SCHNELLE NACHRICHTENÜBERMITTLUNG


Einst hatte sich ein Gerichtsrefrendar mit einer jungen
Goslarerin verlobt. Die Eltern der Braut wünschten aber,
die Verlobung solle geheim bleiben, bis der Bräutigam seine
Assessorprüfung abgelegt habe.

Eines Tages, als der Assessor im Hause seiner künftigen
Schwiegereltern weilte, benutzte er einen Augenblick des
Alleinseins mit seiner Braut, diese recht herzhaft abzuküssen.
Leichtsinnigerweise geschah das in der Nähe des Fensters.
Im gegenüberliegenden Hause wohnten nun zwei alte
Damen, Schwestern, die aus Hannover stammten und das
Tun und Treiben ihrer Nachbarn mit Argusaugen beobachteten,
um jeden Klatsch sofort weiterzugeben. So waren
ihnen auch die Zärtlichkeiten des jungen Paares nicht ent-
gangen, aber auch die Braut hatte die beiden Klatschtanten
entdeckt.

"Morgen weiß es die ganze Stadt", sagte sie, "und meine
Eltern werden ungehalten sein. Gehe sofort hinüber und
bitte sie um strengste Diskretion."
Der Referendar überquerte die schmale Gasse und klingelte
an der Tür der alten Jungfern. "Ich darf Sie geziemend
bitten, gnädiges Fräulein", sagte er, "diese Neuigkeit
nicht zu verbreiten." Und er erklärte die näheren Umstände."
"Och wie schäöde, Herr Referendäör", erwiderte die alte
Dame, "äöber maane Schwester Amäölie es'er geräöde mit los!"


Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.