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Thema: Die Goslarer Bimmelbahn

Baum-Darstellung

  1. #19
    Schießhauer Avatar von AlterSchirm
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    Hallo Andreas,

    lange habe ich mit mir gerungen, ob ich hierzu Stellung beziehen soll oder nicht. Auch wenn ich wieder dafür zerrissen werde, möchte ich jetzt doch noch meine persönliche Meinung beitragen. Vorausschicken möchte ich noch, dass ich auch nicht unbedingt ein Fan der Bimmelbahn bin. Dennoch; persönlich finde ich deinen Artikel in weiten Teilen unsachlich und unfair.

    Anfangen möchte ich mit dem beliebten Cabriobus, der nicht, wie mancherorts behauptet, verschrottet wurde oder irreparabel kaputt war. Er hat schlicht nicht mehr das Geld eingefahren, dass für die Bezahlung des Busfahrers und des Stadtführers nötig war. Bei steigenden Unterhaltskosten, zu denen zweifellos auch die Reparaturkosten zählen, konnte die wirtschaftliche Entscheidung nur lauten, den Bus zu verkaufen. Kein Geschäftsmann dieser Welt betreibt ein Geschäft dass ständig bezuschusst werden muss und jeder hier im Forum (und außerhalb davon) hätte die gleiche Entscheidung getroffen bzw. spätestens treffen müssen, wenn restlos alles Geld aufgefressen wäre. Der Bus war und ist daher keine Alternative.

    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Eine Fahrt mit der Goslarer Bi(u)mmelbahn

    Vorwort
    Das Ding genießt ja schon lange einen schlechten Ruf - Unwissen, Halbwahrheiten, fachliche Inkompetenz und vieles mehr …
    … Hörensagen und eben das, was man von der Stimme „vom Band“ im Vorbeigehen aufschnappt.
    Ich persönlich kenne niemanden, der nach der Fahrt mit Kellings Rumpelbude gesagt hat „Das war toll“. Stets fiel das Fazit äußerst negativ aus.
    Das ist so nicht ganz richtig, die Ansage, auch wenn sie vom Band kommt, entspricht zu 99% den Tatsachen, ist richtig (sofern es Daten und Fakten betrifft) und mit der Stadtführergilde abgestimmt. Und, auch wenn du es nicht glaubst, es gibt durchaus mehr positive als negative Meinungen unter den Touristen, die an der Tour teilgenommen haben.

    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Am letzten Wochenende hatten wir Besuch aus Hamburg, dieser ließ sich nicht davon abbringen sich eine Fahrt mit der Bimmelbahn anzutun, noch schlimmer, ich habe mich breitschlagen lassen auch in die in Wernigeröder Stadfarben gehaltene Feile einzusteigen.

    Es geht los
    Im Gegensatz zu dem, was man sonst so im Vorbeigehen erlebt, war der Fahrer am Samstag ein recht netter und offener Kerl. Leider gibt es während der anschließenden Fahrt keinen weiteren Kontakt zum Fahrer..
    Nett sind die Meisten von "denen". Das man keinen Kontakt zum Fahrer hat, ist systembedingt und dient nebenbei auch der Verkehrssicherheit. Auch im bereits erwähnten Cabriobus wäre nach heutigen Verkehrsregeln das Gespräch mit dem Fahrer verboten.

    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Pünktlich wird die Ansage vom Band gestartet. Ganz kurz wird erwähnt, ab wann es mit Goslars Bergbau steil bergauf ging. Nämlich mit Erfindung der Heinzelkunst. Richtig müsste es heißen Heinzenkunst, vielleicht habe ich mich aber auch nur verhört. Kein Wort vom Julius Fortunatus-Stollen oder ähnlichem. Ritter Ramm? Fehlanzeige! Vielleicht ist der Ritter bei der Rackelei den
    Fleischscharren hinunter auch akustisch untergegangen – weder meine Gäste noch ich haben davon etwas gehört.
    Ja, du hast dich verhört, es sind auch in der Bandansage keine Heinzelmännchen, die die Grube entwässern, sondern solide deutsche Maschinentechnik. Die Legende vom Ritter Ramm und seiner Gemahlin gehört meines Erachtens nicht in diese Art der Stadtrundfahrt, denn im Gegensatz zu einer Führung per Pedes, bei der man so lange reden kann, wie man will, hat die Bahn einen vergleichsweise kurzen Aufenthalt und muss den Text wohl dosieren, zumal die meisten Fahrgäste kein Vorwissen haben und die Aufnahmekapazität des Gehirns mit zu vielen Geschichten zu schnell an ihre Grenzen gelangt und das Gefühl erzeugt wird, dass man totgelabert werden soll.
    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Rechts ab, auf die Charley-Jacob-Straße. Das Band sagt: „Benannt nach dem letzten Goslarer Juden“ – OK?
    Links rum, Kornstraße. In Höhe der Bolzenstraße wird kurz der Brand in der Unterstadt erwähnt. Das Haus der Freimaurerloge zieht kommentarlos rechts an uns vorbei.
    Weiter unten am Abzweig Glockengießerstraße ein kurzer Hinweis auf die Reste der Stadtmauer.

    Warten an der roten Ampel am Breiten Tor. Hier werden der Werderhof und der Riesling-Turm, angesprochen letzter hat laut Bandansage 6 Meter dicke Mauern. Das hat man wohl mit dem Zwinger am Thomaswall verwechselt.
    Links ab, die Mauerstraße hoch. Rechts zieht die ehemalige Hosenträgerfabrik vorbei. Gut, die muss man auch nicht erwähnen.
    Die ehemalige Hosenträgerfabrik ist wirklich nichts, was einen Touristen auch nur irgendwie am Rande interessieren könnte. Btw.: Allen sieben Zwingertürmen wird diese Dicke nachgesagt, nicht nur dem auf dem Thomaswall. So weit ich weiß hat sie keiner der Sieben je erreicht (zumindest nicht in radialer Richtung).
    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Weiter oben zieht wortlos der Teufelsturm an uns vorbei. Die Sage von Teufelsturm und Weberturm? Fehlanzeige! Spätestens hier wird ein Goslarer langsam sauer.

    Links der alte Postturm mit dem Blechgestell. Touristen in unserem „Wagon“ wundern sich und fragen in die Runde. Nun, gerne habe ich diese Frage für den gesamten Wagon beantwortet. Die Stimme vom Band schweigt natürlich.
    An den Türmen fährt die Bahn so dicht vorbei, dass sie nur von einem (kleinen) Teil der Fahrgäste gesehen werden können. Das erste was ein Stadtführer lernt, ist, nur von Dingen zu reden, die jeder sehen kann oder die für das Verstehen des Folgenden unbedingt nötig sind. (Weswegen ich bei meinen Stadtführungen oft einen Ordner mit Bildern dabei habe; z.B. Rekonstruktionen von Torburgen, zerstörten Kirchen oder einfach nur Münzen) Anders herum wäre es an dieser Stelle einfach ungünstig über Türme zu reden, die man gar nicht sieht.
    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Schäferturm (Achtermann), Rosentor, Neuwerk. Geht in Ordnung.

    Rechts war mal ein großer Bahnübergang – muss man nicht erwähnen, sollte man aber.
    Ganz einfach "nein", sollte man nicht, das interessiert wirklich niemand, der den nicht persönlich benutzt hat - nicht einmal "Else Kling", die sonst alles wissen will. Das Ding ist erfreulicher Weise schon lange weg und keiner will es wieder haben. Es gibt auch Geschichte, die man getrost totschweigen darf.
    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Ampel Klubgartenstraße, hier wird von reichen Berlinern erzählt, die die vor uns liegenden Häuser am Heiligen Grabe einst errichtet haben. Die Kirche Zum Heiligen Grabe? Natürlich wieder Fehlanzeige.

    Vittitor, Schieferdächer auch nicht OK, für Touristen aber nicht so relevant.
    Die Häuser sieht man, die Kirche nicht. Btw. wäre die Geschichte zur Kommende nicht in den wenigen Sekunden erzählbar, die der Bahn zur Verfügung stehen, denn man braucht schon ein klein wenig Hintergrund zu Heinrich dem Jüngeren und seinem Ansinnen, um zu verstehen, was die Goslarer geritten hat, als sie die Kirche niederbrannten. Bezüglich der Schieferdächer kann man geteilter Meinung sein. ich persönlich finde es schon erwähnenswert, denn die Schieferkunst in Goslar ist einmalig und mit der Stadtgeschichte verbunden. Aber ich gebe dir Recht, es gibt bestimmt Menschen im Zug, die das nicht interessiert.
    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Rechts auf die Frankenberger, für Rückenkranke wird es jetzt zum ersten Mal richtig hart. Frankenberg geht soweit in Ordnung. Wieso hat der Kirchturm diesen Zwiebelturm? Den Fahrer kann man ja nicht fragen!

    Papenturm, Schmiedeturm könnte man mit einer Note 4 durchgehen lassen.
    Ja, die Stoßdämpfer der Bahn lassen deutlich zu wünschen übrig. Will man die Geschichte von der Frankenberger Kirche erzählen, reicht die Zeit nicht für die Türme rechts und links der kürzesten Seite der alten Stadtmauer. Für irgendetwas muss man sich entscheiden, denn wenn man versucht alles zu erzählen, dauert die gesamte Fahrt mehr als 24h und selbst die Stimme vom Band würde heiser.
    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Rechts auf den Claustorwall, nichts besonderes. Unten wieder auf die Bäringer, diesmal am Sperlingsplatz aber links rum. Links zieht Kommentarlos der Rest der ehemaligen St.-Aegidien-Kapelle vorbei!

    Bäckergildehaus. Kein Wort!
    Das frisch restaurierte Brusttuch. Kein Wort! Die Butterhanne, die zahlreichen amüsanten Schnitzereien. Nichts!

    Realschule Hoher Weg. Nichts

    Königsbrücke. Nichts
    Bäckergildehaus, Brusttuch und Brücke sieht man nicht richtig. Die Schule interessiert keinen toten Hund
    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Das Große Heilige Kreuz kurz erklärt, reicht auch aus.

    Domvorhalle zu dünn.

    Wer kann sollte spätestens jetzt aussteigen, nach dem Liebfrauenberg ist es für sämtliche Knochen zu spät.

    Kaiserpfalz, das wichtigste in Goslar - ungenügend. 6!
    Bei der Kaiserpfalz kann man davon ausgehen, dass die meisten Touristen da noch mal gesondert hingehen und viel mehr Dinge erfahren, als sie in der Kürze der Bahnfahrt erzählt werden können. Die kurze Information ist an dieser Stelle ausreichend. Will man den Zusammenhang mit dem letzten Kaiser (der mit der Pickelhaube) erklären, ist man mindestens mit 5 Minuten Dauerreden dabei. Das geht in der Bahn nicht.
    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Das ehemalige Hotel zur Börse und das Siemenshaus. Ganz gut, hier möchte ich mal positiv erwähnen, dass man den Erbauer der Börse, Magnus Karsten erwähnt.

    Bergstraße.

    Alter Peter. Nichts.

    Links zieht kommentarlos das ehemalige Hotel Ritter Ramm vorbei. Spätestens hier hätte man doch den Bezug Goslar, Ritter und Berg herstellen können.
    Nein, das ist nicht Thema
    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Marktkirche. Note 4

    Schuhhof. Kein Wort!

    Fleischscharren, die Tortur hat ein Ende.

    Jeder Tourist, der mal eine richtige Stadtführung in Goslar mitgemacht hat, weiß mehr als die Stimme vom Band. Die Bandansage ist teilweise mit störenden Hintergrundgeräuschen übersäht als hätte man die Aufzeichnung nebenbei in der Küche gemacht während Mutti den Braten in der Röhre hat.
    Jeder Tourist, der mal eine Stadtführung in Goslar gemacht hat, war länger unterwegs, hat zu einigen Dingen mehr, zu andern überhaupt nichts gehört, je nach dem, mit wem er unterwegs war. Zu vielen Dingen hat er Anekdoten gehört, deren Wahrheitsgehalt fraglich ist und er hat trotzdem nur einen kleinen Ausschnitt kennen gelernt. Pro Zeiteinheit die gleiche Menge Wissen, nur auf einen kleineren Stadtbereich begrenzt.
    Zitat Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Interessierte Touristen haben Fragen nur wen sollen die Fragen?

    Das Fahrzeug ist für Goslars historische Straßen völlig ungeeignet!

    Goslar hat in den letzten 30 Jahren Tausende Arbeitsplätze verloren, es bleibt nur noch der Tourismus. Wir sollten unsere Touristen hofieren und nicht verprellen, verarschen und für dumm verkaufen!

    Herr Junk, bitte bestellen Sie Herrn Kelling zum Rapport.
    Ich denke nicht, dass die Bimmelbahn Touristen verprellt, dass geschieht eher durch solche, nicht ganz sachlichen und möglicherweise voreingenommenen Artikeln, wie dem hier zitierten, die öffentlich gemacht werden und etwas Gutes, vielleicht nicht Optimales, aber Gutes schlecht machen. Die Mitfahrer der Bimmelbahn werden weder verarscht noch für dumm verkauft, sie bekommen eine ganze Menge Wissen und Hinweise auf Sehenswürdigkeiten, die sie dann noch mal einzeln und detailliert ansehen können, vielleicht ja mit einem der Stadtführer.

    Änderung: Wechstaben verbuchselt ...
    Geändert von AlterSchirm (03.09.2014 um 14:52 Uhr)
    Alles Liebe
    Jan

  2. Danke von:

    Eule (03.09.2014),Luzi (04.09.2014),Speedy (03.09.2014),Susanne-K. (03.09.2014),Unbe Kannt (07.09.2014)

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