Eigentlich lese ich ja seit Monaten nur mit, aber jetzt melde ich mich doch mal wieder zu Wort, denn soch eine Aussage kann ich nicht unkommentiert lassen.
Ich arbeite in einem sogenannten"Altensilo" und kann es glaube ich ganz gut beurteilen wie dort ein Miteinander LEBEN üblich ist.
Wegschließen von der Gesellschaft?
Mitnichten, aber es ist nun einmal so das heutzutage eine Lebensform wie die mehrerer Generationen unter einem Dach einfach nicht mehr darstellbar ist. Dort konnte man sich auf einen funktionierenden Familienverbund verlassen, jeder war für jeden da. Heutzutage müssen fast überall beide Ehepartner arbeiten um der eigenen Familie ein kleines bißchen Wohlstand zu ermöglichen. Da fehlt es einfach an der Zeit und aber auch am fachlichen know-how eine Pflege der Eltern in Eigenregie durchzuführen. Das ist mal nicht eben zwischen Tür und Angel zu händigen, da bedarf es schon 100 %.
Qualitätsstandards zu überwachen kaum möglich...
So oft wie sich die Heimaufsicht unangemeldet bei uns blicken läßt und alles dreimal umdreht, Bewohnergespräche führt und Akten wälzt denke ich sehr wohl das es möglich ist.
Lizenz zum Gelddrucken...
Ja, selbstverständlich läßt sich unsere Branche diese Art der Dienstleistung bezahlen. Es ist eben eine Dienstleistung. Gastronomie ist z. Bsp. auch eine Dienstleistung. Würde da jemand auf die Idee kommen Service, Küche etc. den verdienten Lohn abzusprechen?
Im Knast soll es....
Jetz kommt es aber ganz dicke. Weißt Du eigentlich wieviel Zuneigung, Gefühl, Liebe etc. von dem wenigen Personal, die sich aufopferungsvoll um "unsere" Familie kümmert jeden Tag aufs neue gegeben wird? Wer in unserer Branche arbeitet tut das sicher nicht um reich zu werden. Beruf=Berufung, paßt wohl nirgends besser als in unserer Branche.
Einfach nur mal zuhören, ein Lächeln, ein Händedruck, eine Umarmung und die positive Resonanz darauf zeigt mir das ich nie mehr woanders arbeiten möchte. Geld ist eben nicht alles. Diese Menschen die bei uns leben haben alle Möglichkeiten sich Ihren Tag und Ihre Freizeit selbst zu gestalten, alles kann, nichts muß.
Wir bieten genug Aktivitäten an damit jeder auf seine Kosten kommt.
Die Bewohner die noch mobil sind gehen jeden Tag selbstständig nach draußen in die "Freiheit", um einzukaufen, zu bummeln oder alte soziale Kontakte zu pflegen.
Und diejenigen die es nicht mehr können werden dabei begleitet oder haben mit dem Wagen die Möglichkeit in die Stadt gefahren zu werden.
Ich bin froh und Stolz in einem solchen tollen Team arbeiten zu können und den Menschen den Rest des Lebensabends so angenehm wie möglich gestalten zu können.
Der Tod ist dabei mein ständiger Begleiter, fast täglich muß ich erfahren das wieder ein Bewohner von uns gegangen ist. Dann bin ich Dankbar das ich noch die möglichkeit hatte mich vorher zu verabschieden wenn es absehbar war. Und wenn man dann im Gespräch gesagt bekommt das man nicht traurig sein soll und wie gut man sich aufgenommen gefühlt hat weiß man hier richtig ist. Leider ist dies nicht immer möglich.
Jeder Mensch hat ein Recht auf Würde bis zu seinem Tod und wir versuchen es so gut es geht darzustellen.
Leider schaffe ich es nicht immer da den nötigen Abstand zu finden und es nimmt mich persönlich immer sehr mit, da ich zu vielen ein freundschaftliches Verhältnis pflege.