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Thema: Karstadt, noch liegen die Fakten nicht auf dem Tisch

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    Update 22.12.2022

    Interne Mail aufgetaucht: Noch mehr Streichungen bei Karstadt?

    Kurz vor Weihnachten gibt es niederschmetternde Nachrichten für die Belegschaft der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen. Eine interne Mail zeigt, dass es noch mehr Filialschließungen und Entlassungen geben soll als bisher angenommen.

    Goslar/Detmold/Essen. Seitdem Deutschlands letzter großer Warenkonzern Galeria Karstadt Kaufhof Ende Oktober verkündete, dass das Unternehmen bereits zum zweiten Mal in weniger als zwei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren sucht, wechseln sich die hoffnungserweckenden und niederschmetternden Nachrichten um ein Weiterführen der Filialen binnen weniger Tage ab. Kurz vor Weihnachten tauchen nun erneut Schreckensszenario-Nachrichten für die 17.400 Beschäftigten auf.
    Mehr Schließungen und Entlassungen

    Von den verbliebenen 131 Häusern sollen mehr als 40 geschlossen werden, hieß es. Doch nun ist laut „Lebensmittelzeitung“ ein internes Schreiben aufgetaucht, dass weit mehr Filialschließungen und einen größeren Abbau von Personal offenbaren soll. Diese Informationen am 10. Dezember seien per E-Mail an die Beschäftigten versendet worden.

    Das insolvente Unternehmen plant laut eines Schreibens des Gesamtbetriebsrates offenbar, bis zu 90 Filialen zu schließen. Das wären knapp 70 Prozent aller-Galeria-Karstadt-Kaufhof-Standorte. Mit der Reduzierung der Filialen und des Personals wolle man die Personalkostenquote um drei Prozent unter den aktuellen Durchschnitt senken. Besonders im Service-Center soll gespart werden. Hier könnte die Hälfte des Personals wegfallen.

    Beschlossen scheint noch nichts. Der zuständige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz betont, dass die Verhandlungen weder abgeschlossen, noch endgültige Entscheidungen getroffen seien. Er verweist auf Ende Januar. Dann soll die entgültige Streichliste feststehen.
    Entlassung zweier Führungspersonen

    Die ersten Köpfe sind bereits gerollt. Galeria trennte sich in der vergangenen Woche von zwei von fünf Geschäftsführenden. Die bisherige Einkaufschefin Karin Busnel-Knappertsbusch und Personal- und Operationschef Dirk Lessing müssen ihre Posten angesichts der schwierigen Unternehmenslage räumen, heißt es aus Essen. „Es kann unter diesen Marktbedingungen kein einfaches ‚Weiter so‘ oder eine bloße ‚Feinjustierung‘ geben, um Galeria nachhaltig zukunftsfähig zu machen”, sagte Galeria-CEO Müllenbach in einer Mitteilung Mitte Dezember. Wie jeder Unternehmensbereich müsse auch das Management seinen Anteil zur dringend notwendigen Verschlankung beitragen, erklärte er.
    Wo sind die WSF-Millionen?

    Sollten die in dem internen Dokument aufgetauchten Pläne in die Tat umgesetzt werden und massiv Standorte geschlossen und Personal entlassen werden, stellt sich eine Frage für den Steuerzahler: Wo sind die rund 680 Millionen Euro hin, die das Unternehmen Anfang 2021 und zu Beginn von 2022 aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten hat? Galeria Karstadt Kaufhof hatte die große Summe als Kredit erhalten, damit ein solches Vorgehen nicht passiert. Nun scheint es so, als sei das Geld weg, und dennoch würde es Standortschließungen und Kündigungen geben.

    Hoffnungsschimmer

    Der einzige Hoffnungsschimmer scheint bisher noch immer der Detmolder Investor Markus Schön zu sein. Anfang November wurden seine Pläne für die mögliche Übernahme von 47 Kaufhäusern in mittelgroßen Städten bekannt. Noch immer hält der 48-Jährige an seinen „Schön hier“-Plänen fest, doch auch ihn überraschten die Nachrichten des internen Dokumentes aus Essen, wie er in einer Mail an die GZ mitteilt: „Die Nachricht einer möglichen Schließung von bis zu 90 Standorten der insolventen Galeria Karstadt Kaufhof GmbH und den weitreichenden personellen Folgen überrascht uns. Sie weicht zudem deutlich von den bislang – auch öffentlich – bekannten Aussagen zum Umfang der Schließungen und des seitens des Insolvenzverwalters verkündeten Zeitplans ab. Dies erfordert eine Neubewertung der Lage.“ Er wolle sich mit den Gremien seines Unternehmens „Buero.de“ schnellstmöglich treffen, um diese „Horrornachricht“ zu besprechen, neu zu bewerten und eine mögliche Überarbeitung des Angebotes zur Übernahme zu erarbeiten. „Möglicherweise bieten sich nun in weiteren Städten Chancen für das buero.de-Konzept", berichtet er.

    Bezahlung nach Tarif

    Sollte der Unternehmer im kommenden Jahr seinen Plan in die Tat umsetzen können, möchte er alle Mitarbeiter der favorisierten Warenhäuser übernehmen und sie nach den tarifvertraglichen Regelungen des Einzelhandels bezahlen: „Eine Wiederaufnahme der Regelungen eines Sanierungstarifvertrages ist ebenso wenig vorgesehen wie neue Regelungen diesbezüglich zu verhandeln. Bekanntlich halten wir die Beschäftigten für den größten Schatz des Unternehmens. Diesen kann man nur bewahren, wenn attraktive Rahmenbedingungen bestehen. Dazu zählt ein innovatives Konzept, eine zeitgemäße Warenpräsentation, die stärkere Vernetzung von stationär und online, aber natürlich auch eine Vergütung, die sich an den aktuellen Marktgegebenheiten orientiert. Entsprechend gab und gibt es für uns keine Frage, dass wir bei einem Gelingen der Übernahme zu tarifvertraglichen Regelungen zurückkehren, auch um ein klares Bekenntnis an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu geben.“

    Die Goslarer Filiale wird immer weniger gepflegt, und es wird auch immer mehr gespart. Seit Monaten funktioniert nur einer von zwei Aufzügen, Rolltreppen sind nicht in Betrieb, und auch das Wasser auf den Toiletten des Restaurants ist eiskalt. Macht sich der Detmolder Sorgen über marode Warenhäuser? „Es scheint nicht nur einen Investitionsstau, sondern auch einen Wartungsstau zu geben. Der Zustand der Filialen kommt aber für uns nicht überraschend.“
    Luftnummer?

    Regelmäßig verschickt der 48-Jährige ungefragt Statements an die Presse und präsentiert auf seiner Unternehmens-Website stolz ganz oben die Medienberichte über seine Übernahmepläne. Aus Kreisen um das Insolvenz-Team hat die GZ exklusiv erfahren, dass man eine eventuelle Luftnummer hinter Schöns Rettungsplänen nicht ausschließt und einen möglichen PR-Gag in dem Übernahmekonzept vermuten könnte. Ob das so ist, das steht derzeit nicht fest.

    Viel weiß man über den Unternehmer nicht. Ein Blick auf sein Profil bei „LinkedIn“ verrät, dass er in London Wirtschaft studiert und für die Commerzbank und die Sparkasse in leitenden Positionen gearbeitet hat. Heute ist er Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Schön & Co. und führt die „Schön & Co. Kinderstiftung“. Nach dem Tod seines Vaters im Frühjahr 2021 übernahm er auch den Online-Schreibwarenhändler „Buero.de“. Insgesamt beschäftigt Schön laut eigenen Angaben etwa 200 Mitarbeiter. Welchen Umsatz das Unternehmen macht, darüber gibt der Ostwestfale keine Auskunft.
    Verhandlungen aufgenommen

    Die Parteien dürfen sich aufgrund einer Vertraulichkeitsvereinbarung nahezu gar nicht zu neuen Absprachen äußern. Es scheint jedoch so, als würden die Verhandlungen bereits in vollem Gange sein, wenn man zwischen den Zeilen des Pressesprechers von Geiwitz lesen mag. Er berichtete in einer Pressemitteilung: „Aus Gründen der Vertraulichkeit kann und möchte ich nicht bestätigen, dass zwischen dem Galeria-Management und Herrn Schön bereits konstruktive Gespräche stattgefunden haben – werde dies aber auch nicht dementieren.“


    Quelle: GZ

    Gruß Toni

  2. Danke von:

    thronerbe (22.12.2022)

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