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Thema: Goslar während der Nazi-Zeit

  1. #1
    Gedingeschlepper Avatar von joachim-fricke
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    Standard Goslarer Reiseprospekt aus der NS-Zeit

    Hallo,

    aus meiner Sammlung möchte ich Euch ein altes Reiseprospekt (neudeutsch: Flyer) aus der NS-Zeit zeigen.

    Zur Information: http://www.technikmuseum-online.de/h...en/stgb_86.htm









    Viele Grüße

    Joachim

    http://www.technikmuseum-online.de

  2. Danke von:

    blueshark (16.09.2020),darkmel (01.11.2021),Eule (22.09.2014),märklinist (26.11.2015),nobby (11.04.2020),Sperber (31.01.2017),zeitzeuge (23.02.2015)

  3. #2
    Schießhauer Avatar von Verwaltung
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    Der Hohe Weg Nazimäßig geflaggt
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Name:	goslar, hoher weg im dritten reich.jpg 
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    Stadthalle mit Hakekreuz-Flaggen
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Name:	stadthalle goslar im dritten reich.jpg 
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    Bahnhof Goslar - propagandamäßig geschmückt.
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Name:	bahnhof goslar im dritten reich.jpg 
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  4. Danke von:

    nobby (11.04.2020),Schieferberg (19.06.2021),Sperber (31.01.2017),zeitzeuge (23.02.2015)

  5. #3
    Schießhauer Avatar von Birgit
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    Zitat Zitat von bergland Beitrag anzeigen
    man sollte aber in betracht ziehen das diese fotos eventuell gemacht wurden als hier die reichsbauerntage stattfanden ... goslar reichsbauernstadt ... weiß auch kaum jemand ...
    kurz zur Geschichte, wenns Recht ist:

    Goslar Reichbauernstadt:
    Im Jahre 1934 wurde Goslar lt. Bechluss der Reichsregierung zum Sitz des Reichsnährstandes ausgebaut.1936 offizieller Titel für Goslar : "Reichsbauernstadt". Das NS - Regiem fand Goslar als passenden Ort hierfür, da Goslar eine ruhmreiche deutsche Geschichte hatte (Germanentum/Heinrichskult). In Goslar fanden von da an zentrale Erntedankfeste statt, an denen viele tausend Landwirten teilnahmen. Der Festakt fand in der Kaiserpfalz mit einem abschließenden Zapfenstreich statt.
    Jedoch nur in den Jahren 1934, 35, 36, 38 statt. Da man auch plante Ministerien aus Berlin nach Goslar zu verlagern, dachte man daran große Gebäude in Goslar zu bauen, was jedoch nicht mehr realsierbar war, da der Krieg ausbrach. Gebaut wurde aber z.B. Schulen, unter anderem eine Beamtenakademie und eine Bauernhochschule. Für Großveranstaltungen entstand die erwähnte Stadthalle mit 3000 Sitzplätzen. Sie brannte 1948 aus.
    Des Weiteren entstand die Jugenherberge (1937) und ein kleiner Verkehrsflughafen am Fliegerhorst, welcher zugleich Standort einer Garnison Fallschirmjäger wurde.


    Lazarettstadt Goslar:
    Goslar wurde 1939 zur Lazarettstadt, da es viele Hotels gab, die entsprechenden nutzen konnte. Was für ein Glück für Goslar.
    So wurde es vor den Bombenangriffen so gut wie verschont.

    Aus den Geschichtsunterlagen meiner Tochter kann ich entnehmen, dass Hitler 1934 mit Rommel in Goslar war ..... und dies bestätigt auch Wikipedia.

    http://upload.wikimedia.org/wikipedi...ompanie_ab.jpg

    http://de.wikipedia.org/wiki/Goslar

    Dieses Bild war, wenn ich mich richtig erinnere auch entweder in meinem oder im Geschichtsbuch meines Bruders. Da diese Bücher aber leider nicht mehr vorhanden sind, hab ich mal kurz geschaut, ob ich es im www finde.

    Meine Familie kam erst nach dem Kriege nach Goslar und deshalb existieren in unseren Alben leider keine Bilder aus dieser Zeit. Anders sieht es bei Bekannten von mir aus. Die haben tatsächlich reichlich davon. Mal schauen, ob ich, wenn ich sie erreiche, ist vor Weihnachten immer schlecht, das eine oder andere Bild ausborgen kann.

    Liebe Grüße
    Birgit
    Geändert von Birgit (13.12.2011 um 08:13 Uhr)

  6. Danke von:

    Justus (17.07.2023),Sperber (31.01.2017),zeitzeuge (23.02.2015)

  7. #4
    Schießhauer Avatar von bergland
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    Zitat von Birgit : Aus den Geschichtsunterlagen meiner Tochter kann ich entnehmen, dass Hitler 1934 mit Rommel in Goslar war

    Erwin Rommel wurde am 01.10.1933 Kommandeur der sogenannten " Goslarer Jäger " ( Kasernen wurden dann später vom BGS genutzt ) , als Hitler Goslar im Sept.1934 besuchte traf er erstmals auf Rommel , Rommel war zu diesen Zeitpunkt noch Major , einer von vielen Offiziere für Hitler und der Öffentlichkeit .

    Zitat Birgit : Lazarettstadt Goslar:
    Goslar wurde 1939 zur Lazarettstadt, da es viele Hotels gab, die entsprechenden nutzen konnte. Was für ein Glück für Goslar.
    So wurde es vor den Bombenangriffen so gut wie verschont.


    offiziell gab es keine Lazarettstädte die deswegen von Bombenangriffe verschont blieben , es war für Goslar schlichtweg Glück das es hier kaum militärische Ziele ( bis auf den Fliegerhorst ) bzw. wirtschaftliche Ziele in der Stadt gab.
    In einer Dokumentation zum Kriegsende im Harz , die es mal in der GZ zu lesen gab , stand auch deutlich das die US-amerikanischen verbände in Astfelf stoppten und sich nicht nach Goslar reintrauten - Stichwort "Reichsbauernstadt" und mit SS-Verbänden innerhalb der Stadt rechneten , in Braunlage und den oberharzer Orten war es ja zu schweren Kampfhandlungen gekommen . Der einzige Grund warum keine Bombe auf Goslar fiel war wohl der das der damalige Oberbürgermeister den US-Amerikaner entgegengegangen ist , ihnen erklärte das es keine deutschen Truppenverbände in der Stadt gibt und sie die Stadt so kampflos einnehmen konnten - daraufhin wurde der Angriff der US-Airforce abgebrochen bzw. nicht gestartet ( die Bomber blieben am Boden ) ... die Stadt und der vermutete Wiederstand sollte , ich sag mal "plattgemacht" werden um nicht unnötige Verluste bei den amerikanischen Bodentruppen hervorzurufen ... Lazarettstadt war im Grunde genommen jede deutsche Stadt am Ende des Krieges , die über noch genug "heile" Bausubstanz von Hotels u.ä. verfügte um dort Lazarette einzurichten , daher der Name Lazarettstadt ... der Achtermann in Goslar war z.B eines davon.


    das mit den fallschirmjägern auf den Fliegerhorst ist mir neu , muss ich mal die Bücherregal von Vatern am nächsten Wochenende durchwühlen - stand auch ein Buch zum GS-Fliegerhorst bei.
    kurzers Zitat aus Wikipedia zum Flughafen : Zivile Nutzung (1925–1937) [Bearbeiten]Ab 1925 beginnen die ersten Schritte zur Suche eines geeigneten Geländes für einen neu zu errichtenden Flugplatz in der Umgebung der Stadt Goslar. Die Anlage sollte den Ort an das wachsende zivile deutsche Luftverkehrsnetz anschließen.

    Bereits im Oktober 1926 gab es auf der Fläche erste Flugbewegungen. Die offizielle Eröffnung des „Goslarer Flughafens“ findet am 19. Juni 1927 statt. Das Flugverkehrsaufkommen steigt auf über 200 Landungen im 1. Halbjahr 1931. Der Flughafen dient als kleiner regionaler Verkehrsflughafen und als Notlandeplatz für internationale Strecken wie Berlin-Köln-Paris. 1932 erfolgt die Inbetriebnahme der ersten Flugzeughalle.
    Geändert von bergland (13.12.2011 um 10:53 Uhr)

  8. Danke von:

    märklinist (26.11.2015),Sperber (31.01.2017),zeitzeuge (23.02.2015)

  9. #5
    Schießhauer Avatar von Birgit
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    @ Bergland
    Wieder eine Menge dazu gelernt. Töchterchen hat im letzten Schuljahr dieses Thema
    durchgekaut. Ist ja auch OK.
    Aus diversen Büchern und dem wurden dann gewisse Dinge zusammengetragen und niedergeschrieben.
    Ich bhabe wegen der Fallschirmspringer gerade einmal etwas gegoogelt
    schau mal hier http://de.wikipedia.org/wiki/Fliegerhorst_Goslar.

    Zitat:Mit dem Jahr 1937 zogen die ersten Luftwaffensoldaten der Aufklärungsgruppe 27 auf dem Flughafengelände ein.

    Bis zum Ende des 2. Weltkrieges in Europa 1945 war der nunmehr als Fliegerhorst bezeichnete Goslarer Standort mit verschiedenen auch wechselnden Einheiten belegt. Dazu gehörten u.a.:
    Aufklärungseinheiten (darunter Aufklärungsgruppen F 27, F 122),
    Lufttransporteinheiten (darunter Luftlandegeschwader 1, Transportgeschwader 3),
    Luftlandeeinheiten (Teile des Fallschirmjägerregiment 3 der 1. Fallschirmjäger-Division


    Liebe Grüße
    Birgit
    Geändert von Birgit (13.12.2011 um 13:32 Uhr)

  10. Danke von:

    zeitzeuge (23.02.2015)

  11. #6
    Schießhauer Avatar von AlterSchirm
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    Vielleicht sollten wir interessierten Laien hier mal wieder ein bisschen detailliertere Geschichte ergänzen. Nationalsozialismus in der Region ist leider ein dunkles und intensives Kapitel in der Goslar nicht unbedingt eine rühmliche Rolle gespielt hat. Teilweise sicherlich getrieben von einer außer Kontrolle geratenen Diktatur, aber auch in nicht geringem Maß aus Überzeugung der hier lebenden Bürger.

    Begonnen hatte die ganze Sache im Harz eigentlich mit der Tagung der Nationalen Opposition am 13.10.1931 in Bad Harzburg, dort schlossen sich die verschiedenen antirepublikanischen Gruppen zur nationalen Front zusammen, die letztlich im Januar 1933 zur Machtübernahme Hitlers führte, als er von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde.

    Während die Ortsgruppe der NSDAP, im Jahr 1924 gegründet, 1927 noch nahezu heimlich im Weißen Schwan ihre Zusammenkünfte abhielt, erhielt sie bei der Kommunalwahl 1930 fast ein Drittel der Stimmen, das war etwa das dreifache des Durchschnitts in ganz Deutschland. Die großen Versammlungen wurden jetzt im Kaisersaal (dem Odeontheater) abgehalten.

    In Goslar wurden am 12. März 1933 die Gemeindewahlen durchgeführt, die die NSDAP mit über 60% gewann. Es gab nur noch 8 Abgeordnete anderer Parteien. Gleich im Verlauf der ersten Sitzung des neu gewählten Gremiums wurde die Umbenennung der Rosentorstraße in Adolf-Hitler-Straße sowie der Klubgartenstraße in Hindenburgstraße beschlossen. Damit gehörte Goslar zu den Vorreitern in Deutschland. Der Sitz der NSDAP war jetzt im Haus Mauerstraße 24 – (ja, Uwe, genau gegenüber); später Polizeigebäude und vielleicht bald Seniorenresidenz?

    Um die Kontinuität der deutschen Geschichte als herrschendes Ariervolk zu unterstreichen, wurde Goslar als Kaiserstadt konsequent mit in die Propaganda einbezogen. Im Januar 1934 erklärte der in Argentinien geborene Reichsbauerführer Ricardo Walther Oscar Darré, der sich in Deutschland Richard Walther Darré nannte, Goslar zum Sitz des Reichsnährstandes. Goslar wurde damit die Schaltstelle der „Blut und Boden“ Propaganda der NSDAP.
    http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ak200637/index.html
    Ab 1934 fanden im Herbst jeden Jahres 2 große Veranstaltungen in Goslar statt, nämlich die Rahmenfeierlichkeiten zum Erntedankfest (das Fest selber fand auf dem Bückeberg statt) zum Monatswechsel September / Oktober und der Reichsbauerntag im November. 1937 fiel diese Veranstaltung auf Grund der Maul- und Klauenseuche aus und ab 1939 wegen des Krieges.
    Nach der Feier des Erntedankfestes auf dem Bückeberg in der Nähe von Hameln im Jahr 1934 fuhr Hitler umgehend zu den Feierlichkeiten in Goslar, dabei entstand das oben verlinkte Foto mit Herrn Hitler vor der Kaiserpfalz. Zwei Jahre später wird die Stadt offiziell zur Reichsbauernstadt ernannt und das Dorf Jerstedt zum Reichmusterdorf erklärt.
    Eine besondere Anekdote ist, dass Hitler die Gemälde der Kaiserpfalz nicht gefielen, weil er sich gegenüber von Barbarossa et al. zu klein vorkam und diese in seiner Anwesenheit abgedeckt werden mussten.
    Um die Menschenmengen bei solchen Großveranstaltungen unter zu bringen wurde 1934 der Bau der Goslarhalle begonnen, deren Fotos oben zu sehen sind und die aus ungeklärter Ursache 1948 bis auf die Grundmauern abbrannte. Mit viel Suche kann man heute noch einige Reste zwischen den Bäumen und Büschen finden.
    Das Grabmal Darrés, der seine letzten Jahre in Bad Harzburg verbrachte, befindet sich auf dem Friedhof an der Hildesheimer Straße.

    Es gehörte zum Regime, dass bestimmte Menschen unterdrückt wurden. Dabei waren politische Gründe so gut wie rassistische. Noch heute gilt, dass ein gemeinsames Feindbild Menschen unterschiedlicher Gruppierungen vereinen kann. Dies machte man sich auch im dritten Reich zu Nutze.

    Der Weg dazu war ausgerechnet von einem Goslarer Bürger, Dr. Friedrich Lange, bereitet worden. Er war am 10.1.1852 in der Schielenstraße 5 geboren worden und gilt als der Urheber der Rassentheorie und des „reinen Deutschtums“ er gründete 1894 den „Deutschen Volksbund“ 1943 ließen die Nationalsozialisten zu seinem 25. Todestag eine Gedenktafel am Haus anbringen.

    In Goslar sichtbar wurde die Unmenschlichkeit der Rassentheorie, wie fast überall in Deutschland, an der Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Mitbürger. Schon in den 20er Jahren begann man den Hass auf jüdische Mitbürger zu schüren. In der GZ erschienen einige Artikel mit antijüdischen Inhalten. Unter den Bürgern tat sich besonders Heinrich Pieper, der Besitzer des Achtermannes hervor, der sich rühmte jüdischen Mitbürgern keine Unterkunft zu gewähren und der über seiner Eingangstür ein Schild „Vergesst nie den Schmachfrieden von Versailles“ anbrachte. (Siehe Bild aus dem Stadtarchiv).
    Systematisiert wurde die Verfolgung mit der Machtübernahme in Goslar. Zu dieser Zeit lebten etwa 50 jüdische Bürger in Goslar, die, solange es ging, der Stadt und dem Reich den Rücken kehrten. 1939, bei Kriegsbeginn, war die Zahl auf 22 geschrumpft und dies Zahl galt noch, als 1942 auf der Wannseekonferenz die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen wurde.
    Anfang 1934 hatte die Stadt das alte Hirtenhaus am Trollmönch gekauft, um es wegen des schlechten baulichen Zustandes und vor allem weil es in die Glockengießerstraße hineinragte und den Verkehr erheblich behinderte, abreißen zu können.
    Dies war 1942 aus Kostengründen noch nicht geschehen und so erschien das halb verfallene Haus als geeignete Kasernierungsstelle für jüdische Mitbürger, bis zu deren Abtransport. Teilweise lebten 10 Personen auf den knapp 25 m² Wohnfläche des Goslarer „Judenhauses“ - und mussten dafür auch noch Miete an die Stadtkasse zahlen. Die letzte Deportation nach Theresienstadt fand erst wenige Wochen vor Kriegsende am 19. Februar 1945 statt. Insgesamt starben 21 Goslarer Juden durch die Gewalt der Nazi-Diktatur. Ihre Namen und auch die einiger Überlegender sind seit dem 9. November 1988 auf der Gedenktafel am Trollmönch nachzulesen.

    Nach der Übernahme der Macht sollten auch politische Gegner mundtot gemacht werden. Nachdem am 28. Februar 1933 die KPD verboten und in den Untergrund gedrängt wurde, kam es im September 1933 zu einer Verhaftungswelle von 25 Mitgliedern der KPD, die allesamt angesehene Goslarer Bürger waren. Diese saßen zunächst im Gefängnis des Amtsgerichts ein, bis sie unter der Anklage des Hochverrats nach Berlin überstellt wurden.

    Mit dem Ausbruch des Krieges und der Unterdrückung der besiegten Nationen kam eine weitere Facette der brutalen Unmenschlichkeit des Rassismus zum tragen. Hunderttausende Menschen wurden aus ihrer Heimat zur Zwangsarbeit in Lagern eingepfercht und hausten unter elenden Bedingungen oft unterernährt in Behelfsunterkünften. In nahezu allen größeren Betrieben in und um Goslar gehörte Zwangsarbeit zur Tagesordnung; allein im Rammelsberg im Lauf der Jahre etwa 5000 Personen. Die Lager waren meist außerhalb der Stadt, nur die Ostarbeiterinnen der Greifwerke wohnten in der Zehntstraße 6 und der Bergstraße 2 unter vergleichsweise guten Bedingungen.

    Im Zusammenhang mit der Zwangsarbeit muss auch noch der sogenannte Todesmarsch von der V2 Produktionsstätte Mittelbau Dora zum Bahnhof in Oker genannt werden, bei dem praktisch zum Kriegsende, am 8. April 1945, die letzten 3500 noch „gehfähigen“ Häftlinge mit Waffengewalt und Peitschenhieben von Osterode, wo der Eisenbahnzug liegengeblieben war, über den Harz getrieben wurden. Wer nicht mehr gehen konnte wurde erschossen oder erschlagen und liegen gelassen, genau so wie die, die in der kalten Nacht erfroren. Es ist nicht genau bekannt, wie viele den Bahnhof in Oker noch erreichten. Dort wurden sie wieder zu je mindestens 80 Personen in Güterwagons eingesperrt nach Gardelegen transportiert, wo die, die die tagelange Fahrt ohne Wasser und Brot überlebten, in der Isenschnibber Feldscheune bei Gardelegen am 13. April 1945 auf benzingetränktem Stroh zusammengepfercht und entweder erschossen oder lebendig verbrannt wurden. Nur 25 Menschen haben die Todesmärsche, der über Oker war nicht der einzige, nach Gardelegen überlebt und wurden knapp 24h später durch die US Armee befreit.
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Achtermann 1920.jpg   Gedenktafel Judenhaus.jpg  
    Geändert von AlterSchirm (22.12.2011 um 12:40 Uhr)
    Alles Liebe
    Jan

  12. Danke von:

    Andre Immenroth (09.01.2015),Andreas (22.02.2015),blueshark (16.09.2020),Justus (17.07.2023),Sperber (31.01.2017),Susanne-K. (16.12.2013),zeitzeuge (23.02.2015)

  13. #7
    Schießhauer Avatar von Speedy
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    Hallo Alter Schirm,

    das in dem Gebäude der alten Polizei die NSDAP Ihren Sitz hatten wußte ich schon. Ob dort eine Seniorenresidenz gebaut wird, halte ich im Moment für fraglich. Von mir aus muß sie nicht gebaut werden.

    Einige Sachen aus Deinem Bericht habe ich schon gewußt, für die restlichen Infomationen nochmals vielen Dank.

    Noch eine Frage zu den Zwangsarbeiter. Haben die im Lager Hahndorf gewohnt, wo jetzt die Mülldepenie ist?
    In der Baßgeige steht auch eine Gedenktafel, allerdings weiß ich nicht mehr was dort geschrieben steht. Es könnte mit dem Lager Hahndorf zu tun haben.
    Gruß
    Uwe

  14. Danke von:

    zeitzeuge (23.02.2015)

  15. #8
    Schießhauer Avatar von AlterSchirm
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    Hallo Uwe,

    hier eine Zusammenstellung der Lager in GS, soweit sie (uns) bekannt sind:

    KZ-Außenkommando des KZ Buchenwald (25.11.1940 - 7.12.1942): durchschnittlich 60 - 80 KZ-Häftlinge, das war das Lager in Hahndorf.
    KZ-Außenkommando des KZ Neuengamme (Oktober 1944 - Ende März 1945): 15 KZ-Häftlinge
    ZL Fliegerhorst: 80 Arbeiter
    ZL im Schleeke der Chemischen Fabrik Gebr. Borchers AG: 550 Arbeiter
    ZL Erzbergwerk Rammelsberg: 350 Arbeiter
    ZL Goslarer Kleinbetriebe am Petersberg: 200 Arbeiter
    ZL Reichsbahnlager Astfelder Straße: 100 Arbeiter
    ZL Grauhof (2 Lager): 100 Arbeiter
    ZL Weinbrunnen, Clausthaler Straße: 50 Arbeiter

    Die Zahlen spiegeln die Belegung der Lager bei Kriegsende wider, man kann aber davon ausgehen, dass dies in etwa der Durchschnittsbelegung entspricht. Viele der Arbeiterinnen und Arbeiter überlebten nicht lange, so dass ständig neue Gefangene nachgeliefert werden mussten.

    Ein besonders grausames Kapitel des Lagerlebens spielte sich möglicherweise in Lautenthal im "Beobachtungslager Waldschlößchen" ab. Vermutlich wurden dort die Kinder der vergewaltigten Ostarbeiterinnen, die man nicht mehr rechtzeitig abtreiben konnte, entbunden, gesammelt und zu Tode gepflegt. Schließlich sollten die Arbeiterinnen wieder arbeiten. Bisher gibt es keine eindeutigen Quellen oder Forschungergebnisse hierzu, aber deutliche Verdachtsmomente in Berichten von Zeitzeugen. Mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich darüber nachdenke...
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Gedenkstein KZ-Außenlager Buchenwald.jpg   Inschrift.jpg  
    Geändert von AlterSchirm (13.12.2011 um 17:06 Uhr)
    Alles Liebe
    Jan

  16. Danke von:

    Andreas (22.02.2015),Sperber (31.01.2017),zeitzeuge (23.02.2015)

  17. #9
    Gedingeschlepper Avatar von Doro
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    Erwähnenswert finde ich auch die Tatsache. daß der damalige OB Heinrich Droste (NSDAP Mitglied seit 1929), nach dem Krieg bis weit in die 50er Jahre für die FDP im Rat der Stadt Goslar saß. Das nenne ich doch die richtige 'Vergangenheitsbewältigung'. Droste war OB von 1933 bis 1945.

    Hier übrigens einige sehr interessante Buchempfehlungen:

    Peter Schyga - Goslar 1918 - 1945
    Von der nationalen Stadt zur Reichsbauernstadt des Nationalsozialismus

    Frank Heine - Der nationale Kandidat heißt Hitler
    Die Goslarsche Zeitung und der Aufstieg der NSDAP 1928 bis 1933

    Jude - ein Unwort?
    Die lange Geschichte einer kurzen Straße in Goslar v. Andreas Müller

    Die ersten beiden herausgegeben vom Goslarer Fundus. Band 46 + 45, das letzte vom Goslarer Geschichtsverein.

    Gruß
    Doro

  18. Danke von:

    Sperber (31.01.2017),zeitzeuge (23.02.2015)

  19. #10
    Schießhauer Avatar von Verwaltung
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    Hier eine Ergänzung - es geht um die Zwangsarbeit im Harz:
    NS-Zwangsarbeiterlager im Westharzgebiet - ein verdrängtes Stück Industrie- und Heimatgeschichte
    Quelle: http://www.knolle.privat.t-online.de/lager.htm

    Und hier noch eine Liste der Zwangsarbeiterlager (ZL) im Raum Goslar:

    • KZ-Außenkommando des KZ Buchenwald (25.11.1940 - 7.12.1942): durchschnittlich 60 - 80 KZ-Häftlinge
      KZ-Außenkommando des KZ Neuengamme (Oktober 1944 - Ende März 1945): 15 KZ-Häftlinge

      ZL Fliegerhorst: 80 Arbeiter
      ZL im Schleek der Chemischen Fabrik Gebr. Borchers AG: 550 Arbeiter
      ZL Erzbergwerk Rammelsberg: 350 Arbeiter

      ZL Goslarer Kleinbetriebe am Petersberg: 200 Arbeiter
      ZL Reichsbahnlager Astfelder Straße: 100 Arbeiter

      ZL Grauhof (2 Lager): 100 Arbeiter

      ZL Weinbrunnen, Clausthaler Straße: 50 Arbeiter

    Verantwortung der heutigen Firmen und Nachfolgefirmen
    Auf die allermeisten dieser Lager im Harz, in denen sich teilweise grausame Schicksale abgespielt haben, verweisen keine Tafeln oder Gedenksteine; ihre Geschichte ist bisher nur ansatzweise erforscht und dargestellt und muss zumeist erst noch geschrieben werden.
    Eine besondere Verantwortung kommt hierbei den Firmen bzw. Nachfolgefirmen zu, die heute für die Produktions- bzw. Lagerstandorte von damals verantwortlich sind.
    Beispielhaft seien genannt:

    - Borchers AG/H.C.Starck GmbH & Co. KG (Zwangsarbeit in den gleichnamigen Firmen in Goslar)
    - Harzer Grauhof-Brunnen (Zwangsarbeit in der Mineralwasserabfüllung in Goslar-Grauhof)
    - Harzwasserwerke GmbH (Zwangsarbeit an einigen Harztalsperren)

    - Hoesch (Zwangsarbeit in den Metallwerken Silberhütte)

    - Krupp (Kruppsche Bergverwaltung Bad Harzburg)

    - Mitteldeutsche Sprengstoffwerke GmbH MSW (Zwangsarbeit in der gleichnamigen Firma in Langelsheim)

    - Piller GmbH (Zwangsarbeit in der gleichnamigen Firma in Osterode)

    - Preussag AG (Zwangsarbeit in den Harzer Erzbergwerken und Hütten)

    Die Preussag arbeitet die Geschichte ihrer Zwangsarbeit nach langem Zögern nunmehr aktiv auf; von den anderen genannten Firmen sind bisher erst Ansätze, z.T. jedoch gar keine Aktivitäten bekannt geworden.
    Geändert von Susanne-K. (14.01.2012 um 14:34 Uhr)

  20. Danke von:

    Sperber (31.01.2017),zeitzeuge (23.02.2015)

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