Morgenstern
In der Vergangenheit war es durchaus üblich, dass bergbauliche Anlagen klangvolle Namen erhielten. Häufig wurden sie nach den Namen des Landesfürsten oder deren Gattinnen genannt. Aber auch andere Bezeichnungen wie „Tiefer Sachsenstollen“, „Morgenröte“, „Lautenthals Glück“ oder „Morgenstern“ waren genauso üblich wie „Fortuna“, „Ratstiefsstollen“ oder „19-Lachter-Stollen“, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Manchmal wurden auch Begriffe und Namen aus der Bibel verwendet.-
Eine zweifelhafte unrühmlich berühmte Bekanntheit erlangte der Tagebau der an der Kreisstraße 32 zwischen Hahndorf Klein Döhren in der Nähe der Ohlei/Dührenhausen ehemaligen „Grube Morgenstern“. Nach Beendigung der bergbaulichen Tätigkeit auf der Mitte des 20. Jahrhunderts 1963 – angefangen hatte alles 1936 unter der Anordnung des damaligen Regimes des sogenannten III. Reiches, sich um Autarkie, sprich das Bemühen, unanhängig zu werden von industriell verwert- und ausnutzbaren Bodenschätze aller Art (= sowohl Erze auch Kohle z.B.) von Drittländern - war das Gelände zunächst Standort einer Firma für die Verarbeitung von chemischen hochtoxischen Industrierückständen. Eine wirkliche Verarbeitung hat niemals stattgefunden, sondern lediglich eine Lagerung mit der potentiellen Gefährdung des Grundwassers. 1971 brach im Tagebau der Grube ein Großfeuer mit extrem starker Rauchentwicklung aus. Die brennenden Chemikalienfäser wurden mit 500 Kubikmter Eedreich erstickt.
Unerwartet plötzlich unter dubiosen Umständen löste sich die Firma auf. Umfangreiche Untersuchungen der Inhalte der deponierten Fässer am Grund des Tagebaues und in einem Schacht waren die Folge. Nach Bodenabdeckungs- und abdichtungsmaßnahmen übernahm der Landkreis Goslar 1973 das Areal für eine Hausmülldeponie (= in Form einer ‚Rottedeponie mit einer angedachten Aufnahmezeit non 15 – 20 Jahren), die inzwischen zu einem der Landschaft angepassten Hügel gewachsen ist.
Zur Abfackelung resp. des Verbrauchs des im Deponiekörper entstehenden Faulgases wurde die naheliegende Tierkörperbeseitigungsanstalt zur Hilfe herangezogen. Der südlich der Deponie liegende ‚Morgensternteich’ wurde Anglern aus den Nachbarorten für die Fischzucht zur Verfügung gestellt, verlandet aber immer mehr, und kann die Wasseroberfläche wintertags nur noch bedingt zum Schlittschuhlaufen freigegeben und benutze werden. In den bestehenden Gebäuden lagern die Kreiswirtschaftsbetriebe des Landkreises Goslar Gegenstände, für die sie anderenorts keinen Platz finden, etwa Behälter für die kreisweite Sammelaktion „Korken für Kork“ sowie betriebseigene Fahrzeuge. –
In der zweiten Oktoberhälfte 2012 war in der Goslarschen Zeitung zu lesen, dass auf der ehemaligen Deponie Morgenstern in den nächsten Tagen aufwendige Bohrungen bis zu einer Tiefe von 125 Mtern in einem Kostenrahmen bis zu 250 000.- Euro beginnen, um das Gefahrenpotential von Giftstoffen aus den Altlasten der ehemaligen Chemiefabrik „Florentz“ für das Grundwasser zu ermitteln, denn die Deponie als „poröser Wasserleiter auf dem Salzgitterschen Höhenzug“ sei ja bekannt.