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Thema: Goslarer Originale + Anekdoten

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Schießhauer Avatar von Hanno
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    Standard Goslarer Anekdoten

    Und noch einen ......? ( Ihr lasst es mich wissen, wenn's zuviel wird ?! )


    ANDERS GEHT'S NICHT


    Ein sehr korpulenter Herr suchte einst Dr. Nieper auf.
    Das Essen und Trinken schmecken ihm, sagte er, aber er
    habe immer das Gefühl des Aufgeblähtseins und einen Druck
    auf dem Herzen.
    "Was essen Sie denn so den Tag über?", fragte Dr. Nieper.
    "Ach Gott, nicht viel. Morgens so meine sechs, sieben
    Brötchen mit Wurst und Schinken, zum Frühstück ein halbes
    Dutzend Spiegeleier mit Speck und etwas Käse, aber mittags
    esse ich richtig. Am Nachmittag vielleicht vier, fünf Stücke
    Kuchen und einige Tassen Kaffee, aber abends esse ich dann
    ordentlich, und wenn ich ausgehe, lasse ich mir im Lokal
    noch ein ordentliches Essen geben."
    Dr. Nieper blätterte in seinem Kalender und sagte: "Am
    besten kommen Sie Dienstag ins Krankenhaus und richten
    sich auf acht bis zehn Tage ein, Verehrtester."
    "Was soll ich denn im Krankenhaus, Herr Geheimrat?"
    "Ich muss Sie operieren."
    "Operieren?", fragte der Patient erblassend, "aber Sie
    haben mich ja nicht einmal untersucht!"
    "Das tut nichts mein Lieber, ich muss Ihrem Darm einen
    zweiten Ausgang machen, der eine schafft's nicht mehr."


    -----------------------------------------------------------------------------

    Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
    Geändert von Hanno (11.02.2012 um 17:40 Uhr)
    c

    Hannöversche Grüße
    Klaus

  2. #2
    Administrator Obersteiger Avatar von Andreas
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    Herrlich!

    Kennst Du auch "Da lacht die Butterhanne"? Gleicher Autor, wunderbare Stories ...
    Glück Auf!
    Andreas

  3. #3
    Schießhauer Avatar von Hanno
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    Hallo Andreas,

    jaaaa, so ganz dunkel in der Hinterstube mein ich das mal gehört
    zu haben. Aber gelesen noch nicht.
    c

    Hannöversche Grüße
    Klaus

  4. #4
    Schießhauer Avatar von Hanno
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    Da habe ich noch einen zum Thema Bäckerhandwerk :


    DER PAPAGEI

    Vor vielen Jahren lebte in Goslar ein Bäckermeister, der
    einen sehr klugen Papagei besaß. Eines Tages konrollierte
    die Polizei das Gewicht seiner Brote, fand aber keinen
    Grund für Beanstandungen. Schon wollten die Beamten den
    Laden verlassen, als plötzlich der Papagei rief:
    "Dei lütjen Brote liggen im Schapp!"
    Die Beamten öffneten einen Schrank und fanden darin eine
    Anzahl Brote, deren Gewicht sehr zu wünschen übrig ließ.
    Sie wurden beschlagnahmt und der Meister bestraft. Er
    ärgerte sich so über den verräterischen Vogel, dass er ihn
    ergriff und in die Gosse warf. Dort sielte sich gerade die
    Sau des Bäckermeisters. Der Papagei erhob sich verschmutzt
    aus der Gosse und sagte zu dem Schwein: "Dau häst woll ok
    wat von tau lüttje Brote e'seggt, wat?"


    -----------------------------------------------------------------------------

    Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
    Geändert von Hanno (11.02.2012 um 17:40 Uhr)
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    Hannöversche Grüße
    Klaus

  5. #5
    Administrator Obersteiger Avatar von Andreas
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    Aus "Da lacht die Butterhanne". Übrigens hatte ich mich geirrt, der Autor ist hier Hans W. Ulrich.

    Der Torweg

    An Doktor Niepers Haus, das dort stand, wo sich jetzt die Einhorn-Apotheke befindet war ein Torweg. Da dieser eine dunkle Ecke bildete, wurde er nachts oft verunreinigt. - Natürlich ärgerte das den Geheimrat und er befahl seinem Kutscher aufzupassen.

    In einer der folgenden Nächte erwischte Hagedorn einen Mann bei diesem heimlichen Geschäft. Er warf den Torweg zu, und der Geheimrat erschien auf der Bildfläche. „Hagedorn, die Stallschaufel!“ rief er, packte den Übeltäter beim Hosenbund und während Hagedorn das mühsam Hervorgebrachte dem Manne hinten in die Hose schaufelte, sagte Dr. Nieper: „Nehmen sie es bitte wieder mit, Liebster. Wir lassen uns nichts schenken!"


    Quelle:
    Hans W. Ulrich
    Da lacht die Butterhanne
    1962, Goslar
    Glück Auf!
    Andreas

  6. #6
    Schießhauer Avatar von Hanno
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    Hallo Andreas,

    streue Asche auf mein Haupt !!
    Ich habe mich geirrt - natürlich ist es auch bei mir der "Hans W. Ulrich" !

    Da habe ich wohl die Wechstaben verbuchselt.

    --------------------------------------------------------------------

    Da kann ich ja gleich noch einen nachlegen .....



    DAS GUTE REZEPT


    Zu Dr. Nieper kam eine Dame, die über Fuß- und Bein-
    schmerzen klagte. Der Arzt untersuchte sie und sah auch
    ihre hohen Stöckelabsätze.
    "Das werden wir schnell behoben haben, Verehrteste", sagte
    er, "ich schreibe Ihnen ein Rezept."
    Die Dame ging mit dem Rezept zur Apotheke, und der
    Apotheker studierte lange daran herum. Schließlich sagte er :
    "Das können wir leider nicht ausführen, gnädige Frau. Dafür
    ist die Apotheke nicht zuständig."
    "Aber warum denn nicht? Herr Geheimrat Nieper hat mir das
    Rezept ausgeschrieben."
    "Ja, das sehe ich", sagte der Apotheker, "aber damit müssen
    Sie zum Schuster gehen. Hier steht: Die hohen Absätze
    herunterreißen und flache drunter machen."


    -----------------------------------------------------------------------------

    Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
    c

    Hannöversche Grüße
    Klaus

  7. #7
    Gesperrt Gesperrt Avatar von Susanne-K.
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    Standard Aus dem Nähkästchen geplaudert....

    Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als es an der Feldstraße noch den Bahnübergang gab und unten im großen Kreuzungsbereich noch der alte Straßenverlauf (man konnte also die Feldstraße hochfahren) existierte.

    Was für ein wundervoller Tag! Endlich bin ich volljährig. Ich kann fortan nicht nur tun und lassen was ich will, ohne dass die Eltern mich herumkommandieren können, ich darf jetzt sogar Auto fahren!

    Gott sei Dank habe ich einen sehr großzügigen Vater. Er hat tiefstes Vertrauen in meine Fahrkenntnisse und leiht mir sein Auto, wann immer es machbar ist.
    Woher er dieses Vertrauen nimmt, ist mir bis heute ein Rätsel geblieben.

    Damals ist mir nicht nur das Fahren an sich trotz Führerscheins für lange Zeit ein unergründliches Geheimnis geblieben.
    Nein! Ganz besonders die technische Seite des Autos war (und ist) ein Fall mit drei Fragezeichen.

    Fahren gelernt habe ich mit einem ganz simplen Personenkraftwagen. Einem Diesel mit Gangschaltung.

    Jetzt sollte ich Führerscheinneuling plötzlich, anstatt mit einem Auto, mit einem "technischen Monster" zurechtkommen!
    Stellvertretend für alle Frauen stelle ich die berechtigte Frage: "Wieso, bitte schön, muss ein Benziner anders funktionieren als ein Diesel? Wofür benötigt man diesen vermaledeiten Choke?"
    Zieht man ihn nicht, springt der Wagen nicht nur nicht an, sondern gibt beleidigt für eine ganze Weile keinen Mucks mehr von sich.
    Zieht man ihn, hustet das Auto drei Mal und ist danach ebenfalls für eine Ewigkeit unbrauchbar.

    Nun ja. Es half nichts. Ein neues Auto wollte sich Papa-K. partout nicht kaufen. Wollte ich also fahren, musste ich schauen, wie ich zurechtkam. Mama-K. sah dies ganz pragmatisch. Ihre Sichtweise: Susanne hat einen Führerschein. Also kann sie mich in die Stadt fahren.

    Sie stieg voller Vertrauen (woher auch sie dies nahm kann ich ebenso wenig nachvollziehen) zu mir in den Wagen und wir machten uns auf den Weg. An der größten Kreuzung der Stadt Goslar stand ich als Erste an der Ampel. Damals machte mich dies immer noch sehr nervös.

    Die Ampel schaltete auf grün. Ich legte den Gang ein, gab Gas und dann....
    Mein Auto hoppelte und blieb exakt nach drei Sprüngen in der Mitte der Kreuzung stehen.
    So perfekt, dass von allen Straßen die Zufahrt auf die Kreuzung blockiert blieb.


    Die Autos hupten. Mama-K. schrie "tue doch etwas".
    Susanne war die Ruhe selbst. Sie wusste: Das war wieder der Choke!
    Jetzt heißt es 10-15 Minuten warten. Dann fährt das Auto wieder.
    Mama-K. war war allmählich einem Herzinfarkt nahe. Das Hupkonzert wurde immer lauter und ärgerlicher. Mit der Zeit ging mir dieser Lärm natürlich auch an die Nieren. Wussten die denn alle nicht, dass man bei einem Choke, den man nicht gezogen hatte, für eine ganze Weile nicht mehr weiterfahren konnte?

    Da klopfte es an das Seitenfenster. Ein bemüht freundlicher Herr fragte, warum ich auf der Kreuzung parken würde. Ich erklärte es ihm. Er sah mich mitleidig an:

    "Fräulein, vielleicht versuchen Sie einfach im ersten anstatt im dritten Gang anzufahren..."
    So sah es damals in dem Kreuzungsbereich aus:

    Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Breites Tor 2.jpg 
Hits:	27 
Größe:	174,3 KB 
ID:	7982
    Geändert von Susanne-K. (30.09.2013 um 18:18 Uhr)

  8. #8
    Schießhauer Avatar von Monika Adler
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    Standard

    Zitat Zitat von Hanno Beitrag anzeigen
    Und noch einen ......? ( Ihr lasst es mich wissen, wenn's zuviel wird ?! )


    ANDERS GEHT'S NICHT


    Ein sehr korpulenter Herr suchte einst Dr. Nieper auf.
    Das Essen und Trinken schmecken ihm, sagte er, aber er
    habe immer das Gefühl des Aufgeblähtseins und einen Druck
    auf dem Herzen.
    "Was essen Sie denn so den Tag über?", fragte Dr. Nieper.
    "Ach Gott, nicht viel. Morgens so meine sechs, sieben
    Brötchen mit Wurst und Schinken, zum Frühstück ein halbes
    Dutzend Spiegeleier mit Speck und etwas Käse, aber mittags
    esse ich richtig. Am Nachmittag vielleicht vier, fünf Stücke
    Kuchen und einige Tassen Kaffee, aber abends esse ich dann
    ordentlich, und wenn ich ausgehe, lasse ich mir im Lokal
    noch ein ordentliches Essen geben."
    Dr. Nieper blätterte in seinem Kalender und sagte: "Am
    besten kommen Sie Dienstag ins Krankenhaus und richten
    sich auf acht bis zehn Tage ein, Verehrtester."
    "Was soll ich denn im Krankenhaus, Herr Geheimrat?"
    "Ich muss Sie operieren."
    "Operieren?", fragte der Patient erblassend, "aber Sie
    haben mich ja nicht einmal untersucht!"
    "Das tut nichts mein Lieber, ich muss Ihrem Darm einen
    zweiten Ausgang machen, der eine schafft's nicht mehr."


    -----------------------------------------------------------------------------

    Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
    Hallo, Hanno, von mir aus kannst du noch mehr solcher Geschichten schreiben, ich habe schon lange nicht mehr so gelacht, DANKE Monika

  9. #9
    Schießhauer Avatar von Hanno
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    Standard Der Herr Amtsrichter

    Ich habe da mal für Nachschub gesorgt :



    DER HERR AMTSRICHTER


    Goslarer Originale erwähnen und den Amtsrichter a. D.
    Ferdinand Hirsch vergessen, hieße unvollständig berichten.

    Seine Lebensgewohnheiten erinnern an die schrulligen
    Romanfiguren, wie sie Wilhelm Raabe und Gottfried Keller
    schilderten.
    Der Tagesablauf des Herrn Amtsrichters war bis ins kleinste
    geregelt, wiewohl er Ruheständler war und als Junggeselle
    über seine Zeit frei verfügen konnte. Er lebte in einem
    geordneten Rechtsstaat, also hatte auch sein Privatleben
    nach einem feststehendem Dienstplan abzulaufen. Unordnug
    herrschte nur bei Menschen, die zucht- und planlos lebten.
    Basta!

    Wenn früh morgens die Bäckerjungen ihre Brötchen aus-
    trugen und die Barbiere geschäftig zur Morgenrasur in die
    Bürgerhäuser eilten, wenn die Kirchenuhren die sechste
    Stunde -- schön nacheinander, damit man jede hören konnte
    -- schlugen, erhob sich der Herr Amtsrichter, um sich vom
    Friseurmeister Hinz balbieren zu lassen. Dann zog er das
    für diesen Tag bestimmte Oberhemd und den nur für diesen Tag
    vorgesehenen Anzug an und fuhr in den nur für diesen Tag be-
    stimmten Stiefel, denn er besaß dreißig Anzüge, Oberhemden,
    Nachthemden, Stiefelpaare usw., die jeweils nur an einem
    Tage im Monat getragen wurden.

    Auf Akkuratesse und Sauberkeit bedacht, mußten seine
    Beinkleider täglich gewandt, gelüftet und geklopft werden.
    Bis neuen Uhr frühstückte er mit Behagen, wobei er hollän-
    dischen Tee bevorzugte. Dabei las er die Hildesheimer
    Zeitung, die am Abend zuvor von der Post geholt werden
    mußte. Mit dem Glockenschlage neun schritt der alte Herr
    zum Kabinettchen, das um diese Zeit unbedingt frei zu sein
    hatte. Ein Spaziergang bei jedem Wetter folgte, um den
    Appetit anzuregen. Schlag ein Uhr stand das Mittagsmahl
    auf dem Tisch. Je nach dem täglichen Magenfahrplan gab
    eine aus einem Kilo Bein- oder aus einem halben Kilo
    Rindfleisch gewonnene Suppe, ein großes Stück gut geklopf-
    ten, nicht gespickten Hammelbraten oder ein Sechspfundstück
    Rinderschmorbraten mit Gemüse und guter, ostfriesischer
    Butter. Danach Kompott. Dieses Mittagessen teilte seine
    Hausdame mit ihm, während er morgens und abends allein
    speiste. Jedoch mußte auch bei diesen Mahlzeiten für zwei
    gedeckt werden.

    Bis drei Uhr ruhte Herr Amtsrichter, dann ging es zum
    Kaffeetrinken nach der Bleiche. Punkt sechs Uhr begann das
    Spiel im Klubgarten, und schlag acht setzte er sich daheim
    zum Abendessen nieder. Es gab zwei Schnitten Brot und drei
    Brötchen, von letzteren blieben stets zwei übrig. Die Auf-
    schnittscheiben waren genau abgezählt. Nach dem Abendessen
    rauchte er eine seiner 30 Tabakpfeifen, die fertig gestopft
    zu sein hatte. Bis elf Uhr pflegt er zu lesen, zwischendurch
    aß er zehn Katharinenpflaumen oder zwei Mirabellen, zwölf
    Kirschen, vier Teelöffel Apfelmus von Gravensteinern, je
    nach der Jahreszeit.

    Nach einem Sitzbad von fünf Minuten stieg er unter Ver-
    wendung eines frischen Nachthemdes ins Bett. Da er als
    einstiger Richter mit Spitzbuben zu tun gehabt hatte,
    sicherte eine geladene Pistole seinen Schlummer.

    Die Schrulligkeit des alten Herren ging soweit, daß er
    Ein- und Zweipfennigstücke unter die Tischbeine legte, um
    die Ehrlicheit der Hausangestellten zu prüfen. Natürlich
    wußten das alle Beteiligten und gaben die Pfennige zurück.
    Abends durfte das Personal nicht fortgehen, denn er glaubte,
    es schädige das Ansehen des Hauses. Tagsüber hatten die
    Angestellten jedoch viel freie Zeit, und die Köchin
    erhielt 24 Taler Gehalt. Die Bildung seiner Leute suchte er
    durch wöchentliche Entrichtung einer "Theatermark" zu heben,
    und auf Spaziergängen führte er stets eine Tüte mit Bonbons
    oder Gebäck mit, um sie an Kinder zu verteilen.
    Das Einerlei der Woche wurde am Sonnabend durch Frau
    Ibentals Fußpflege unterbrochen, die ihn, Punkt sieben Uhr,
    von den Hühneraugen befreien mußte.

    An Sonntagen wenn das Personal Ausgang hatte, veran-
    staltete er "Stuben- und Spindrevision". Beschädigtes Ge-
    schirr stellte er auf ein Tablett und legte ein goldenes
    Zwanzigmarkstück dazu, von dem neues Geschir gekauft wurde.
    Seine Einstellung zum Personal war von der damaligen Zeit
    diktiert.
    Als seine Aufwartung, Frau Diener, sich sonntags weigerte,
    mit der Kiepe zum Einkaufen zu gehen, sagte er: "Ihr seid
    Leute der dienenden Klasse, Ihr müßt das tun!"

    Trotz seiner Schrullenhaftgkeit war er gerecht und gut-
    mütig. Unbemittelten Menschen stand er jederzeit unentgelt-
    lich mit Rat und Tat zur Seite und stiftete viel Gutes. Trotz
    seines streng geregelten Lebens als Junggeselle soll er, wenn
    man seinen Zeitzeugen glauben darf, noch Zeit gefunden haben,
    sechs blühenden Kindern das Leben zu schenken.


    -----------------------------------------------------------------------------

    Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.




    ================================================== ======

    Da ergibt sich doch gleich wieder eine Frage: Wo oder was war der
    "Klubgarten", der offensichtlich der gleichnamigen Straße ihren Namen gab ?
    Geändert von Hanno (11.04.2012 um 09:30 Uhr) Grund: Meine ganz persönliche Rechtschreibreform
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    Hannöversche Grüße
    Klaus

  10. #10
    Schießhauer Avatar von Hanno
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    Beitrag Noch einer aus dem Leben

    WARUM DENN NICHT ?

    Vor dem Amtsgericht Goslar wird eine Alimentationssache
    verhandelt. Ein junger Mann aus Hahndorf soll in zwei
    Fällen seine Vaterschaft bekennen. Der eine Fall hat sich
    in Goslar abgespielt, der andere ist in Hildesheim geschehen.

    Nach einem Blick in die Akten sagt der Richter: " Die
    Klägerin in Goslar gibt an, sie sei am 14. Juli vorigen Jahres
    mit dem Beklagten zusammen gewesen. Es soll abends um 21 Uhr
    gewesen sein. Geben sie das zu, Beklagter?"
    "Jawoll, Herr Amtsgerichtrat, et stimmet."

    "Gut! Nun gibt aber die Klägerin in Hildesheim das gleiche
    Datum an, genauer gesagt, die gleiche Nacht vom 14. auf 15.
    Juli. Bei der Entfernung zwischen beiden Orten ist das nicht
    gut möglich.
    "Warumme denn nich, Herr Amtsgerichtrat", sagte der Beklagte,
    "Ek häbbe doch'n Motorrad!"


    -----------------------------------------------------------------------------

    Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.
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    Klaus

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