Karstadt-Investor zweifelt an Verhandlungsinteresse

Die anfängliche Euphorie scheint sich bei Markus Schön etwas abgeflacht zu haben. Er erklärt, dass er allmählich am Verhandlungsinteresse Galeria Karstadt Kaufhofs zweifele. Nun wurde auch bekannt, dass bereits seit Mai Insolvenzberater eingeschaltet waren.

Goslar/Essen/Detmold. Aus dem Hause Galeria Karstadt Kaufhof hört man wenig. Die Pressestelle hält sich bedeckt und auch die Angestellten in den einzelnen Warenhäusern schweigen zur Insolvenz. Dennoch kommen immer wieder Informationen ans Licht – auch, weil eine Partei regelmäßig selbstständig Informationen an die Presse versendet.
Experten-Entourage soll helfen

Arndt Geiwitz ist einer der bekanntesten deutschen Insolvenzverwalter. In der Essener Zentrale von Galeria Karstadt Kaufhof läuft fast nichts mehr ohne die Zustimmung des 53-Jährigen, berichten Insider gegenüber dem Handelsblatt. Seine offzielle Anrede lautet Generalbevollmächtigter, eingesetzt von der Signa Holding René Benkos.


Seine Arbeit verrichtet er nicht allein. Der geschäftsführende Gesellschafter der Wirtschaftskanzlei SGD Schneider Geiwitz wird von einer Entourage an Beratern und Anwälten unterstützt. Mehrere namenhafte Kanzleien aus dem Ruhrpott haben Experten für die Bereiche Restrukturierung, Insolvenzrecht, Arbeitsrecht, Immobilienrecht und Öffentliches Recht in die Galeria-Zentrale nach Essen entsendet.
Geiwitz ist außerordentlich erfahren. Er kümmerte sich bereits um die Schlecker-Insolvenz und wickelte vor knapp acht Jahren die Weltbild-Pleite ab.
Beraterhonorare in Millionenhöhe

Für das Unternehmen ist es nicht die erste Insolvenz: Bereits vor zwei Jahren suchte man Schutz in einem Rettungsschirm. Damals habe Galeria, verrät ein Einblick in den Bundesanzeiger, 81,4 Millionen Euro für Beraterhonorare ausgegeben. Davon gab man 41,5 Millionen Euro für Aufwendungen im Schutzschirmverfahren und 39,9 Millionen im anschließenden Insolvenzverfahren aus.
Insolvenzberater seit Mai

Die Flucht in das Schutzschirmverfahren trat das Essener Unternehmen Ende Oktober an, doch es wurde schon viel früher ein Insolvenzverwalter beauftragt, wie sich jetzt herausstellt. Die präkäre Lage scheint dem Eigentümer und der Galeria-Führungsriege nicht neu gewesen zu sein. Auf Nachfrage bestätigte der Kaufhaus-Riese Fachmagazin „Juve“, dass man bereits im Mai Richard Scholz, einen Insolvenzexperten aus Frankfurt, hinzugezogen habe. Von Insidern heißt es, dass man sich zuletzt in einwöchigen Abständen von der Geschäftsführung über die Zahlen informieren ließ. Dienstleister und Händler hätten dem Blatt bestätigt, dass schon Wochen vor dem Publikmachen der Insolvenz, Rechnungen gar nicht oder nur verzögert bezahlt worden seien.


Schön will Übernahmeverhandlungen kurzfristig aufnehmen

Ende Januar soll der Insolvenzplan feststehen. Erst dann kann man absehen, welche Warenhäuser eine Zukunft haben. Markus Schön möchte gerne der Retter der Karstadt-Häuser werden und hat schon zeitnah nach der offiziellen Bekanntmachung der Insolvenz, sein Interesse bekundet (wir berichteten). Der Detmolder Unternehmer möchte 47 Filialen aus dem Galeria-Karstadt-Kaufhof-Netz übernehmen, ihnen einen neuen Namen geben und nach eigenen Angaben alle Beschäftigten übernehmen, weil er sie für „einen, wenn nicht den größten Schatz des Unternehmens“ halte.
„Nachdem der erste Verhandlungstermin aufgrund der fehlenden Vertraulichkeitsvereinbarung nicht zustande gekommen ist, muss jetzt Geschwindigkeit aufgenommen werden“, berichtet der Buero.de-CEO in einer Mail an die GZ.
„Keine einseitige Verschwiegenheitserklärung“

Der von Schön geführte Unternehmensverbund lasse sich nicht nur auf eine weitgehende Einseitigkeit der Vertraulichkeitsverpflichtung – buero.de muss schweigen, Galeria Karstadt Kaufhof darf reden – ein, sondern habe direkt einen Fragenkatalog übersandt, der die wesentlichen Themen für die Übernahme der 47 Standorte aufgreift, deren Übernahme buero.de in Erwägung ziehe, schreibt er weiter.


Detmolder zweifelt an Ernsthaftigkeit

„Nachdem nun fast zwei Monate ohne wirkliches Ergebnis vergangen sind und Galeria Karstadt Kaufhof mit der Vertraulichkeit und einer Anti-Korruptionsklausel Probleme hatte, mehren sich bei uns die Zweifel, wie ernsthaft das Verhandlungsinteresse überhaupt ist.“ Der 48-Jährige warte „entsprechend gespannt“ auf die Rückmeldung von Galeria Karstadt Kaufhof. Unterfüttert würden seine Zweifel durch Marktgerüchte, in denen auch die Standorte, an denen der Detmolder interesse habe, in Alternativkonzepten mit Büro- und Wohnflächennutzung angeboten würden: „Hier wird das teilweise knappe Wohnraumangebot genutzt, um so teilweise große Flächen von mehr als 25.000 Quadratmetern erschließen zu können. Aber die Attraktivität einer Stadt hängt auch an der Attraktivität der Innenstadt. Deswegen sind wir überzeugt, unser Angebot sichert nicht nur die Arbeitsplätze dauerhaft, sondern kann für die jeweilige Stadt ein innerstädtischer Leuchtturm werden. Aber mehr als um Gespräche werben, können wir nicht.“
Was sagt Arndt Geiwitz?

Geiwitz Pressesprecher Patrick Hacker sagt in Anbetracht des jüngsten Statement Schöns gegenüber der GZ: „Für uns ändert sich gar nichts."
Zweiter Interessent

Einen Schritt vor Markus Schön scheint der tschechische Investorenvertreter Michal Rýdl zu sein. Laut Handelsblatt sei er ebenfalls an einer Übernahme mehrerer Warenhäuser interessiert ist und soll bereits bei Gewitz vorgesprochen haben. Über den Tschechen ist nicht viel bekannt.

Quelle: GZ