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Thema: DDR - Grenze bei Goslar

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Gedingeschlepper Avatar von AndyGS
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    Zitat Zitat von Birgit Beitrag anzeigen


    Wie groß musste die Neugier auf die Dinge sein, die es hier bei uns gab und "Drüben" so lange gefehlt hatten. Wie groß muss auch der Wunsch gewesen sein - endlich- aus dem Käfig "DDR" herauszukommen. Ich hatte angehalten, war ausgestiegen, stand am Straßenrand und weinte und ich musste feststellen, ich war nicht die Einzige.


    Liebe Grüße
    Birgit
    Birgit, wie Recht du hast, ich werde nie vergessen, wie ich am 11.11.1989 das erste mal in Bad harzburg war, das erste mal die Herzog Willhelm Staße hochging, und die Geschäfte sah, ich ging die Staße hinauf und hatte tränen in den Augen... unfassbar das ich nur etwa 15 km von zu Hause Ilsenburg entfernt war, ich dache ich war in einer anderen Welt. Unfassbar fühlte ich damals wie krass der Unterschied war zwischen meiner Heimatstadt und Bad Harzburg, ich frage mich wirklich, wie habe ich bisher gelebt, an diesem Tag ist mir zum ersten mal richtig klar geworden, wie erbährmlich ich bis dato gelebt habe, ohne allerding je was vermisst zu haben. Denn was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen. Nur seit diesem Tag hat in mir ein Wandel stattgefunden. Wenn ich so zurück schaue in die alte Zeit vor der Wende, sehe ich es heute immer noch als ein Geschenk an, das dieses was ich an jenem Tag zum ersten mal in meinem Leben sah, heute selbstverständlich und normal geworden ist.

    LG Andy

  2. #2
    Schießhauer Avatar von bergland
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    Zitat Zitat von AndyGS Beitrag anzeigen
    .. unfassbar das ich nur etwa 15 km von zu Hause Ilsenburg entfernt war, ich dache ich war in einer anderen Welt. Unfassbar fühlte ich damals wie krass der Unterschied war zwischen meiner Heimatstadt und Bad Harzburg, ich frage mich wirklich, wie habe ich bisher gelebt, an diesem Tag ist mir zum ersten mal richtig klar geworden, wie erbährmlich ich bis dato gelebt habe, ohne allerding je was vermisst zu haben. Denn was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen. Nur seit diesem Tag hat in mir ein Wandel stattgefunden. Wenn ich so zurück schaue in die alte Zeit vor der Wende, sehe ich es heute immer noch als ein Geschenk an, das dieses was ich an jenem Tag zum ersten mal in meinem Leben sah, heute selbstverständlich und normal geworden ist.

    LG Andy
    bergland denkt das es eine wende für alle war , ob sie im osten oder im westen gelebt haben , wie andy es schreibt " denn was man nicht kennt kann man nicht vermissen " - das war für viele aus der ex ddr sicherlich ein schock , plötzlich ein überangebot an ware , wieviel man bekommt hängt nur von dem eigen portmonaie ab ... für uns genauso , als man wirklich die auswahl an ware in den geschäften sah ... bzw wieviel vitamin B man brauchte um ersatzteile fürs auto oder werkzeug oder ähnliches zu bekommen.
    das zweite : der riesenunterschied zwischen ost und west , @ andy du darfst mir glauben und bergland denkt er kann das für alle "wessis" sagen : ganz genauso haben wir das damals auch empfunden , mein opa meinte damals : wie nach dem krieg , 50 jahre nichts verändert ... aber für euch die in der ddr gelebt haben war das der normalzustand , weil ihr den westen nicht gekannt habt , bzw nur aus dem fernsehen ... für uns war es ein schock , als bergland zum ersten mal mit dem auto "rüber" ist standen überall noch handgemalte schilder " achtung schlaglöcher" oder ähnliches ...
    es gab sicherlich viele im westen die geschimpft haben und alles besser wußten ... diese leute hatten einfach nur glück das sie auf der anderen seite der mauer geboren wurden ... man soll nie über andere urteilen wenn man die verhältnisse nicht am eigenen leib erfahren hat .
    du schreibst es auch : die wende war ein geschenk , vieles was heute normal erscheint ist es aber nicht ... für bergland war es schrecklich nach eckertal zu kommen und dort war die welt mit brettern zugenagelt ... heute könnte man bis zum pazifik mit dem auto fahren ohne größere probleme ... damals war da schluss ... es gab damals noch eine organisation die sich für völkerverständigung eingesetzt hatte und aus den usa kam und alle 2 jahre in goslar auftrat , "up with people" nannte sich die gruppe , die idee war einfach und simpel - 120 junge leute aus bis zu 26 nationen , alle hautfarben religionen ... sie hatten eine musikshow und reisten damit durch nordamerika und europa .in den jeweiligen städten wo sie diese aufgeführt wurden blieben sie ein paar tage , die mitglieder der gruppe schliefen bei gastfamilien , wir hatten damals regelmäßig gäste , ob aus den usa kanada oder skandinavien , die skandinavier kannten die problematik ein wenig , aber gerade für die leute aus nordamerika war das unvorstellbar , sie bekamen einen eindruck davon was wir in deutschland erleben mußten in folge eines krieges , sie bekamen einen eindruck davon das die freiheit in der wir lebten nuneinmal nicht grenzenlos war und auch ist ... als wir ein paar jahre später wieder eine junge kanadierin zu gast hatten , fuhr ich mit ihr durch den harz ... irgendwann kamen wir nach eckertal ... ich hielt in stapelburg an und sagt ihr " hier hätte man vor einigen jahren auf uns geschossen " sie konnten dies kaum verstehen ... und dann sagte sie das selbst in ihre heimat die leute damals geweint haben als sie die bilder gesehen haben wie die mauer fiel und deutschland sich in den armen lag. es ist eben wie andy es schreibt "eben nicht selbstverständlich " und für leute die diese situation nicht kannten nicht nachvollziehbar ... bergland meint das es an uns , die wir diese zeit damals selber erlebt haben , die zeit vor und nach dem mauerfall , liegt , daran zu erinnern , genauso wie unser eltern und großeltern die den krieg erlebt haben uns ermahnt haben "aufzupassen" das es soetwas nicht noch einmal passiert.

  3. #3
    Schießhauer Avatar von Monika Adler
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    Bergland, ich wusste gar nicht, dass diese Gruppe auch nach Europa fuhr.Sie haben wohl viel dazugelernt? Monika

  4. #4
    Gedingeschlepper Avatar von AndyGS
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    Zitat Zitat von Susanne-K. Beitrag anzeigen
    Dein wunderbarer Beitrag, Andy, geht mir ziemlich nah.
    Denn über das große Ganze habe ich fast den Einzelnen vergessen.
    Und was es - vor allem für Euch (ich meine die Einzelschicksale) aus dem Osten - für ein Gefühls-Erdbeben gewesen sein muß - darüber habe ich schon lange nicht mehr nachgedacht.
    Es war ja für Euch plötzlich alles ein erstes Mal.
    Die erste Einkaufsstraße.
    Die ersten gefüllten Geschäfte.
    Das erste Mal ohne die Angst, die Stasi im Nacken zu haben.
    Das erste Mal in Freiheit
    Das erste Mal die Konfrontation mit den Lügen, unter denen man gelebt hat.
    Ich glaube, als West-Bürger kann man sich gar nicht vorstellen, was es für Euch sicherlich für ein Schock gewesen sein muß, in die mit Waren gefüllten Geschäfte hineinzukommen und das Überangebot zu sehen.

    Ich erinnere mich an einen der Familienbesuche in der Lausitz.
    Ich war ein Kind - so um die 8-9 Jahre.
    Wir gingen in ein Kaufhaus.
    Und die Regale waren - bis auf ein paar wenige Artikel - leer!
    Unsere Verwandten erzählten uns daraufhin, wie sie sich organisiert haben, wenn sie hörten, dass es irgendwo etwas zu kaufen gab.
    In deren Wohnung gab es eine Gelddose.
    Derjenige (egal ob Erwachsener oder Kind), der sie am schnellsten erreichen konnte holte Geld und ging sofort dorthin, wo es etwas gab, in der Hoffnung noch rechtzeitig zu kommen.
    Und obwohl mich diese kleine Begebenheit als Kind sehr nachhaltig beeindruckt hat, kann ich nicht im Ansatz nachfühlen, was in Euch vorgegangen sein muß - die ersten Gefühle und Gedanken.

    Deshalb ein ganz großes Dankeschön, Andy, dass Du uns davon ein wenig von Dir erzählst und die "Einzel-"menschliche Note damit in den Vordergrund rückst. Ich hoffe, Du wirst uns noch viele Geschichten dieser Art "aus der Sicht der Anderen" erzählen!!!


    Susanne da muss ichDir leider zum größten Teil wiedersprechen, sorry aber das muss sein. Ich und auch wirklich mindestens 95% der DDR-Bürger hatten keine Angst vor der Stasi, wir wussten eben von der Bespitzelung keine Ahnung. In einer dwer nächsten Berichte die ich schteibe (Achtung der wird sehr lang und Emotional - Es geht darum, das ich unehrenhaft aus der FDJ (Jugendorganisation) geschmissen wurde - wie ich mit nur ein Satz große Wellen in Schule und Jugendorganisation in gang gebracht habe. Ich denke damals ist auch die Stasi auf mich aufmerksam geworden. Aber Susanne das war ein Fehler, aber ich habe nichts von den Bespitzelungen gemerkt, ich hatte eine gute und tolle Kindheit und Jugend, ich habe mich auch immer frei gefühl, naja ehrlich gasagt, Freiheit so wie ich sie kannte... aber eingesperrt fühlte ich mich nie, Angst vor allem bekam ich erst als wärend der Wende alles raus kam, und ich Namen gehört habe die mich als Kollegen über Jahre bespitzelt haben.... und als der erste Schuss (zum Glück der Einzige) mit Todesfolge fiel. Als ich zum ersten mal hörte das auf Menschen geschossen wurde, die zum "Klassenfeind" ins "nicht sozialistische Wirtschaftssystem" fliehen wurde. Und da war im September 1989, bis dahin war meine Welt zu 100% in Ordnung.

    Auch später mal ein Betrag werde ich gestehen, das ich nicht nur ein "Mitläufer" war, sondern von Sozialismus überzeugt war damals, und ich sogar in die SED wollte, warum man mich nicht aufnahm, und wie das Prozedere ist, die "Ehre" zu haben in diese Partei aufgenommen zu werden.

    LG Andy

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