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Thema: Kinderspiele

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Gezäheschlepper Avatar von Lieselotte
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    Standard Ich habe auch gekitschelt

    Als ich 5 Jahre alt war, zogen wir von der Breiten Straße in die Dedeleberstraße. Es waren immer Kinder zum Spielen draußen und schnell hatte ich Kontakt gefunden. Die Spiele wechselten ständig. Wir haben uns mit Völkerball, Halli-Hallo und anderen Ballspielen vergnügt, alles auf der Straße. Ganz selten mussten wir wegen eines durchfahrenden Autos unser Spiel unterbrechen. Wir haben Lackbilder getauscht, haben mit Puppen gespielt, sind Rollschuh gefahren und haben oft vor der Toreinfahrt von List „gekitschelt“. Dann haben wir wieder Räuber und Gendarm gespielt und haben dabei die Gegend unsicher gemacht. Das Spiel endete jedes Mal unweigerlich hinter dem Wasserloch an der Glockengießerstraße, obwohl mir strengstens verboten war, dieses zu durchqueren. Nachdem man die schmale Steintreppe an der Mauer zur Abzucht hinuntergeklettert war, balancierte man zuerst über die Steine der Abzucht, zwischen denen das Wasser dahinplätscherte, dann schlossen sich glitschige Holzbohlen an und danach kam das Meisterstück. Unter dem steinernen Torbogen schien das Wasser zu stehen und unendlich tief zu sein und man konnte nur über die hineingelegten Steine und Bretter auf die andere Seite gelangen. Für mich war es schon eine wirkliche Herausforderung, das Wasserloch trockenen Fußes zu durchqueren. Das Verbot meiner Eltern machte die Sache umso spannender. Auf der anderen Seite wartete die Belohnung. Grüne Wiesen, Vogelgezwitscher, wild wuchernde Schrebergärten, um die sich offensichtlich niemand kümmerte. Wir haben Johannis- und Stachelbeeren, Äpfel und Birnen gegessen (wahrscheinlich verbotener Weise) und haben auch hin und wieder Sauerampfer probiert. Es war einfach nur wunderschön. Einmal habe ich mir dann doch nasse Füße geholt, was meiner Mutter natürlich nicht entging. „Ab ins Bett und warte, bis dein Vater nach Hause kommt, dann kannst du was erleben“…und ich habe was erlebt!!

    Mein sehnlichster Wunsch waren Rollschuhe mit Gummirollen, ich hatte nur welche mit Eisenrollen, die unheimlich schnell und gefährlich waren. Meine Knie waren im Sommer permanent kaputt. Zum Geburtstag bekam ich dann Hudora-Rollschuhe, die mein allergrößter Stolz waren und mich zu einer Rollschuhläuferin par excellence machten. Mein Wunsch nach weißen Schlittschuhstiefeln ging allerdings nicht in Erfüllung. Ich musste weiterhin auf dem Kahnteich mit untergeschnallten „ollen“ Schlittschuhen laufen, die auch hin und wieder mal die Sohlen von meinen Schuhen abrissen.

    Meine Skier waren auch nicht viel besser. Es gab zwar schon moderne Bindungen, aber meine wurden hinter der Hacke zugeklickt. Sie scheuerten unendlich und ich hatte nach einem Skitag dicke brennende Blasen an meinen Fersen, die aber nichts bedeuteten gegenüber einem tollen Tag im Schnee. Wir sind immer hinter der Bleiche Ski gelaufen, dort gab es sogar die berüchtigte „Todeskuhle“ mit selbstgebauter Sprungschanze. Wahnsinn, wie mutig man als Kind sein kann, weil man die Gefahren absolut unterschätzt.

    Auf unserer Straße waren auch zwei Bauern zu Hause. Einer davon, Alfred Tappe, wurde von den Kindern nur Onkel Alfred genannt. Wir durften auf seinem Pferdewagen mitfahren, wenn er sich um seine Felder hinter der Bleiche kümmern musste. Ich glaube, die Gegend hieß „Trüllecke-Tal“?? Wir durften auch bei ihm „Heu trampeln“, wenn das gemähte Gras in seinem Stall getrocknet war und das Volumen kleiner werden sollte. Es gab nichts Schöneres, als von der Leiter ins Heu zu springen und darin herumzutoben. Wir hatten so viel Spaß. Ich glaube aber auch, dass Onkel Alfred ein ganz besonderes Herz für Kinder hatte.

  2. #2
    Schießhauer Avatar von Monika Adler
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    Zitat Zitat von Lieselotte Beitrag anzeigen
    Als ich 5 Jahre alt war, zogen wir von der Breiten Straße in die Dedeleberstraße. Es waren immer Kinder zum Spielen draußen und schnell hatte ich Kontakt gefunden. Die Spiele wechselten ständig. Wir haben uns mit Völkerball, Halli-Hallo und anderen Ballspielen vergnügt, alles auf der Straße. Ganz selten mussten wir wegen eines durchfahrenden Autos unser Spiel unterbrechen. Wir haben Lackbilder getauscht, haben mit Puppen gespielt, sind Rollschuh gefahren und haben oft vor der Toreinfahrt von List „gekitschelt“. Dann haben wir wieder Räuber und Gendarm gespielt und haben dabei die Gegend unsicher gemacht. Das Spiel endete jedes Mal unweigerlich hinter dem Wasserloch an der Glockengießerstraße, obwohl mir strengstens verboten war, dieses zu durchqueren. Nachdem man die schmale Steintreppe an der Mauer zur Abzucht hinuntergeklettert war, balancierte man zuerst über die Steine der Abzucht, zwischen denen das Wasser dahinplätscherte, dann schlossen sich glitschige Holzbohlen an und danach kam das Meisterstück. Unter dem steinernen Torbogen schien das Wasser zu stehen und unendlich tief zu sein und man konnte nur über die hineingelegten Steine und Bretter auf die andere Seite gelangen. Für mich war es schon eine wirkliche Herausforderung, das Wasserloch trockenen Fußes zu durchqueren. Das Verbot meiner Eltern machte die Sache umso spannender. Auf der anderen Seite wartete die Belohnung. Grüne Wiesen, Vogelgezwitscher, wild wuchernde Schrebergärten, um die sich offensichtlich niemand kümmerte. Wir haben Johannis- und Stachelbeeren, Äpfel und Birnen gegessen (wahrscheinlich verbotener Weise) und haben auch hin und wieder Sauerampfer probiert. Es war einfach nur wunderschön. Einmal habe ich mir dann doch nasse Füße geholt, was meiner Mutter natürlich nicht entging. „Ab ins Bett und warte, bis dein Vater nach Hause kommt, dann kannst du was erleben“…und ich habe was erlebt!!

    Mein sehnlichster Wunsch waren Rollschuhe mit Gummirollen, ich hatte nur welche mit Eisenrollen, die unheimlich schnell und gefährlich waren. Meine Knie waren im Sommer permanent kaputt. Zum Geburtstag bekam ich dann Hudora-Rollschuhe, die mein allergrößter Stolz waren und mich zu einer Rollschuhläuferin par excellence machten. Mein Wunsch nach weißen Schlittschuhstiefeln ging allerdings nicht in Erfüllung. Ich musste weiterhin auf dem Kahnteich mit untergeschnallten „ollen“ Schlittschuhen laufen, die auch hin und wieder mal die Sohlen von meinen Schuhen abrissen.

    Meine Skier waren auch nicht viel besser. Es gab zwar schon moderne Bindungen, aber meine wurden hinter der Hacke zugeklickt. Sie scheuerten unendlich und ich hatte nach einem Skitag dicke brennende Blasen an meinen Fersen, die aber nichts bedeuteten gegenüber einem tollen Tag im Schnee. Wir sind immer hinter der Bleiche Ski gelaufen, dort gab es sogar die berüchtigte „Todeskuhle“ mit selbstgebauter Sprungschanze. Wahnsinn, wie mutig man als Kind sein kann, weil man die Gefahren absolut unterschätzt.

    Auf unserer Straße waren auch zwei Bauern zu Hause. Einer davon, Alfred Tappe, wurde von den Kindern nur Onkel Alfred genannt. Wir durften auf seinem Pferdewagen mitfahren, wenn er sich um seine Felder hinter der Bleiche kümmern musste. Ich glaube, die Gegend hieß „Trüllecke-Tal“?? Wir durften auch bei ihm „Heu trampeln“, wenn das gemähte Gras in seinem Stall getrocknet war und das Volumen kleiner werden sollte. Es gab nichts Schöneres, als von der Leiter ins Heu zu springen und darin herumzutoben. Wir hatten so viel Spaß. Ich glaube aber auch, dass Onkel Alfred ein ganz besonderes Herz für Kinder hatte.
    Hallo, Lieselotte, das hoehrt sich so an wie meine Kindheit und die von anderen auch, wenn es auch zu meiner Zeit bei uns nicht so viel gab, hatten die goslarer Kinder das grosse Glueck, mit und in der Natur spielen zu koennen. Da tun mir Grosstadtkinder immer leid. Gruesse, Monika

  3. #3
    Gedingeschlepper Avatar von kphth
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    Das Trülleketel ist heute am Steinberg .... und Tappe gibt es in der Dedeleberstraße immernoch, wohl der letzte Schäfer der Stadt. Wenigstens hatte er " neulich" noch einen großen Stall am Bollrich und man konnte auch Schafe blöken hören, wenn man durch die Dedeleberstraße ging..

    Schöne Erinnerungen hast du, Lieselotte und du schreibst auch so schön, es zaubert direkt die Bilder auf den Schirm und sie bleiben, wenn man fertig gelesen hat - schön!

    herzliche Grüße
    KPHTH

  4. #4
    Gedingeschlepper Avatar von UnsUwe
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    Ja die Kitschekugeln....heißen da wo ich jetzt lebe Murmeln. Überhaupt gibt es einige Ausdrücke die wohl typisch goslärsch bzw. norddeutsch sind.
    Hier unten fusselt es, in Goslar stippert es, hier tobt man rum, in Goslar wird rumgejachtert, hier fährt man über einen Hubbel, in Goslar über einen Huckel, hier geht man in der Stadt bummeln, in Goslar dölmert man herum. Na, da gibt es wohl noch einige Beispiele. Versuche meinen Söhnen diese Ausdrücke beizubringen, scheitern meist kläglich.....

  5. #5
    Gezäheschlepper Avatar von Lieselotte
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    Zitat Zitat von UnsUwe Beitrag anzeigen
    Ja die Kitschekugeln....heißen da wo ich jetzt lebe Murmeln. Überhaupt gibt es einige Ausdrücke die wohl typisch goslärsch bzw. norddeutsch sind.
    Hier unten fusselt es, in Goslar stippert es, hier tobt man rum, in Goslar wird rumgejachtert, hier fährt man über einen Hubbel, in Goslar über einen Huckel, hier geht man in der Stadt bummeln, in Goslar dölmert man herum. Na, da gibt es wohl noch einige Beispiele. Versuche meinen Söhnen diese Ausdrücke beizubringen, scheitern meist kläglich.....
    Als ich das gelesen habe, musste ich lachen. Meine Mutter aus Goslar kam früher oft zu Besuch, als die Jungen noch klein waren. "Na, ihr Dölmer" war meistens ihre Begrüßung und ..."jachtert doch nicht immer soviel herum" ermahnte sie auch häufig. Niemand in unserer Familie außer mir konnte etwas mit den Ausdrücken anfangen. Meine inzwischen erwachsenen Söhne erzählen heute noch manchmal belustigt davon. Ich selber bin mal "unangenehm" aufgefallen, als ich im Freundeskreis erzählt habe, dass ich den ganzen verregneten Nachmittag auf der Couch rumgerammelt hätte. Alle guckten mich erschrocken und konsterniert an und eine Freundin erklärte mir, dass das Wort Rammeln im Ruhrgebiet eine ganz andere Bedeutung hätte. Mit hochrotem Kopf versuchte ich eifrig, die goslärsche Bedeutung des Wortes zu erklären, um es dann endgültig aus meinem Sprachschatz zu streichen.

  6. #6
    Hauer Avatar von zeitzeugin
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    Kennt ihr den Ausdruck "gatschen" für "stark regnen"?
    Viele Grüße
    Erika

  7. #7
    Schießhauer Avatar von Monika Adler
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    Zitat Zitat von zeitzeugin Beitrag anzeigen
    Kennt ihr den Ausdruck "gatschen" für "stark regnen"?
    Nun, Erika, den kannte ich nicht, und in unserem Sprachgebrauch zu Hause geisterten viel berliner Aussprueche mit rum. Ist Sprache nicht was Herrliches? Ich wuerde wetten, dass diese Ausdruecke hier in keinem Lexikon zu Hause sind.! Gruesse, Monika

  8. #8
    Gezäheschlepper Avatar von Lieselotte
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    Ja, gatschen haben wir früher oft gesagt, wenn es besonders stark regnete. Mir fällt noch ein "du siehst aber klaterich aus" oder "sei nicht so blusterich". Klaterich für krankes oder unausgeschlafenes Aussehen, blusterich für mangelnde Konzentration.

  9. #9
    Schießhauer Avatar von Birgit
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    Zitat Zitat von zeitzeugin Beitrag anzeigen
    Kennt ihr den Ausdruck "gatschen" für "stark regnen"?
    Klar kenne ich den Ausdruck Erika!

    @Bergmönch: Dann lass uns mal ein neues Thema, wie ich vorschlug und somit das von Dir angesprochene Wörterbuch erstellen.

    Zu den Kinderspielen: Wir haben früher gechangelt. Dabei wurden Geldmünzen
    geworfen. Einer legte vor und die anderen mussen mit ihren Münzen versuchen so nah wie möglich an die 1. Münze heran zu kommen. Gern wurden Hauswände als Bande genutzt.

    Oft gingen wir auch an die Teiche, zum Beispiel zum Klusteich, um dort Steine übers Wasser spingen zu lassen. Dabei wurden dann die Hüpfer gezählt, die der Stein machte, bis er unter ging.
    Liebe Grüße
    Birgit

  10. #10
    Gezäheschlepper Avatar von Lieselotte
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    Ooooh, da habe ich mich wohl total vertan. Zweiter Versuch: Könnte es das Gelmke-Tal gewesen sein? Ich bin in mich gegangen, aber der Name fällt mir einfach nicht mehr ein. Wunderschöne Wiesen, durch die ein Bach läuft, an dem wir früher viele Feuersalamander gefunden haben. Das ist ja wirklich erstaunlich, dass es Bauer Tappe noch immer gibt. Ich glaube mich zu erinnern, dass beide Bauern auf der Dedeleberstraße Tappe hießen und Brüder waren. Wahrscheinlich wird es den am Ende der Straße noch geben, das heißt natürlich, den Sohn oder gar Enkel.

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