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Thema: Nicht nur der Wintersport im Harz steckt in der Krise

  1. #1
    Schießhauer Avatar von märklinist
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    Ausrufezeichen Nicht nur der Wintersport im Harz steckt in der Krise

    Hallo in die Runde,

    manigfaltig sind die Probleme in der gesamten Harz- und Harzvorlandregion. Spät, aber immerhin jetzt dann wohl doch, hat ein Liftbetreiber in Torfhaus angekündigt vor der neuen Wintersaison 2024/25 seine Anlage abzubauen. Der Grund ist einfach zu erklären, nur an 11 Tagen hatte es sich in der jetzt zu Ende gehenden Saison gelohnt diie Anlage zu betreiben. Das wir bundesweit nicht mehr mit schneereichen Wintern rechnen können, das wurde bereits schon in der ersten Hälfte der neunziger Jahre von Wissentschaftlern, Klimaexperten und Meterologen bestätigt. Wer sich mal die Mühe machen möchte, googelt mal nach Chrash 2030, das ist eine 45 minütige Dokumentation, die damals im öffentlich-rechtlichen Fernseh gezeigt wurde. Leider, muss man sagen, das viele Prognosen aus der Zeit schon vor 2030 Wirklichkeit wurden. Der Wintersport jeglicher Art im Harz ist Geschichte, man kann nicht mehr damit rechnen das wir schneereiche und kalte Winter bekommen, wo eine geschlossene Schneedecke tagelang liegen bleibt. Viel früher hätte man im Harz und Harzvorland Alternativen planen und bauen müssen.

    Nun sind auch noch die Gästezahlen um 25 % gegenüber des Vorjahres zurückgegangen, auch dies hat diverse Gründe, natürlich die Inflation, aber wenn man sich in Goslar oder anderen Orten im Harz umschaut wird man feststellen, das es viele Leerstände gibt, das geht vom kleinen Laden an der Ecke bis hin zu großen Hotels, sogar das Kaiserworth und das Brusttuch und das im Herzen der Altstadt, wo es jedem Tourist gleich ins Auge fällt. Die Straßen kann man als solche schon garnicht mehr bezeichnen, das sind eher "besser ausgebaute Feldwege", wo man von einem Schlagloch ins nächste fährt. Das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem zu teuer und zu wenig Angebot an Fahrten. Mit der Bahn in Goslar oder Bad Harzburg ankommen, erinnert nicht an das 21. zigste Jahrhundert, eher kurz nach dem Ende der Dampflokära, langsam, oft Zugausfälle kleine Triebwagen.

    Ein totales Nogo, Hotelpersonal oder Restaurantpersonal in schwarz gekleidet, dazu rote Hosenträger und Turnschuhe, das ist eher ein Outfit eines Clowns, oder Comedian, geeignet für den Zirkus oder TV-Show. Und wenn man sich dann noch von diesem Personal lustlose Sprüche anhören muss, auf die Frage, wo das Besteck ist und man die Antwort bekommt, steht doch im Bierglas, das ist unterste Kategorie, eher was wie es vielleicht bei Fastfoodketten gemacht wird. Hotelpersonal hat stets angemessen gekleidet und sauber im Stil des Hauses in Erscheinung zu treten, ebenso ist das eine gewisse Höflichket Normalität, denn der Gast ist immer "König".

    In einigen Harzorten standen Gäste vor Gastrobetrieben die wegen Personalmangels entweder komplett geschlossen waren oder nur stundenweise am Tage geöffnet waren. Eine Kugel Eis wurde von einem Betreiber in Goslars Altstadt für 2,40 € angeboten und das war bereits im Jahr 2022 und alle Sorten waren noch nichtmal verfügbar die auf der Eiskarte standen. 2,40 € da kann kann man ja gleich in einem 5 Sterne Hotel ein Eis essen.

    Auffällig hoch auch die Benzinpreise gegenüber anderen Regionen, zum Beispiel im Rhein/Maingebiet, der Liter Superbenzin lag hier in der Region zum Teil 15 Cent über dem, was man zum Beispiel in Kassel oder Fulda bezahlt. Der Sprit ist immer der gleiche, egal ob bei einer Markentankstelle oder freie Tankstelle und mit den Anlieferungskosten hat das auch nicht groß was zu tun. Auf Nachfrage bei einem Händler in Bad Harzburg, warum das Benzin hier so unverschämt teuer war im letzten Jahr, bekam ich eine ehrliche Antwort, wegen der Touristen sagte mir der Inhaber und fügte noch hinzu, das leider auch die Einheimischen die hohen Preise zahlen müssen.

    In Bad Harzburg gleicht nicht nur das Bahnhofsgebäude eher einer Ruine, sondern ab Ende März macht auch noch die Poststelle in der Bummelmeile zu. Ein großes Problem nicht nur für die Bevölkerung, auch für Touristen, man bekommt dann noch nicht mal eine Briefmarke und wer nicht zu Hause war, wenn ein Paket kommt, der wird wohl weite Wege fahren müssen um sein Paket irgendwo abzuholen. Im übrigen, bis Ende 2025 schließen auch die Postfilialen in Bündheim und Harlingerode. Die Postbank zieht sich ebenfalls zurück. Lapidare Antwort, die Bürger müssen dann halt Onlinebanking machen.

    Im allgemeinen immer höhere Kosten und weniger Service, egal in welchem Bereich. Die Privatisierung von Bahn, Post, Gesundheitswesen, Öffentlicher Dienst und Nahverkehr wurde nicht besser für die Bürger, sondern erheblich schlechter und teurer.

    Warum werden neue Hotels gebaut, wenn ehemals angesehene Häuser geschlossen sind? Hotels die leer stehen könnte man sanieren und auf den Stand der Zeit bringen. Ich vermute, das Investoren spekulieren, bis sie solch Immobilie gewinnbringend verkaufen können, so wie es auch mit vielen anderen Gebäuden, zum Beispiel Wohngebäuden gemacht wird.

    Die gesamte Region befindet sich im Sinkflug und wenn da nicht unverzüglich gegengesteuert wird, droht ein Desaster. Weniger Toursiten bedeutet, weniger Umsatz, weniger Steuerennahmen, zu hohe Preise in der Gastronomie bedeutet Kaufzurückhaltung, b.z.w. Verzehrzurückhaltung mit dem Problem das der Umsatz einbricht, Personal reduziert werden muss oder gar ganz geschlossen werden muss. Zudem steigende Arbeitslosigkeit verbunden mit höher werdenden Sozialausgaben. Abwanderung der jüngeren Bevölkerung, so wie es in vielen Harzorten seit Jahren schon geschieht, die hohen Kosten wie Straßenreinigung müssen dann immer weniger Bürger tragen.

    Der Harz ist eine Region die wirtschaftlich zum größten Teil auf Touristik ausgerichtet ist. Natürlich können wir nichts daran ändern, das wir keine richtigen Winter mehr haben. Was man aber ändern kann, das man sein Stadtbild in Ordnung hält, das man Freizeitangebote schafft die für jede Jahreszeit geeignet sind und das im allegemeinen alles zu normalen Preisen zu haben ist. Das Unternehmen ihr Personal anhalten auf Freundlichkeit und angemessener Arbeitsbekleidung und gepflegten Äußeren. Das eine Grundversorgung vorhanden ist, wie Post, Telefonanbieter, Banken, ein guter öffentlicher Nahverkehr zu günstigen Preisen, ein Einzelfahrschein der Preisstufe 1 mit 3,40€ ist für viele Bürger nicht mehr bezahlbar und Touristen schreckt sowas auch ab, es sein denn die haben genug Geld und denen Presie egal sind.

    In diesem Sinn
    der märklinist

  2. Danke von:

    Oliver1970 (24.02.2024),sanpatricio (25.02.2024)

  3. #2
    Schießhauer Avatar von Trichtex
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    Moin!

    Was wir im Augenblick erleben, ist kein Niedergang, sondern ein Wandel. Damit meine ich nicht (nur) den Klimawandel, sondern vor allem den gesellschaftlichen. Die Forderung nach Investitionen ist ja gut und schön, aber private Investoren sind eher vorsichtige Menschen, die in aller Regel einen möglichst raschen "Return of Invest" erwarten. Viele mutige Projekte hingegen gehen mit schöner Regelmäßigkeit den Bach runter. Baut einer etwas auf, was gut angenommen wird, ist er ein Visionär, geht es hingegen schief, war das allen natürlich vorher schon klar.

    Ein zukunftsträchtiges Tourismussegment liegt sicher im Downhill-Sport, während man Motorradfahrer lieber vom Harz fernhalten möchte (Rüttelstreifen, Fahrverbote, unsinnige Tempolimits...). Gewandert wird ebenfalls noch. Und sonst?

    Viele touristische und gastronomische Betriebe sind wirtschaftlich auf heißer Nadel gestrickt. Ein oder zwei schwache Jahre können da schon das Aus bedeuten. Ich sag' mal: Na und? Wir werden sehen, wohin der Wandel führt. Ein Zurück zu den goldenen Zeiten vor 1989, als der Harz das Naherholungsgebiet der Berliner war (ist er für viele Motorradfahrer übrigens immer noch, aber die will man ja nicht haben) und es die Zonenrandförderung gab, wird es nicht geben.

    Liebe Grüße

    Gunther
    Geändert von Trichtex (25.02.2024 um 10:05 Uhr)

  4. Danke von:

    A.C. (25.02.2024),Andreas (25.02.2024),gidaso (24.02.2024),thronerbe (24.02.2024)

  5. #3
    Gedingeschlepper Avatar von gidaso
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    Der Meinung bin ich auch, es ist die Zeit des Wandels, wie eigentlich immer. Ich denke sogar, dass das notwendig ist. Wir sind zu statisch und bequem geworden. Forderungen werden nur an andere gestellt. Work-life-balance, Rente mit 63 ohne Abzüge, nach dem Schulabschluss erstmal ein Jahr Pause zur Erholung ...
    Wie soll denn da noch irgend etwas bewegt werden? Wir sollten froh und dankbar sein, dass es bei uns so lange bergauf ging. Wie sang die Knef "von nun an gings bergab". Ist doch normal. Rauf und runter geht's im Leben.
    Und vielleicht nicht immer nur auf die anderen hoffen. Auch im Alter (ich bin 72) kann man offen sein für Veränderungen.
    Schöne Grüße
    gidaso

  6. Danke von:

    A.C. (25.02.2024),Andreas (25.02.2024),Trichtex (25.02.2024)

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