Zitat von
Susanne-K.
Auch wenn ich Dir sonst eher selten zustimme, dieses Mal sehe ich es fast genauso wie Du.
Mit dem Unterschied, dass ich mich vor 3 Jahren komplett von einem Auto verabschiedet habe. In der Großstadt mit hervorragendem öffentlichen Verkehrsnetz machbar und bei dem Wahnsinnsverkehr sinnvoll. In Goslar wäre das unmöglich. Wenn man in Goslar von einem Stadtteil (ich rede gar nicht von außerorts) in die Stadt fahren will, bleibt nur das Auto (wenn man nicht laufen oder radfahren mag). Wir haben schon oft darüber geschrieben. Der öffentliche Nahverkehr ist so hundsmiserabel (vor allem auch in der Häufigkeit der Abfahrtzeiten), dass man darüber gar nicht nachdenken muss ihn zu nutzen.
Wenn ich nach einem Stadtbummel die eine oder andere Tüte in der Hand habe muss ich damit elendig weit laufen bis ich zu einer Bushaltestelle komme.
Eine der wenig sinnvoll erreichbaren (Marktplatz) soll ja jetzt wohl auch abgeschafft werden? Deshalb wäre ich, lebte ich in Goslar, wohl auch eher noch mehr mit Interneteinkäufen beschäftigt als ich es eh schon bin. Aber zurück zu Karstadt.
Die Frage ist doch: braucht Goslar wirklich ein Warenhaus?
Ich glaube nicht, dass das Warenhaus heute noch der Nabel unserer Stadt ist, auch wenn es viele andere Stimmen dazu hier im Thema gibt. Selten sehe ich bei meinen Besuchen Menschen mit Karstadt-Tüten in der Stadt; das Geschäft selbst wirkt innen auf mich auch immer ziemlich leer. Und (um vor der eigenen Haustür zu kehren) - ich kaufe auch selten dort oder weiß auch gar nicht, was ich dort kaufen sollte. Alles gibt es woanders auch - nur in größerer Auswahl (und meistens auch attraktiveren Preisen).
Mir fehlen - konkret bei Karstadt in Goslar - folgende Aspekte, die mich in das Warenhaus locken würden:
1.) eine ansprechende Architektur (innen wie außen). Wer mag heutzutage schon noch in einen fensterlosen Betonbau gehen?
Einkaufvergnügen geht anders; das Haus ist einfach aus der Zeit gefallen (innen- und außenarchitekturmäßig) und überholt.
2.) es fehlen mir Warenangebote, die ein Alleinstellungsmerkmal sein könnten oder Karstadt so speziell machen, dass man deswegen nur zu Karstadt geht. Bei den Schuhen wurde das, mit dieser speziellen italienischen Schuhmarke die Karstadt vertreibt (vertrieb?) ja umgesetzt. Aber ansonsten konnte ich das nicht erkennen.
3.) Meine Erfahrungen mit einigen sehr desinteressierten Mitarbeiterinnen werde ich auch noch lange im Hinterkopf behalten.
"Früher" hat ein Warenhaus alles angeboten. Dort bekam ich von Nähseide über Bücher über Schuhe über Kosmetik über Haushaltswaren alles! Wenn es etwas sonst nicht gab, bei Karstadt gab es das. Zu der Zeit habe ich viel und gern bei Karstadt eingekauft. Dann fing Karstadt an (in allen Städten übrigens) das Sortiment erheblich auszudünnen. Es wurden überdies diese dämlichen Shop-in-Shop Bereiche eingeführt. Und damit hat Karstadt seinen Charme für mich verloren und ich habe nur noch seltenst mal hineingeguckt und noch seltener etwas gekauft.
Tragisch wäre für Goslar eine Schließung von Karstadt, weil es dann in der Innenstadt einen Leerstand ungeahnten Ausmaßes geben würde. Von der Tristesse, die von diesem Gebäude ausginge, ganz zu schweigen. Aus meiner Sicht wären es diese Tristesse und negativen Energien die von diesem Bereich ausgingen, die sich auf die gesamte Stadt auswirken würden. Ich halte es eher für unwahrscheinlich, dass es für diesen häßlichen Betonklotz eine sinnvolle Nachnutzung gäbe.
Denn schlimmsten Fehler, den die Stadt (im Fall einer Schließung von Karstadt) machen könnte, wäre, diesen ewig leer stehen zu lassen oder sich in jahrelangen Diskussionen zu zerstreiten, wie der Bereich weiter genutzt werden sollte. Wenn man dann endlich eine Lösung hätte dürfte die Innenstadt zwischenzeitlich komplett ihren Charme verloren und viele kleine Geschäfte aufgegeben haben.
Im Prinzip hat Goslar (als Rahmenbedingung) alles, was zu einer schönen Innenstadt gehört: eine herrliche Kulisse und charmante kleinere Straßen in einer hübschen Fußgängerzone. Gefährlich ist aus meiner Sicht der grauenvolle Branchenmix, z.B. mit der überbordenden Anzahl an Telefonshops. Der macht den Charme der Innenstadt mehr zunichte als ein ggf. fehlendes Warenhaus.
Warum geht man überhaupt "in die Stadt" zum Einkaufen/Bummeln?
Für mich lautet die Antwort: um des Erlebens Willen.
Manchmal ist einfach die Lust da, Ware nicht nur via Computer zu ordern, sondern das "Drumherum" einer Innenstadt zu erleben.
Zu schlendern. Zu bummeln. Mit Tüten bepackt herumzulaufen. Irgendwo einen Kaffee zu trinken ...
Ich gehe sicherlich nicht mehr in die Stadt "um zu Karstadt zu gehen".
Das war früher, so Ende der 1970er-/Anfang der 1980er Jahre ganz anders: da war es das Highlight eines jeden Stadtbummels, "zu Karstadt zu gehen"!
Die Zeiten haben sich geändert. Gravierend geändert.
Bei Karstadt habe ich aber immer das Gefühl, dass dort noch alles so ist wie "damals". Daran ändert sich auch nichts, wenn die Ware umgestellt und anders arrangiert wird. Die Tristesse des fensterlosen Betonbaus läßt einfach nicht zu, dass das Warenhaus den Sprung in eine zeitgemäßen "Erlebnis-Einkaufstempel" schafft. Selbst wenn die Ideen dazu da wären und das Management bereits wäre, diese auch umzusetzen.