nachdem Anfang Dezember die benötigten Beton-Fertigteile mit Schwerlasttransportern angeliefert wurden, sind jetzt die übertägigen Gebäude der Sauerwasser-Neutralisation nebst asphaltierter Zufahrt weitgehend fertiggestellt. Der Zugangsschacht zu der untertägigen Anlage befindet sich in einem der Gebäude. Die Stahlträger, die zum Beschweren der provisorischen Abdeckung dienten, liegen neben der Baustelle.
die Neutralisationsanlage hat inzwischen einen Vorratsbehälter für Betriebsmittel erhalten. Leider auch eine Rolle Stacheldraht für den Zaun. Aber das wird die Sprayer nicht von der Aufbereitungsruine abhalten.
Hallo Gemeinde!
Erst einmal vielen Dank an Andreas für die ausführliche Dokumentation, eine wahre Fleißarbeit! Da diese Baumaßnahme ja der Neutralisation der Sauerwässer dient, eine ergänzende Berichterstattung, welcher Aufwand zu den Betriebszeiten des EBR betrieben wurde, um einen ordnungsgemäßen Betrieb der "Neutra", so nannten wir diese Anlage, zu gewährleisten.
Während des Betriebsurlaubs -(das genaue Jahr weiß ich nicht mehr)- wurde ich mit dem Kollegen Axel N. "abkommandiert", um die Sauerwasserleitungen durchzuspülen. Mit dabei war noch unser Werksfeuerwehrmann Otto O., welcher die Feuerwehrpumpe zu bedienen hatte.
Dafür wurde die Metz-Pumpe zum Bollrich geschafft und der Pumpenausgang an eines der Kunststoffrohre angeschlossen.
Zu den Rohrleitungen folgendes: Die kamen am "Blauen Haufen" aus der Grube herauf und mündeten ungefähr auf halber Länge des "Geelenbecker Stollens" durch einen Querstollen in diesen. Eine der Leitungen war grau und aus PVC, die andere war schwarz und wesentlich stabiler. Die grauen Leitungen waren in gewissen Abständen durch Flansche verbunden, konnten also geöffnet werden. Außerdem waren in Höhe dieser Flansche Telefonbuchsen installiert, über welche wir im Stollen Verbindung mit dem Bediener der Pumpe aufnehmen konnten.
Da sich die Rückstände des Sauerwassers regelmäßig an der Innenwandung der Rohre absetzten und somit den Durchfluss behinderten, mußte diese Kruste entfernt werden. Das geschah mit einem sogen. "Molch". Dieser Molch bestand aus zähem Kunststoff, hatte die Form einer Granate und war mit so einer Art Drahtbüste umwunden. Er passte saugend ins Rohr.
Jetzt wurde der vorderste Flansch geöffnet, der Molch eingeführt und das Rohr wieder geschlossen. Dann wurde der darauffolgende Flansch geöffnet und das Rohr hochgelegt. Dann wurde die Pumpe hochgefahren (bis 12 bar), und wenn wir Glück hatten, kam der Molch mit Getöse und den ganzen Rückständen aus dem offenen Rohrende geschossen. Das ganze wurde in Richtung des "Blauen Haufens" durchgeführt.
Wenn wir allerdings Pech hatten, dann blieb der Molch stecken und wir mußten die Leitung mit einem Gummihammer abklopfen, um festzustellen, wo das Aas festsaß. Dabei konnte es passieren, daß das Rohr platzte und wir den ganzen braunen Segen abkriegten. Dann mußte die Leitung repariert werden, die entsprechende Ausrüstung hatten wir auf einem Plattenwagen dabei.
Zum Schluß mußten wir am Blauen Haufen auf Fahrten an den Rohrleitungen entlang in die Grube hinab. Bepackt mit der Kopflampe, dem Akku, dem Co-Selbstretter und dem schweren Werkzeug an Karabinerhaken, war das nicht ganz einfach. Da ich nicht unbedingt schwindelfrei bin, hat es mir dennoch nichts ausgemacht, da ich ja nicht sehen konnte, wie tief wir herunter mußten.
Zum Schluß noch einige technische Angaben: Die Sauerwasserpumpen in der Grube waren von der Firma KSB, (Klein Schanzlin und Becker) und waren aus rostfreiem Stahl, da das Sauerwasser so aggressiv war. Diese Firma stellte während des Krieges übrigens die Treibstoffpumpe für die V2 (A4) her, nur für Interessierte.
Falls der Kollege Axel N. diese Zeilen lesen sollte, wird er sich erinnern. Dem Kollegen Otto O. ist das leider nicht mehr vergönnt, da er vor längerer Zeit verstorben ist, unser alter "U-Boot Fahrer". Ich hoffe, daß ich den Vorgang verständlich genug beschrieben habe. Ich habe auch noch einige Bilder, die ich zum leichteren Verständnis einsetzen kann, was ich später vielleicht noch tue.
Glück Auf Volker
Auf Bild 1 kann man sehen, wie sich die Rohre mit der Zeit zusetzten. Dieses Bild ist vor ca. 2 Jahren entstanden während der Bauzeit der neuen Neutralisationsanlage.
Das Bild 2 zeigt den Durchgang vom Werkshof zur "Neutra", es ist ebenfalls vom Jahr 2017.
Hallo Gemeinde!
Als ich gestern meinen Spaziergang rund um das eingezäunte Bollrichgelände machte, mußte ich an der Nordostecke einen Bach überqueren, dessen Bett mit rotbraunem Schlamm zentimeterdick angefüllt war. Dieser Bach verlief in Richtung Gelmketal und führte noch etwas Wasser, vermischt mit dieser rotbraunen Soße. Da ch aus meiner Arbeitszeit auf dem EBR weiß, daß dieses die Rückstände aus dem Sauerwasser sind, die ja mit Kalk neutralisiert werden sollen, wunderte ich mich schon, daß dieses Zeug ungereinigt ins Tal abgelassen wird. Nach Fertigstellung der neuen Neutralisationsanlage sollte so etwas eigentlich nicht mehr vorkommen.
Ich weiß jetzt auch nicht, ob die Ableitung dieser Brühe eine Umweltsauerei darstellt, oder ob das Ganze harmlos ist, daher will ich mich einer Beurteilung enthalten. Vielleicht weiß ja irgendjemand aus diesem Forum Genaueres darüber, eine Mitteilung wäre hilfreich. Der Bach ist übrigens gut erreichbar, am Ende des Zaunes von der asphaltierten Straße nach links auf einen abwärtsführenden Waldweg abbiegen und dann immer am Zaun entlanggehen, dann kommt man hin. (Ca. 200 Meter)
Ich habe noch 2 Bilder gemacht, mal sehen, ob es mir gelingt, die hier einzustellen. Ist natürlich in die Hose gegangen, ich habe die Bilder viel zu oft eingesetzt. Habe versucht sie zu löschen, gelingt aber nicht. Vielleicht kann mich jemand diesbezüglich aufklären.
Glück Auf Volker
diesen bräunlichen Schlammgraben gibt es so konstant seit vielen Jahren, auch schon zur aktiven Zeit der Grube. Die Farbe deutet auf Eisengehalte hin. Der Haupteisenträger der Lagerstätte war Pyrit, der bei seiner Verwitterung die sauren Wässer bildet. Meines Wissens wurde der Pyrit zu Betriebszeiten aus wirtschaftlichen Gründen mit den anderen Aufbereitungsabgängen in die Absetzbecken gepumpt. Der Schwemmfächer des Neutralisationsschlamms im oberen Becken ist bei GoogleEarth deutlich zu erkennen.
Besonders eindrucksvoll sind die Folgen der Pyritverwitterung bei Rio Tinto in Spanien. Gängige Suchmaschinen bieten da aussagekräftige Bilder (aber ohne Neutralisation).
Hallo Jens und alle Interessierten!
Ich habe aufgrund Deines Beitrags mal bei Google Earth nachgesehen, diese gelbbraune Soße ist wirklich im Absetzbecken sehr gut zu sehen.
Eine Ergänzung zur damaligen Neutralisation liefere ich hier noch nach: Die alte Neutra stand an folgender Stelle: Wenn man das Werkstor durchquert hat, mußte man nach links durch das kleine Tor gehen. Dann nach rechts und man kam zur Neutra. (Von links mündet der Geelenbecker Stollen.) Die Schienen der Werksbahn liegen noch, sind aber überwachsen.
Unser damaliger Werkstattsteiger (später Fahrsteiger) Josef T. mußte regelmäßig zu den Fischbecken Nähe Breites Tor, um zu überwachen, daß die Fische dort alle noch am Leben waren. Das war dann ein Indikator, daß die Entsäuerung ordnungsgemäß verlief. Mir ist auch kein Fall bekannt, daß da Pannen aufgetreten sind.
Zu dem gelben Schlamm noch folgendes: Wie ich Deinem Beitrag entnehmen kann, muß dieses Zeug ja das reine Eisenoxid sein, das liegt im Absetzbecken ja in riesigen Mengen vor. Eine Parallele dazu gab es hier im Oberharz: Unterhalb von Kreuzeck, in der Nähe des Pisstals, gab es eine sogenannte "Farbegrube", dort versuchte man, dieses Zeug als Farbstoff zu vermarkten, was aber nicht von Erfolg gekrönt war. Genaueres dazu muß ich noch recherchieren.
Glück Auf Volker
es muß in letzter Zeit eine Änderung im Nutzungskonzept des Barbarastollens und der anhängenden Anlage gegeben haben. Bisher kam aus dem Stollen eine sehr geringe Menge eines nur leicht getrübten Wassers, während eine größere Menge ockergelber bis orangefarbener Soße durch den alten Ablaufgraben der Aufbereitung zu den Absetzbecken plätscherte. Jetzt kommt aus dem alten Aufbereitungsgelände praktisch kein Abfluß mehr, dafür aber umso mehr aus dem neuen Stollen. Und zwar als trübe gelb-orange Soße. Über den Betongraben und einen Teilabschnitt des alten Ablaufgrabens geht es zum Absetzbecken.