf sehr schwerfaelligem Deutsch versuchten ,ihre Schmerzen zu erklaeren. Da merkte ich dann, dass die Sache eigentlich ziemlich verzwickt war, weil beide Seiten eine "andere" Sprache sprachen, Die deutschen sagten, dass ihre Gemeinde das Letzte sei, was ihnen noch von der Heimat geblieben sei, und sie das ja schliesslich gegruendet haetten! das Ganze schien mir damit zu tun zu haben, dass sich vieles aenderte, eben mehr allgemein Canadisch. Die Leutchen schienen den Boden unter den Feussen zu verlieren. Der englisch sprechende Teil schien keine Maengel zu sehen. So, das versuchte ich meinem Pastor zu erklaeren, merkte aber, dass er diese Sache fuer unwichtig ,nebensaechlich, und stoerend empfand.Was daraus geworden ist, weiss ich nicht, aber war sehr traurig, dass niemand die alten Leutchen erstmal zu verstehen suchte.
Danke Monika, wie so oft im Leben. Eine gemeinsame Sprache ist die eine, dass " Erlebte" dazu, die andere Seite. Ich glaube , wenn der Pastor auch ein Flüchtling gewesen wäre, hätte er die Schwierigkeiten anders wahrgenommen bzw.behandelt. Vielleicht fehlte ihm auch die Empathie ,die ein Mensch in solch einem Amt haben sollte.
Freuen wir uns über Menschen die nicht nur Worthülsen benutzen, sondern auch mitfühlend sind.
liebe Grüsse aus Hannover
Danke, Barbara. Das Wort: Worthuelsen ist mir neu, und trifft den Punkt sehr gut. Manchmal habe ich gedacht, dass es wohl den weiblichen Pastoren leichter faellt, mit Zwischenmenschlichen Beziehungen umzugehen, weil Frauen da manchmal einen anderen RIECHER haben. Unser Pastor in Goslar war gut im Donnern und die Wacht ansagen.Das andere Weiss ich von ihm nicht, aber eine Frau haette ich mir in dieser Rolle nicht vorstellen koennen.Monika
DER FACHAUSDRCK
Neben der schönen romanischen Neuwerkkirche liegt das
Kloster Neuwerk, ein Altersheim für Töchter verdienst-
voller Goslarer Bürger. Von den Kindern wird es respekt-
los "Tanten-Aquarium" genannt. Eine alte Dame aus dem
Altersheim kam in den Laden eines bekannten Goslarer
Schlachtermeisters und verlangte Mettwurst.
"Gerne, maane Dame, kann's en halbes Pfund saan?" fragte
der Schlachtermeister.
"Nein, nein", rief die alte Dame entsetzt, "so viel kann ich
nicht essen, und soviel Geld wollte ich auch nicht ausgeben."
"Also en Viertelpfund?"
"Auch das ist mir noch zuviel. Höchstens ein Achtel."
Mit süßsaurer Miene säbelte der Meister ein Stückchen Wurst
ab. Der Laden stand voller Kundschaft, die bedient sein
wollte. "Und dann hätte ich gerne noch etwas Leberwurst",
sagte die alte Dame.
"Soll's en Viertelpfund saan?"
"Nein, auch höchstens ein Achtel." Dann verlangte sie noch
Salami- Zungen- und Jagdwurst. "Von allem nur ganz wenig.
Sie wissen schon, was ich will, lieber Meister."
"Ja, dat waat ek", brummte der Meister, "Sei woll'n for draa
Groschen Stümpeleie, un en recht grauten Hucken davon!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
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Hannöversche Grüße
Klaus
VEREIN DER BETTSCHONER
"All lange vor'm ersten Weltkriege", erzählte ein alter
Goslarer, "wohnte auf'er Marchtstraße aan Bäckermaaster,
der in Hannover einen Bruder hatte. Der Bruder war schwer
raach, se sagten, er wäre 'ne Art Milljenär und hätte in
Hannover aanen Veraan gegründet, wo nur Junggesellen
inne wären und der sich Veraan der Bettschoner nannte;
wal se de Betten mächtig schonten un nachts in de Lokale
rumknaapten un allerhand Hahnjökel trieben.
Aanes Morjens, als unser Bäckermaaster vor saanem Backofen
steht, hört er aufe'mah Musike. Zuerst maante er, es wären
die grünen Jägers, vom Batteljohn, aber es war aan Aufzug.
'Ne Masse faaner Kutschen kam die Marchtstraße rauf, un
da saßen die hannöverschen Bettschoners inne. Vorwech fuhr
es Musikkorps mit Kapellmaaster Rothe an'ner Spitze. Im
zwaaten Wagen saß dem Bäckermaaster saan Bruder, der
Milljenär, un alle hatten se hohe Spinde auf'n Köppen,
schwarze Schippenröcke un waaße Handschen anne. Piek-
faan sah'n se aus. Se holten den Bäckermaaster von saanen
Ofen wech, wie er war, mit Schlarren an'ne Füße un Mehl-
schürze über'n Bauch. In Hemdsärmeln fuhr er mit Musike
nach'en Hotel Hannover, was getzte der "Schwarze Adler"
is.
Da hatten se alles faan dekeriert, Girlandens von Prilleken,
Hedwigen un Rosenbrötchen hingen auf'n Saale, un vor's
Portal standen zwaa Bäckergesellen in waaßem Zeug mit
langen Brotschiebern als Ehrenwache.
Die Bettschoners haben erstemah'n ordentlichen Happen-
pappen jegessen un Rotspon hinter die Binde gekippt, un
denn wurde der Bäckermaaster in saane Hemdsärmel un
Pampuschen wieder mit Musike nach Hause gefahren. In
jeder Kutsche saß aan Bäckergeselle mit waaßer Mütze un
hielt den langen Brotschieber hoch, als wenn's 'ne Fahne
wäre.
Hernach mußte der Veraan Strafe zahlen, wal der Umzug
nich baam Magestrate angemellet war, aber das bezahlten
die aus'er Westentasche.
Am nächsten Morgen stand in der Goslärschen Zaatunge:
Ein auswärtiger Verein besuchte unsere Stadt am gestrigen
Tage. Die festlich geschmückten Wagen fuhren zum Hotel
Hannover, wo ein Festmahl eingenommen wurde. Wie wir
aus gutunterrichteter Quelle erfahren, handelte es sich
um einen Ruderklub der Landeshauptstadt."
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
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Hannöversche Grüße
Klaus
Wo ja heute "Tanz in den Mai" ist, passt folgende
kleine Geschichte ja ganz gut, oder ?
DIE HÜBSCHE DÄNIN
Goslar gilt gewissermaßen als Vorort Kopenhagens. Alljähr-
lich, bevor die Schwalben wiederkehren, erfolgt eine fried-
liche Invasion von Norden. Die Dänen kommen. Großer Empfang
im neuen Schützenhause. Begrüßung, Reden und Erwiderungen
aus dem Honigtopf, Aufführungen der Heimatgruppe, endlich
allgemeiner Tanz.
Das damalige Stadtoberhaupt erhebt sich. Schließlich hat
man gelernt, was sich gehört; trotz vorgeschrittenem Alter
muß man als Oberbürgermeister einige Pflichttänze absol-
vieren. Mit Kennerblick überfliegt das jagdgewohnte Auge
des einstigen Forstmeisters das Rudel der dänischen Damen.
Aha, dort sitzt eine typische Skandinavierin, blond, mit
weißer Haut, frischen Farben und mit der sympatischen
Fülligkeit, die das nahrhafte Dänemark seinen Landeskin-
dern verleiht.
Der OB fordert sie auf und tanzt mit ihr, aber man muß
seine Dame auch unterhalten, wenigstens war das früher so.
Des Dänischen unkundig, fragt das Stadtoberhaupt langsam
und deutlich, damit ihn die Dänin versteht:
"Wie ge-fällt Ih-nen Gos-lar, gnä-di-ge Frau ?"
"Och, das hat mir schon immer gefallen, Herr Forstmaaster,
ich bin doch 'ne waschechte Goslärsche!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
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Hannöversche Grüße
Klaus
KLEINES MISSVERSTÄNDNIS
Während des Goslarer Freischießens, dem Schützenfest, sind
die Mitglieder der Privilegierten Schützengesellschaft mehr
im Schützen- als im eigenen Hause. Gilt es doch die Würde
eines Königs zu erringen oder einen guten Schuß auf die
Silberscheibe zu tun, um ein schönes Silberbesteck zu ge-
winnen.
Während des Freischießens besuchte ein auswärtiger Handels-
vertreter einen biederen Goslarer Handwerksmeister, der
auch Schütze war, traf aber nur dessen Frau an.
"Ich möchte den Meister nur einen kleinen Augenblick spre-
chen, liebe Frau", sagte er.
"Den könnt' Sei nich späken", sagte die Frau, "dei schütt!"
Dem Vertreter mochte das "Ü" im letzten Wort wie ein "I" ge-
klungen haben; etwas betroffen über diese drastische Aus-
drucksweise sagte er lachend: "Nun ja, das muß auch mal sein.
Dann warte ich eben so lange."
"Sau lange könnt' sei nich luren", sagte die Meisterin, "hei
is in'n Schüttenhuse un schütt up'n silberen Läpel!"
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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
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Hannöversche Grüße
Klaus
Hinter "Hillebille" steckte Hans W. Ulrich, ein Goslarer Schriftsteller. Er hat mehrere Jugendbücher geschrieben, ich kannte in vom Sehen, weil er oft in die Buchhandlung Krebs kam (in der ich gelernt habe).
Leider gibt es - soviel ich weiß - keine Sammlung von seinen kleinen Artikel. Die andere Frage wäre: könnte man die heute noch verstehen? Sie bezogen sich doch meistens auf - damals - aktuelle Ereignisse.
Viele Grüße
Erika
Ach, das wusste ich nicht! Von dem muss ich noch ein paar Kinderbücher auf dem Dachboden haben
http://www.detlef-heinsohn.de/ki-ulrich.htm
Beste Grüße
Bergmönch
Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll. (Lichtenberg)